Bühnenbildner Jobs und Stellenangebote in Hamm
Beruf Bühnenbildner in Hamm
Bühnenbildner in Hamm: Zwischen Staub, Kreativität und dem ganz normalen Wahnsinn einer Mittelstadt
Wer hier als Neuling im Bereich Bühnenbild landet – vielleicht frisch von der Uni, vielleicht auch quer eingestiegen über Kunst, Schreinerhandwerk oder Architektur –, den trifft die Hamm’sche Realität ungeschminkt. Wenig Schein, viel Sein. Kein Metropolen-Glamour, aber dafür eine erstaunliche Mischung aus Bodenständigkeit und Experimentierfreude. Das Stadttheater und die freien Gruppen – das ist kein einfaches Pflaster, aber eines mit durchaus rauem Charme. Manchmal rauher als der Pinselstrich am Freitagabend um halb zwölf. Doch Moment: Wer denkt, in Hamm gäbe es bloß Provinztheater und stille Kulissen, der irrt. Denn unterschätzt wird die Vielfalt, die sich aus kleinen Strukturen und engen Budgets entwickeln kann.
Was macht eigentlich den besonderen Reiz – oder auch Frust – dieses Berufsbilds in Hamm aus? Vorweg: Es ist kein Job, den man unbehelligt ausfüllt. Nachtschichten im Bühnenbau, schweißtreibende „Tag der offenen Tür“-Aktionen, Budgetverhandlungen mit der Dramaturgie. Manchmal fühlt es sich an, als müsse man mit einer Hand einen Pinsel, mit der anderen einen Akkuschrauber bedienen und dabei auch noch das Team koordinieren. Und ja, manchmal als Bühnenbildnerin auch diplomieren zwischen Intendanz und Beleuchter. Das Profil: Drei Viertel Visionär, ein Viertel Pragmatiker, noch ein Viertel Sozialarbeiter – warum denn bloß immer glatte Prozentzahlen? In Hamm sind Allrounder gefragt, von der Konzeptentwicklung bis zur Kulissenmontage, manchmal in Personalunion mit dem Requisiteur oder der Maskenbildnerin. Stellen Sie sich das alles ohne Zeitdruck vor? Schön wär’s.
Und der Verdienst? Auch darauf warten viele mit gespitztem Bleistift – im übertragenen wie im ganz handwerklichen Sinne. Die Gehaltsspanne – wenn man es ehrlich betrachtet – liegt im Schnitt zwischen 2.300 € und 3.200 €. Nach oben offen, nach unten leider auch. Es gibt Einsteiger, die mit 2.100 € starten, andere leben irgendwann von 3.500 € – eine Frage der Rolle, Erfahrung, des Verhandlungsgeschicks und, man höre und staune, auch des regionalen Renommees. Wer sich auf Produktionsverträge verlässt, kennt das Auf und Ab. Nicht jede Spielzeit ist gleich ergiebig, nicht jeder Auftrag so kreativ, wie man es sich erträumt hatte. Hamm ist hier – das muss man nüchtern sehen – manchmal konservativer als etwa Köln oder Berlin, aber strategisch flexibler. Studentenbühnen, Festivals, gelegentlich Kooperationen mit der VHS: Wer will, findet Nischen und Gelegenheiten, mit Neuem zu experimentieren. Ich frage mich manchmal, ob die ewige Improvisation uns zu besseren Kreativen macht – oder einfach nur nervenstark.
Die technischen Seiten will ich nicht unerwähnt lassen: Digitale Bühnenplanung, Lichtsimulation, CAD – auch in Hamm längst kein Kokolores mehr. Wer altehrwürdig mit Lineal und Pappkarton gearbeitet hat, kriegt neuerdings PDF-Pläne mit Layerlogik um die Ohren. Muss man mögen, hilft aber durchaus gegen klobige Missverständnisse im Bau. Allerdings, und das bleibt auch hier so: Alles Digitale nützt nichts, wenn beim Aufbauen doch die Schrauben fehlen oder die Feuerschutzbestimmungen wieder einmal alle Pläne umwerfen – Stichwort Brandschutz. Hamm ist bodenständig; hier wird’s erst dann richtig, wenn das Tape hält und der Durchgang frei ist. Was viele unterschätzen: Die Wege zu Materialien, die Logistik, auch die lokalen Dienstleister, sind ein eigenes kleines Universum. Mal eben nach Dortmund düsen, weil in Hamm kein passendes Streckmetall zu bekommen ist? Alltag.
Perspektivwechsel? Den kann man in Hamm öfter wagen, als man zuerst meint. Wer sich auf die lokale Kulturszene einlässt, merkt schnell: Hier kennt jeder jeden, und doch gibt’s Platz für Individualität. Ein bisschen Starrsinn, eine Prise Erfindergeist – schon wird aus dem vermeintlich provinziellen Auftrag eine echte Spielwiese. Weiterbildungen? Formal gibt’s Kooperationen mit Kunstschulen im Westen, Weiterbildungen zu digitaler Bühnenplanung, Seminare zur Arbeitssicherheit und mehr. Die meisten lernen aber im Alltag – Learning by Doing, wenn’s darauf ankommt. Die größte Kunst ist vielleicht, mit knappen Mitteln Eindruck zu machen, mit rauem Tonfall Teamgeist zu stiften und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Wer überlegt, sich als Bühnenbildner in Hamm zu probieren: Mut zur Improvisation, handwerklichen Ehrgeiz und ein gewisses dickes Fell sollte man besser im Gepäck haben. Der Rest? Entwickelt sich meistens – oft, wenn man es überhaupt nicht erwartet.