Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
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Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
Manche halten das für einen Nischenjob, bestenfalls ein Randgebiet zwischen Handwerk und Technik. Ich würde sagen – weit gefehlt. Wer in Hannover als Bäckereimaschinenführer arbeitet, sitzt nicht irgendwo am Rande der Wertschöpfung, sondern genau an der Schnittstelle zwischen Tradition und Automatisierung. Das klingt hochgestochen, fühlt sich im Alltag aber meist anders an: Hefe, Stahl, Motoren – und der heimische Geruch von frisch gebackenem Brot, der morgens um vier in jede Faser der Kleidung zieht. Nicht gerade der glamouröseste Einstieg, aber einer mit Substanz. Und, ehrlich gesagt, mit ganz eigenen Reizen.
Der erste Irrtum – Bäckereimaschinenführer drehen den Backofen auf und drücken ein paar Knöpfe. Weit gefehlt. Wer diesen Job wählt, übernimmt das Steuerrad eines Maschinenparks, der mittlerweile mehr mit Feinmechanik und Prozesslogistik zu tun hat als mit Oma Lieschens Rezeptbuch. Die Aufgabe: Anlagen überwachen, Antriebssysteme einstellen, Rohstoffe dosieren, Prozesse dokumentieren, Reinigung – abgesehen davon, dass das Ganze morgens um halb drei startet, eine erstaunlich verantwortungsvolle Mischung. Hinzu kommen technische Störungsanalysen (das berühmte „Nichts geht mehr…“), kleine Reparaturen und immer wieder das Kreuzverhör mit Qualitätssicherung und Hygieneprüfern.
Wirklich interessant wird es, wenn am Ende nicht irgendein standardisiertes Backwerk aus dem Ofen kommt, sondern die regional typische Schrippe, süße Kräppelchen oder italienisches Ciabatta, das in Hannover eben auch seinen Platz beansprucht. Bleibt die Frage: Muss man Maschinenbau studiert haben, um einen Brötchenformer zu bedienen? Nein – aber ein Händchen für Technik und ein Verständnis dafür, wie sich Mehl, Wasser und Hefe unter Druck verhalten, sind Gold wert.
Hannover sticht bundesweit nicht unbedingt als Brothauptstadt hervor, doch die hiesige Bäckerlandschaft ist überraschend vielfältig: Große Filialbäckereien, mittelständische Familienunternehmen, Industrieproduzenten. Die Anforderungen an Maschinenführer sind regional durchaus unterschiedlich. Klare Sache: In den größeren Betrieben dominieren moderne Linien – Bandanlagen, digitale Steuerungen, Automatisierung, gelegentlich sogar Roboter, die Teiglinge auf Bleche setzen. Hier wird weniger nach Muskelkraft, mehr nach technischem Verständnis und Prozessdisziplin gefragt. Wer aus dem klassischen Handwerk kommt, dem mag das zunächst steril erscheinen. Aber ist das wirklich so?
Mein Eindruck: Gerade Neulinge unterschätzen, wie oft plötzlich Improvisationstalent gefragt ist. Die Anlage läuft, die Uhr tickt – und dann klemmt ein Sensor oder der Teig ist heute störrisch wie ein alter Gaul. Dann heißt es: Anpacken, umdenken, lösen. Das ist mehr als Knöpfchendrücken – es ist ein Arbeitsfeld für Tüftler und solche, die es werden wollen.
Sicher, der Tagesrhythmus ist hart. Wer wechselwillig ist, sollte wissen: Die langen Nächte, frühe Schichten und das zahlreiche Stehen verlangen mehr Durchhaltevermögen als viele Außenseiter vermuten. Technisches Interesse ist Voraussetzung, ebenso Sorgfalt – Hygienevorschriften und Qualitätsstandards sind kein Papiertiger, sondern Alltagsrealität. Wer glaubt, ein kaputter Sensor störe die Routine nur ein bisschen, irrt gewaltig. So etwas kann ganze Produktionsserien gefährden – und in Hannover ist der Konkurrenzdruck, gerade wegen der Nähe zu Großabnehmern, relativ spürbar.
Beim Gehalt gibt es Licht und Schatten. Einstiegswerte liegen oft im Bereich von 2.500 € bis 2.800 €, erfahrene Maschinenführer mit Zusatzqualifikationen erreichen 3.000 € bis 3.400 € – je nach Betrieb, Schichtsystem und Verantwortungsgrad auch mehr. Klingt solide, ist aber nur dann gerecht, wenn man die oft fordernden Arbeitszeiten und die Verantwortung in Relation setzt. Wer sich dagegen über monotone Routinebeschwerden beklagt: Im Ernst, wann läuft ein Backtag reibungslos wie auf Papier? Selten. Das ist Fluch und Segen zugleich.
Wer aufmerksam durch Hannovers Gewerbegebiete fährt – Limmer, Lahe, am Stadtrand in Empelde –, wird staunen, wie viel dort in neue Produktionstechnik investiert wird. Automatisierung ist das Zauberwort, Digitalisierung hält Einzug: Rezeptverwaltung per Tablet, Sensorik, Fehlerauswertung in Echtzeit. Manche meinen, der Mensch werde hier bald überflüssig. Ich glaube: Diese Maschinen laufen nie ohne Leute, die sie bedienen, justieren, im Notfall mit dem passenden Schraubenschlüssel eingreifen. Wer jetzt einsteigt oder sich weiterqualifiziert – etwa zum Schichtleiter, in der Brötchenformung oder Rezeptentwicklung –, hat in der Region Hannover keinen Mangel an Chancen.
Was viele unterschätzen: Auch klassische Weiterbildungen wie Hygienebeauftragter, Ersthelfer oder Anlagenmechaniker machen den Unterschied. Und ja, die Arbeit bleibt anspruchsvoll – aber das, was jeden Morgen frisch duftend in die Stadt rollt, wird nie ganz digital werden. Zum Glück.
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