Nürnberger Baugruppe GmbH + Co KG | 01067 Dresden
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Nürnberger Baugruppe GmbH + Co KG | 04509 Wiedemar
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Wer Bootsbauer hört, denkt vermutlich zuerst an Werften an der Nordsee oder irgendwo tief im Süden an den Bodensee – aber selten an Leipzig. Und das ist eigentlich schade, denn hier hat sich in den letzten zwanzig Jahren, fast unbemerkt vom bundesweiten Scheinwerferlicht, eine kleine, aber durchaus lebendige Szene entwickelt. Ich habe lange an der Elster gesessen und mich gefragt: Was treibt eigentlich Menschen dazu, in einer Großstadt wie Leipzig Boote zu bauen, zu reparieren oder gar weiterzuentwickeln?
Der Weg in diesen Beruf verlangt, so ehrlich muss man sein, eine klassische duale Ausbildung – keine Spielwiese für Schnellentschlossene, eher was für Leute, die Lust auf solides Handwerk und manchmal sehr spezielle Technik mitbringen. Bootsbauer in Leipzig, das bedeutet: Viele Hände, wenig Schnickschnack. Es wird gehobelt, gefräst, laminiert. Wer dabei romantische Vorstellungen von langen Nachmittagen am Wasser pflegt, der merkt spätestens nach dem ersten Arbeitstag die Wahrheit: Die „Werft“ kann auch eine Werkstatt in einer Industriehalle am Stadtrand sein, oftmals mit weit mehr Harzgeruch als frischer Brise.
Was viele unterschätzen: Der Beruf ist längst mehr als Holz- und Kunststoffbearbeitung. Moderne Bootsbauer werden zu Allroundern – gefragt ist Wissen über Elektrik, Feinschliff beim Design, manchmal sogar grundlegendes Verständnis von Strömungsmechanik. Hier schneidet Leipzig nicht schlecht ab: Der „Leipziger Gewässerverbund“, die vielen Seen der Umgebung (Cospudener, Kulkwitzer, Zwenkauer) sowie ein wachsender Freizeitmarkt sorgen für eine gewisse Grundauslastung, wie ich immer wieder feststelle. Keine Massenabfertigung, aber stabile Nachfrage – und das, trotz aller Unkenrufe, durchaus mit Perspektive.
Das Gehaltsniveau? Schwankt, wie das Wetter auf dem See. Wer gerade frisch anfängt, muss mit 2.300 € bis 2.600 € rechnen, abhängig von Betrieb, Abschluss und eventuell vorhandener Spezialisierung. Überraschend: In kleinen Betrieben, die sich auf Reparaturen oder individuelle Holzprojekte spezialisiert haben, ist bei entsprechender Erfahrung und Zusatzqualifikationen sogar mehr drin – etwa 2.800 € bis 3.200 €. Aber ein Geheimnis: Reich wird hier niemand, dafür gibt’s das ehrliche Gefühl, am Ende des Tages zu wissen, was man in den Händen gehalten hat. Das ist eine Währung, deren Wert man nur erkennt, wenn man sie mal in der Tasche spürt.
Regionale Besonderheiten? Leipzig hat als Binnenstadt natürlich keinen maritimen Großbetrieb. Dafür punktet die Stadt mit so einer Art Innovationswillen im Kleinen. Wer jetzt an High-Tech denkt, liegt zweimal daneben – viel mehr geht es um stadtnahe Projekte, wie renovierte Paddelboote für Tourismuszwecke oder individuelle Neuentwicklungen für Wassersportler. Manchmal auch um den aufwändigen Erhalt von traditionellen Holzruderbooten, ein Segment, das inzwischen fast wieder im Kommen ist. Das macht den Alltag alles andere als langweilig, aber eben auch ziemlich speziell – diese Nische muss man mögen, sonst wird’s eng.
Dass Weiterbildungsmöglichkeiten vorhanden sind, mag überraschen. Wer ein bisschen Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Interesse für neue Materialien (Stichwort: umweltfreundliche Verbundstoffe!) mitbringt, dem stehen Türen offen: Technikerabschlüsse, Spezialisierungen im Bereich Yachtbau oder sogar Fortbildungen in Richtung Elektronik. Besonders für Quereinsteiger vielleicht interessant – Leipzig zeigt sich da durchaus flexibel, auch ausgebildete Tischler oder Metallbauer finden hier oft Anschluss. Was ich persönlich bemerkenswert finde: Viele in der Szene bleiben, trotz aller wirtschaftlichen Widrigkeiten. Vielleicht, weil das Handwerk – und die Gemeinschaft – in Leipzig nach wie vor einen echten Wert hat.
Also, Bootsbauer in Leipzig – das ist kein altes Steuerrad in der Ecke und auch kein Job für Träumer. Handfest, manchmal ruppig, mit kleinen Stolpersteinen und immer einer Prise Lokalpatriotismus. Es gibt stillere Berufe – aber selten einen, bei dem sich am Feierabend Wasser, Holzstaub und eine gewisse Zufriedenheit so natürlich mischen.
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