Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Braaker Mühle Brot- und Backwaren GmbH | 23715 Braak
Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
Braaker Mühle Brot- und Backwaren GmbH | 23715 Braak
Manchmal stelle ich mir vor, jemand fragt auf dem Wochenmarkt unverblümt: „Und was machen Sie beruflich?“ Wenn ich dann antworte: „Ich arbeite als Bäckereimaschinenführer“, hebt sich schon mal eine Augenbraue. Verständlich. Denn was nach „Knöpfchendrücken für Fortgeschrittene“ klingt, ist in Wahrheit ein handfester Job, der irgendwo zwischen Tradition und Industrie pendelt – gerade hier in Kiel, wo Backstuben aus allen Ecken wehen und die Fischbrötchen quasi auf Sauerteig gebettet werden.
Wer als Berufseinsteiger oder wechselbereite Fachkraft in einer Kieler Backfabrik anfängt, dem fliegt zuerst der Mehlstaub und dann die technische Verantwortung um die Ohren. Klar, Brot wächst nicht auf Bäumen. Aber auch nicht einfach so aus dem Ofen: Ohne Fachleute, die den Maschinenpark beherrschen, geht in größeren Bäckereibetrieben wenig. Die Rezepte sind erprobt, das Handwerk bleibt – doch der Alltag besteht in erster Linie aus präziser Bedienung, Wartung und Überwachung von Knetern, Förderbändern, Öfen oder sogenannten Gärschränken. Allein schon das Wort… Gärschrank. Klingt, als würde dort ein Jahrhundert-Bordeaux reifen, dabei geht’s nur um Hefeteig und exakte Temperaturführung.
Technisch ist der Beruf in den letzten Jahren anspruchsvoller geworden. Moderne Linien laufen heute halbautomatisch mit durchgetaktetem Zeitplan. Ein falsch eingestellter Sensor? Schon bleibt das Band stehen, der Teig klebt – und die Tagesproduktion wird zur Rettungsmission, gern mal unter der freundlichen Beobachtung des Meisters. Wer jetzt die Nerven verliert, bekommt nicht nur Schweißperlen, sondern schlimmstenfalls noch einen kritischen Blick vom Kollegen mit zwanzig Dienstjahren auf dem Buckel.
In Kiel ticken die Uhren ein wenig anders als in den Metropolen weiter südlich. Viele kleine und mittlere Betriebe suchen händeringend technische Fachkräfte. Strukturwandel? Klar, gibt’s hier auch – aber die unverwechselbare Mischung aus Werften, Häfen und maritimem Alltag prägt das Betriebsklima. Ich habe öfter erlebt, dass kollegiales „Kiek mol wedder rin“ wichtiger war als Hochglanzzeugnisse. Wer Sachverstand und Alltagskompass mitbringt, wird schnell wertvoll. Man merkt: Digitalisierung ist auch in der Bäckereibranche angekommen, aber der sprichwörtliche Kieler Pragmatismus bleibt. Nicht alles wird gleich ins Perfekte getrieben, manchmal zählt eher, dass der Ofen läuft.
Der Einstieg gelingt am ehesten, wenn man Technik und Lebensmittel versteht – und keine Angst vor Hände-in-Mehl-Situationen hat. Praktisch gesehen: Wer als ausgelernter Bäcker, Konditor oder technischer Facharbeiter kommt, hat einen Vorsprung. Aber, um ehrlich zu sein, Quereinsteiger aus anderen Produktionsberufen werden mit etwas Geduld und Neugier hier auch gebraucht. Hauptsache, man lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn’s mal knirscht.
Die klassische Frage nach dem Gehalt? Spielt natürlich eine Rolle. In Kiel bewegt sich das übliche Einstiegsgehalt bei etwa 2.300 € bis 2.800 €, erfahrenere Kolleginnen und Kollegen liegen zwischen 2.900 € und 3.400 €. Kein Goldesel, aber für die Region solide – und oft gekoppelt an Schichtzulagen. Wer Nachtschichten nicht scheut, kann das Plus am Monatsende spüren. Allerdings: Routinejobs werden zwar seltener, aber die Nachfrage nach Leuten, die Maschinen nicht nur bedienen, sondern auch warten oder kleine Störungen selbst beheben können, steigt. Ich habe den Eindruck, dass Weiterbildung in Richtung Maschinenwartung oder Steuerungstechnik zunehmend ein Selbstläufer wird – jedenfalls, wenn man langfristig mehr als „Schicht und raus“ anstrebt.
Was viele unterschätzen: Gute Bäckereimaschinenführer werden nicht so schnell überflüssig. Infektionsschutzregelungen, wachsende Hygienevorgaben – das alles hat die Automatisierung vorangebracht, aber die Maschinen laufen nur, wenn Leute mit Übersicht und einer Portion Sturheit dahinterstehen. Kein Algorithmus kann Teig wirklich fühlen. Und dass regionale Betriebe mit kurzen Wegen punkten, merkt man spätestens, wenn man nach der Spätschicht an der Förde noch Möwen schreien hört, statt im Feierabendstau zu stehen.
Bäckereimaschinenführer in Kiel zu werden, ist kein Job für Sesselhocker. Aber gerade für Berufseinsteiger und wechselbereite Fachleute kann es ein stabiler Weg sein, auf solides Handwerk und Technik zu setzen – statt nach Glanzberufen zu suchen, die in zwei Jahren keiner mehr kennt. Klar, die Tücken sind real: Schichtarbeit, Verantwortung und am Ende immer das Risiko, dass ein halbes Dutzend Brote die Nacht doch nicht überlebt. Aber Kiel bleibt Kiel: auch in der Backstube, irgendwo zwischen Tradition und Technik, Hafennebel und frischem Brotgeruch.
Das könnte Sie auch interessieren