SV Sparkassen-Versicherung Holding AG | Kassel
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Schutz ist ein großes Wort. Für Berufseinsteiger:innen im Bereich Personenschutz – oder sagen wir ruhig beim Namen: Bodyguard – klingt es zunächst nach Hollywood-Soundtrack und dunklem Anzug. Wer dann wirklich in Kassel antritt, den Alltag zwischen Fulda, ICE-Bahnhof und Bergpark Wilhelmshöhe erlebt, stellt rasch fest: Die Realität ist genügsamer, aber nicht beliebiger. Und – ich zucke da selbst manchmal mit den Schultern – alles andere als langweilig, wenn man bereit ist, hinter die Fassade zu schauen.
Kassel ist weder Frankfurt noch Berlin. Wer ständige Promiaufläufe oder das nervöse Dauerlicht der Großstadt sucht, liegt falsch. Aber unterschätzen sollte man diesen Ort nicht. Die Nachfrage nach professionellem Personenschutz ist hier in den letzten Jahren deutlich spürbarer geworden. Mittelständische Unternehmer, Künstler – und ja, gelegentlich auch Wissenschaftler, denken wir an die Forschungsinstitute – sehen sich mit Bedrohungslagen konfrontiert, die diskreten, aber präzisen Schutz verlangen. Was viele unterschätzen: In weniger urbanen Umfeldern werden Außenstehende und eventuelle Gefahren schnell übersehen. Kassel lebt von dieser vermeintlichen Unsichtbarkeit. Und genau da liegt der Hund begraben – unscheinbarer, aber nicht ungefährlicher.
Klingt ernüchternd, ist es (meist) auch – und dafür bin ich jedes Mal dankbar, wenn mein Arbeitstag nach Plan verläuft. Die Ausbildung legt solide Grundlagen, klar. Aber da draußen wirst du auf die Probe gestellt: Einlasskontrollen, sorgfältige Beobachtung von Abläufen, Fahrtwege doppelt checken, Fluchtpunkte im Kopf durchgehen. Und dann kommt die Überraschung weit seltener als befürchtet – oder gehofft? Manchmal fragt man sich, warum man stundenlang in einem Vorraum sitzt und auf einen „Notfall“ wartet, der am Ende doch keiner ist. Die echte Prüfung? Wachsam bleiben, wenn es scheinbar nichts zu beschützen gibt. Die innere Uhr nicht aus dem Takt geraten lassen, auch wenn draußen die Karlsaue im Frühling grünt.
Viele, die wechseln oder starten, unterschätzen den mentalen Anspruch. Muskelspiele beeindrucken hier keinen; gefragt sind analytischer Verstand, Unauffälligkeit, Resilienz – das sind keine bloßen Worthülsen, sondern täglich fällige Tugenden. Und, wie ich festgestellt habe: Die regionale Verwurzelung hilft. Wer Kassel kennt, Stadtviertel liest wie Karten, vertraute Alltagsgesichter von Unbekannten unterscheiden kann, ist einen Schritt voraus. Technisch hat sich in den letzten Jahren ohnehin viel getan: Moderne Überwachung, Kommunikationssysteme, Einsatzsimulationen für das berühmte „was wäre wenn“. Tja, ist kein Spaziergang – und auch keine Raketenwissenschaft. Aber eher ein Marathon mit Hürden, bei dem man selten genau weiß, wo die Latte liegt.
Und jetzt zum Elefanten im Raum: das Gehalt. Viele fragen sich, ob sich das wirklich auszahlt. Realistisch? Man landet in Kassel im Einstieg meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Wer sich spezialisiert, Fortbildungen nutzt – etwa für bewaffneten Schutz oder internationale Einsätze – kann bis zu 3.500 € oder gelegentlich auch deutlich darüber erwarten. Aber: Vieles schwankt. Projektgeschäft, Auftragsspitzen, die berühmte stumme Zeit zwischen zwei Einsätzen – das alles prägt den Lohnzettel mindestens so sehr wie die formale Qualifikation.
Wie man es dreht und wendet: Wer als Bodyguard in Kassel beginnt oder sich aus anderer Richtung neu orientiert, sollte wissen, dass die glanzvollen Momente selten sind – und gerade deshalb wirken, wenn sie auftauchen. Routine, Selbstdisziplin und ein bisschen Demut vor der Unvorhersehbarkeit des Alltags – das ist das eigentliche Handwerkszeug. Und wenn mich jemand fragt, ob der Beruf „sicher“ sei: Nein, sicher ist da wenig. Aber anders fehlt was im Leben.
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