Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
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Bäckerei & Konditorei Roscher OHG | 09456 Mildenau
Wer morgens durch die Straßen von Berlin läuft, der trifft auf den Duft von frischem Brot – mal irgendwo im Hinterhof, mal in der schicken Filiale am Ku’damm. Doch was hinter den Kulissen passiert, sehen die wenigsten. Da steht jemand vor schier endlosen Reihen rotierender Rührwerke, kippt tonnenschwere Mehlsäcke (nicht mehr wörtlich, die Zeiten der Bandscheibenroutinen sind zum Glück vorbei – heute gleiten die Rohstoffe meistens per Knopfdruck in den Trichter), blickt mit prüfendem Auge auf Display und Krume: Willkommen im Alltag der Bäckereimaschinenführer. Wer glaubt, hier gehe es allein um Handarbeit oder stoisch wiederholte Abläufe, liegt gewaltig daneben – und in Berlin allemal.
Gerade Berufseinsteiger stehen häufig vor der Frage: Maschinenbedienung, ist das eintönig, monoton, mechanisch? Vielleicht in grauen Industrielaboren – aber sicher nicht in einer typischen Berliner Backstube, in der Tradition und Technik auf engstem Raum verschmelzen. Der Bäckereimaschinenführer ist heutzutage derjenige, der Hightech-Anlagen zum Leben bringt: Teigknetmaschinen von der Größe eines Kleinwagens, computergesteuerte Ofenstraßen, Portionierer und Abfüllanlagen. All das will nicht nur bedient, sondern verstanden werden. Fehler im Ablauf fallen sofort auf: Ein falscher Knopfdruck, und schon ist der Plunder eher Plunder als Prachtstück.
Dabei ist die Herausforderung, gerade in Berliner Betrieben, ein Drahtseilakt. Hier treffen Familienbetriebe mit ihren eigenen, jahrzehntealten Verfahren auf hypermoderne Produktionsanlagen internationaler Filialisten – ein Biotop voller Eigenarten, die man nicht im Lehrbuch findet. Von den rauen Nächten, in denen sich die Schichten staffeln wie frisch gebackene Brötchen, und dem nicht ganz zu unterschätzenden Stress, wenn Dutzende Brotsorten gleichzeitig laufen, mal abgesehen. Wer will behaupten, das sei Routine? Ich wage das nicht.
Wer als Bäckereimaschinenführer einsteigt, kann sich trotz (oder wegen) der Digitalisierung guter Nachfrage sicher sein – zumindest in Berlin. Kein Scherz: Der Markt sucht tatsächlich. Während sich Handwerksberufe in anderen Branchen manchmal die Zähne ausbeißen, sind es hier oft die Betriebe, die händeringend nach zuverlässigen Leuten suchen, die Maschinen nicht nur ablesen, sondern auch (und das ist entscheidend) verstehen. Wer, sagen wir, einen Abschluss als Fachkraft für Lebensmitteltechnik mitbringt, punktet besonders. Aber: Quereinsteiger mit technischem Verständnis sind gefragter denn je – Hauptsache, die Bereitschaft zur Schichtarbeit und zur Verantwortung ist da.
Es gibt ein Loch im Arbeitsmarkt, in das immer mehr Betriebe fallen. Einerseits der Trend zur Regionalität: Kleine Berliner Bäckereien produzieren wieder im Kiez, oft mit modernen Kompaktanlagen, und brauchen Leute, die flexibel, pragmatisch und, ja, manchmal auch improvisationsfreudig sind, wenn die Technik mal grummelt. Andererseits die großen Filialbäcker: Dort sind es computergestützte Prozessketten, die gesteuert, gewartet und oft spontan entstört werden müssen. Wer Schnittstellen zwischen Mensch und Technik versteht, wird geschätzt. Was übrigens viele unterschätzen: Maschinenführer sind inzwischen Bindeglied – Teamplayer, oft Übersetzer zwischen handwerklichem Anspruch und technischer Effizienz. Das hat mehr mit Verantwortung zu tun als so mancher Schreibtischjob, ehrlich gesagt.
Klar, reden wir nicht drumherum: Das Gehalt variiert, je nach Betrieb, Größe und Verantwortung. In Berlin liegt der Einstieg meist zwischen 2.400 € und 2.900 € – mit mehreren Jahren Erfahrung, speziellem Know-how und, sagen wir, Bereitschaft zur Nachtschicht, sind 3.000 € bis 3.400 € durchaus realistisch. Luxus? Sicherlich nicht, aber auch nicht das unterste Ende der Linie, wenn man Vergleiche zu anderen Lebensmittelhandwerken zieht. Mir ist es schon passiert, dass Kolleginnen nach ein paar Jahren ihre Nische gefunden und als Vorarbeiter oder technischer Ansprechpartner aufgestiegen sind – ja, Aufstieg geht, wenn man will und kann.
Berlin, das wird gern vergessen, ist eine Art Labor für die Backbranche: Vielfalt an Betrieben, ein Mix aus Experimentierfreude und Tradition, dazu die ständige Migration von Trends. Vegan, glutenfrei, Bio – alles keine Exoten mehr, sondern Alltag. Maschinenführer sind gefragt, die Rezeptumstellungen technisch umsetzen können, auch mal eigene Lösungsideen einbringen, bevor die Technik streikt oder das Sortiment plötzlich neu gedacht wird. Bei Weiterbildungen lohnt der Blick zu technischen Lehrgängen, Lebensmittelrecht, oder gar zur Spezialisierung auf bestimmte Maschinenmodelle – langweilig wird das selten.
Bleibt eine persönliche Note: Ich erlebe den Beruf oft als unterschätzt. Vielleicht, weil „Maschinenführer“ trocken klingt oder Tradition als altbacken gilt. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade hier, in dieser Stadt, wird aus Technik, Handwerk und einem Schuss Eigenwille etwas entstehen, das nach Hefe und Fortschritt riecht. Wer mutig ist und Lust auf Verantwortung zwischen Alltagschaos und Mehlstaub hat, für den ist Berlin – zumindest im Backstuben-Kosmos – alles andere als ein alter Zopf.
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