expertum GmbH | 47803 Krefeld
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Wer sich in Duisburg mit weißen Kitteln und Pipetten beschäftigt – und das nicht nur als Bühne für eine Instagram-Story –, landet früher oder später im Labor. Und genau hier, fernab von glänzenden Broschüren und Luftschloss-Karrieren, setzt der Beruf des Chemielabor Jungwerkers an. Klingt zunächst wie eine von vielen Zwischenstufen im industriellen Kosmos des Ruhrgebiets. Nur: Wer genauer hinschaut, merkt, dass es eher an eine Mischung aus Werkbank, analytischem Handwerk und nervenaufreibendem Geduldsspiel erinnert. Denn einfach ist hier gar nichts. Aber auch nicht unmöglich.
Hand aufs Herz: Der Begriff „Jungwerker“ ist vielleicht nicht jedem geläufig. Im Kern reden wir von Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung – meist als Chemikant, Chemielaborant, manchmal auch als Produktionsfachkraft Chemie – die sich zwischen Handarbeit, Messtechnik und Produktionsüberwachung bewegen. Ein Fuß im klassischen Labor, der andere schon fast in der Industriehalle. Man hantiert mit Chemikalien, prüft Proben, dokumentiert Ergebnisse und ist gefühlt immer auch Feuerwehrmann, sobald ein Routinenschritt nicht wie geölt läuft. Wer strukturiertes Arbeiten und ein Mindestmaß an Pragmatismus mag, findet sich hier bald wieder. Aber flüchtige Gemüter? Die werden vom Arbeitsalltag rasch eingefangen – spätestens, wenn’s beim Titrationsende mal wieder nicht piept.
Duisburg – wer glaubt, die Stadt sei allein für ihre stählernen Giganten berühmt, verdreht die Landkarte. Die chemische Industrie ist ein stiller Riese hier. Unzählige Labore an und um den Hafen, von Kosmetikzusatz bis Industriepolymer alles dabei. Den Jungwerker trifft man meist irgendwo in der zweiten Reihe: Da, wo es nicht nur nach Wissenschaft riecht, sondern nach Verantwortung. Analytische Prüfungen nach Norm, mitunter strengere Prozesse als Omas Rouladensonntag. Klar, es gibt Maschinen. Aber viele Kontrollen laufen noch per Hand, mit menschlichem Urteil und Routine. Wer da einen schlechten Tag hat, muss sich manchmal selbst austricksen, damit die Messreihe nicht zur Zickzacklinie verkommt.
Über Geld spricht man nicht? Blödsinn. Zumindest, wenn es um die Frage geht: Lohnt sich das? Fakt ist, das Gehalt bewegt sich im Duisburger Raum meist zwischen 2.500 € und 3.200 €, je nach Betrieb, Tarifbindung und Erfahrung. In großen Industrieparks, etwa entlang des Rheins, lässt sich mit tariflicher Anbindung gelegentlich auch mehr verhandeln – wobei solche Zahlen meist Hand in Hand mit Schichtdiensten und sauber dokumentierten Fehlzeiten gehen. Wer nach oben will – fachlich wie finanziell –, stößt irgendwann an eine Decke. Weiterbildung zur Chemietechnikerin, Meisterbrief oder gar ein duales Studium? Alles drin. Doch ehrlich: Wer erstmal ins Laborleben eingetaucht ist, merkt schnell, wie viel in Routine, Team und regionalem Know-how steckt – nicht immer nur in der nächsten Gehaltsstufe.
Manchmal, nicht oft, aber eben doch manchmal, frage ich mich, ob der Wandel in der Chemiebranche überhaupt im Labor ankommt. Die Digitalisierung? Klar, die kommt. Aber Excel-Tabellen ersetzen keine Nasenspitze, wenn’s nach Schwefeldioxid riecht. Die Stadt selbst verändert sich: Der Strukturwandel, das Ringen zwischen Tradition und Neuanfang, ist täglich zu spüren – auf der Straße wie am Arbeitsplatz. Gerade wer neu dazustößt, spürt diesen Mix aus altem Stolz und leisen Zukunftszweifeln. Das kann ansteckend und abstoßend zugleich sein. Und doch – vielleicht ist es genau dieses Spannungsfeld, in dem Jungwerker in Duisburg mehr sind als Statisten im Industriegetriebe: Sie sind Mitgestalter, Fehlerfinder, manchmal auch Improvisationskünstler. Wer Lust auf echten Laboralltag mit Ecken, Kanten und manchmal ölverschmierten Händen hat – ich sage: Willkommen im echten Duisburger Chemielabor.
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