Landeshauptstadt Düsseldorf | 40213 Düsseldorf
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Landeshauptstadt Düsseldorf | 40213 Düsseldorf
Düsseldorf – die einen denken an Kunst, Mode oder Altbier. Wer aber mal hinter die Kulissen der Stadt am Rhein schaut, entdeckt eine Zunft, die keiner Werbeagentur bedarf. Bootsbauer. Ein Beruf mit Tradition, der in den vergangenen Jahren zwischen maritimer Romantik und Industrie 4.0 auf seltsame Weise überlebt – und vielleicht gerade deshalb nach neuen Köpfen verlangt. Ein Einsteiger oder sogar ein altgedienter Handwerker aus einer anderen Branche fragt sich da: Warum eigentlich Bootsbauer in Düsseldorf?
Manche meinen ja, Bootsbauer sägen ein bisschen, lackieren viel und träumen von Freizeitkapitänen. Übersehen wird dabei, wie viel Fertigkeit, Präzision und Technikwissen in diesem Beruf steckt. Klar, Schnuppertage an der Werkbank liefern einen ersten Eindruck, aber sobald das erste Ruderblatt krumm läuft, merkt man: Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Typische Aufgaben? Nicht bloß den Rumpf in Form bringen, sondern CAD-Modelle am Rechner prüfen, mal Aluminium verarbeiten, mal Hightech-Kunststoffe. Moderne Boote sind selten reine Holzarbeiten, auch wenn das Image noch nach Segelromantik riecht. In Düsseldorf wird man als Bootsbauer mit einer breiten Palette konfrontiert: Werftbetrieb am Rhein, Yacht-Service oder Reparatur kleiner Charterboote, ab und zu auch Spezialaufträge für Event- oder Polizeiboote. Das klingt abwechslungsreich – nur Zeit für Tagträume bleibt da nicht viel.
Berufseinsteiger oder wechselwillige Fachkräfte stehen oft, Entschuldigung, wie der sprichwörtliche Ochs vorm neuen Bootssteg. Düsseldorf ist keine klassische Werftenhochburg wie Hamburg oder Bremen. Trotzdem gibt es entlang des Stadtgebiets und im Umland mehrere etablierte Betriebe, ein paar feine Spezialanbieter, die gerne Nischen bedienen – und einen Arbeitsmarkt, der durchaus Luft nach oben hat. Corona? Hat zwar wie überall Spuren hinterlassen, aber erstaunlich: Viele Bootsbauer-Betriebe haben die Krise besser gemeistert als mancher Gastronom. Liegt vielleicht daran, dass wohlhabende Düsseldorfer in bewegten Zeiten lieber ins eigene Boot investieren als in Fernreisen.
Was viele unterschätzen: Arbeiten am Rhein ist wetterabhängig und mitunter auch mal schmutzig. Im Sommer wird geschwitzt, im Winter geflucht. Schlechte Laune? Kommt selten, wenn man den Blick aufs Wasser nimmt. Und doch, manchmal fragt man sich: Wieviel Rheinromantik steckt nach vier Wochen an der Poliermaschine noch im Job?
Geld ist nicht alles – aber wer will schon für Luft und Liebe schuften? Das Einstiegsgehalt in Düsseldorf liegt irgendwo zwischen 2.700 € und 3.000 €, je nach Qualifikation, Betriebsgröße und Glück (oder Beziehungen, aber lassen wir das …). In spezialisierten Yachtwerften oder bei komplexeren Refit-Aufträgen sind durchaus 3.200 € bis 3.800 € drin, vor allem wenn Erfahrung oder ein Meistertitel im Spiel sind. Für einen „Durchschnittsbootsbauer“ bewegt sich das Jahreseinkommen jedoch oft im oberen mittleren Segment der regionalen Handwerksberufe. Sicher: Es gibt „leichtere“ Wege, in der Stadt Geld zu verdienen – weniger abwechslungsreiche allerdings auch.
Was auffällt: Nachwuchs ist gesucht. Junge Kolleginnen und Kollegen finden oft ihre Lehrstelle ohne großes Hauen und Stechen. Die Betriebe schauen weniger aufs perfekte Zeugnis, mehr auf Leidenschaft, handwerkliches Gespür und die Bereitschaft, sich die Hände schmutzig zu machen. Und, ja: Branchenerfahrung aus Holz- oder Metallberufen hilft. Man wechselt aus der Schreinerei? Nichts Ungewöhnliches.
Eines darf man nicht unterschätzen: Der Beruf ist im Wandel. Digitalisierung, Automatisierung – auch vor Düsseldorfs Bootsbauern macht das nicht halt. CNC-Fräsen, 3D-Modelle, Werkstoffe, von denen der Lehrmeister früher nicht mal geträumt hat. Gute Betriebe investieren – in Maschinen wie in Köpfe. Wer aufgeschlossen, lernwillig und gelegentlich ein bisschen dickköpfig ist, hat Chancen. Weiterbildungen gibt es, mal hausintern, mal als externe Kurse. Aber: Routinejob wird der Bootsbau so schnell nicht. Zu vielseitig, zu individuell die Aufträge.
Mein Fazit? Wer glaubt, hier ein Nischenhandwerk mit ewiger Rhein-Romantik gefunden zu haben, wird überrascht – im Guten wie im Herausfordernden. Der Beruf verlangt Biss, bringt aber etwas mit, das in Düsseldorf Seltenheitswert hat: sichtbare, greifbare Ergebnisse. Ein Boot am Steg, gebaut von eigenen Händen. Was will man mehr? Oder, anders gesagt: Wer hier in den Beruf einsteigt, braucht kein Meerblick-Poster an der Wand. Der Rhein tut’s auch.
Das könnte Sie auch interessieren