Ed. Züblin AG | 18055 Rostock
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Manchmal blitzt der Gedanke auf, ob man wirklich alles digitalisieren muss – das Handskizzenbuch in die Ecke werfen, Lineale gegen Mausklicks tauschen? Und dann, nach einem Tag mit dem neuesten CAD-Programm, denkt man: Ohne Software – kein Plan. Zumindest nicht in Rostock. Denn hier, in dieser Stadt zwischen Wind, Werften und Uniklinik-Baustellen, sitzen CAD Fachkräfte an den Schaltstellen des technischen Fortschritts. Ganz schön großspurig? Möglich. Aber wer die Region kennt, weiß: Hier trifft Tradition auf Erneuerung, und mittendrin ist Raum für Leute, die sich zwischen Bytes und Baustellen wohlfühlen.
CAD – das ist viel mehr als technisches Zeichnen. Es geht um Präzision auf Knopfdruck, um digitale Modelle, die irgendwann zu echten Dingen werden: Bootsrümpfe aus GFK, Lüftungsschächte in Klinkerwänden, Stahlträger, die später den Himmel tragen. Die Rostocker Industrie spannt sich vom klassischen Schiffbau über Medizintechnikfirmen bis hin zu alternativen Energieanlagen, bei denen grüne Ingenieurskunst gefragt ist – und immer, wirklich immer, sind 3D-Pläne, Stücklisten und Konstruktionszeichnungen das Fundament.
In meinem ersten Monat als „der Neue“ bei einem Anlagenbauer in Bentwisch wurde mir schnell klar: Wer hier das CAD-Programm nicht im Griff hat, ist raus. Es gibt wenig romantische Mystik – aber staubtrockene Minuten, in denen es auf den Millimeter ankommt, die gibt es reichlich. Mein Vorgänger hat einmal einen Fenstersturz zu schmal geplant; ich durfte die Stunde mit der Bauleitung „verhandeln“. Lehrgeld – teuer, aber lehrreich.
Ein bisschen technisches Verständnis reicht nicht aus. Was viele unterschätzen: Ohne solide Ausbildung – oft als Technische/r Zeichner/in, Produktdesigner/in oder Mechatroniker/in – bleibt CAD eine Blackbox. Manche Quereinsteiger aus dem Handwerk schaffen es, weil sie zwei entscheidende Dinge mitbringen: die Vorstellungskraft für Maße im Raum, und den Willen, fünfmal nachzufragen, bis die Vorgaben wirklich stimmen.
Dann natürlich die Software. AutoCAD, SolidWorks, Inventor, manchmal noch CATIA, wenn einer der alten Hasen an die Werftzeit erinnert. Klingt nach Uni? Ist es aber nicht. Die eigentliche Kunst liegt darin, alte Handwerkslogik mit digitalem Denken zu verbinden. Wer in der Schule schon wegen Geometrie die Stirn gerunzelt hat: Kann werden, macht aber selten Spaß. Und noch ein abschließender Gedanke – die CAD-Welt ist alles, nur kein reines Einzelkämpfer-Feld. Wer nicht mit den Ingenieuren, Fertigern und Monteuren sprechen kann, verzettelt sich schneller, als ihm lieb ist.
Früher – so jedenfalls erzählen die älteren Kollegen – drückte einen der Arbeitsmarkt ganz schön flexibel hin und her. Heute: Ein bisschen anders. Rostock erlebt gerade eine Phase, in der erneut gebaut, saniert und auf technischen Fortschritt gesetzt wird. Unternehmen suchen Leute, die mehr können als den Standardplan. Viele stellen sich das starrer vor, als es hier ist. Wer bereit ist, zwischen Schiffbau, Medizintechnik (ja, Uniklinik lässt grüßen) und Energieanlagen zu jonglieren, findet realistische Einstiegsgehälter zwischen 2.600 € und 3.300 € – Abweichungen je nach Branche, Erfahrungsschatz, und, das darf man nicht unterschlagen, persönlicher Verhandlungsstärke. Pro-Tipp aus der Werkstatt: Wer sich mit Zusatzqualifikationen etwa in BIM oder parametrischem Konstruieren auskennt, hat die Nase meist vorn. Rostock ist digitalisierungswillig, aber noch nicht restlos digitalisiert. Bedeutet: Wer sich weiterentwickelt, eckt manchmal an – kommt aber meistens weiter.
Die Palette der Weiterbildungsoptionen in und um Rostock ist ehrlich gesagt überraschend vielfältig. Abendschulen, Fachkurse („Konstruktion im Windanlagenbau“), firmeninterne Trainings – manchmal sogar mit Unterstützung durch lokale Verbände oder die IHK. Das ist für Wechselwillige einer der größten Pluspunkte am Standort: Wer nach ein paar Jahren merkt, dass noch was geht, findet Wege.
Klingt das jetzt wie die große Zukunftsbranche? Vielleicht nicht in jedem Jahr – aber gerade wenn die Yachten wieder im Überseehafen liegen oder ein neues Forschungszentrum an der Warnow gebaut wird, merkt man: Hier wird nicht nur gezeichnet, hier entsteht ganz praktisch Zukunft. Und das, mit Verlaub, kann nicht jeder von seinem Arbeitsplatz behaupten.
Am Ende bleibt: Wer als CAD Fachkraft in Rostock arbeitet, sitzt irgendwo zwischen Altem und Neuem – und darf sich gelegentlich wundern, wie sehr zwei Klicks auf dem Bildschirm das Leben draußen verändern können.
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