Nürnberger Baugruppe GmbH + Co KG | 01067 Dresden
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Manchmal frage ich mich, wie vielen eigentlich bewusst ist, dass Dresden längst nicht nur aus Oper, Brücken und Silicon Saxony besteht. Wer ein Stück an die Elbe tritt – ins Blaue nach Laubegast oder Pillnitz –, findet dort eine eher unscheinbare, aber durchaus lebendige Branche: das Bootsbauer-Handwerk, direkt an der Wasserkante. Für Berufseinsteiger, handwerklich Versierte mit Umzugsambition oder alteingesessene Fachkräfte, die etwas in den Fingern spüren wollen, ist das ein Kosmos eigener Art. Sand zwischen den Sohlen inklusive, aber gelegentlich auch feiner Glasfaserstaub in der Lunge.
Klassisches Handwerk trifft hier auf technische Tüftelei: Holz, Metall, Kunststoff, manchmal sogar Hightech-Carbon – einen Bootsbauer braucht jede noch so kleine Werft, selbst die Ruderclubs leisten sich ihre Fachleute für Reparatur, Pflege und Neuaufbau. Dresden hat, was viele unterschätzen, ein dichtes Netz kleiner und mittlerer Betriebe. In den Werkstätten steht oft beides nebeneinander: der modrige Holzkahn aus den Achtzigern und der moderne Rumpf für eine Solaryacht, die leise durchs Blaue gleitet. Manchmal fühle ich mich dort zwischen den Spänen zeitversetzt – aber immerhin digitalisieren einige mittlerweile ihre Arbeitsprozesse, auch wenn das USB-Kabel am Backenbrett ebenso oft Staub ansetzt wie das Schmirgelpapier.
Was viele Neueinsteiger unterschätzen: Die Arbeit ist nicht nur Kopf und Hand – sie ist zuweilen Knie, Rücken, Schulterblatt. Wer sich für filigrane Holzeinlegearbeiten begeistert, kommt ebenso auf seine Kosten wie der Polyesterspachtler, der an trüben Wintertagen die Vorzüge der eigenen Wärmeisolation zu schätzen lernt. Softwarekenntnisse schaden übrigens nicht: Moderne Boote sind schon mehr Platinen als Planken.
In Dresden herrscht kein Sturm auf die Werkbänke – der Arbeitsmarkt bewegt sich eher wie ein träger Fluss: es gibt weniger, aber dauerhaftere Stellen. Kleinbetriebe setzen auf Bestand, suchen aber regelmäßig Nachwuchs, weil der Generationswechsel auch an der Elbe keine Gnade kennt. Die Zahl derer, die den Meister oder Facharbeiter-Nachweis haben, schrumpft merklich – und damit wächst die Chance für alle, die bereit sind, mal mit schmutzigen Fingern heimzugehen.
Das Gehaltsniveau – jetzt bitte keine Illusionen: Zwischen 2.400 € und 2.900 € für Einsteiger, mit Zusatzausbildung oder Meisterbrief gern auch aufwärts bis 3.200 €, punktuell sogar höher, wenn man technische Spezialkenntnisse oder Projektverantwortung mitbringt. Aber Dresden ist eben nicht Hamburg oder Berlin – die Lebenshaltung gibt’s hier günstiger, und die Werft ist meist zehn Minuten mit dem Rad entfernt.
Was Dresden (manchmal spöttisch, oft trifft’s genau) als „Elbtal-Innovation“ bezeichnet: Nachhaltige Materialien und Elektromobilität halten inzwischen sogar in die traditionellen Werkhallen Einzug. Wer als Berufseinsteiger Forumsdiskussionen aus anderen Regionen liest, wundert sich – hier wird repariert statt ersetzt, geölt statt geklebt. Ein bisschen Retro, ein bisschen Zukunft. Gelegentlich trifft man auf hitzige Debatten zwischen den Altmeistern (Lack, Öl, Farbe – alles wie eh und je) und den jungen Wilden, die mit CAD-Plan und Ökozertifikat auftreten. Ich persönlich finde diese Mischung reizvoll – die Elbe war schon immer Schnittstelle zwischen Pragmatikern und Träumern.
Was bedeutet das für jene, die den Wechsel wagen wollen? Kein Wattebausch, das ist klar. Die Lehre ist grundsolide, die Tage sind mal mühsam, mal euphorisch. Aber: Man sieht, was man schafft. Das ist selten geworden – und in den Gesprächen spürt man einen gewissen Stolz. Weiterbildungen gibt es, mal klassisch über die Handwerkskammer, mal projektbezogen mit neuen Werkstoffen oder Fertigungstechnologien. Wer dranbleibt, hat gute Karten. Kein schlechtes Gefühl, wenn man am Abend am Ufer steht, den Fingern beim Heilen zusieht und weiß: Dieses Boot fährt morgen wirklich.
Vielleicht begegne ich ja dem einen oder anderen von Ihnen – ob mit Hobel, Laptop oder Lackbüchse. Die Werkstätten an der Elbe sind aufmerksamer, als viele glauben. Was sie suchen: Engagement vor Perfektion. Menschsein zählt hier noch was. Und vielleicht, ja vielleicht, ein bisschen Abenteuerlust.
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