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Es gibt Berufe, bei denen sich eine gewisse Aura hartnäckig hält. Bodyguard – allein das Wort ruft Bilder von durchtrainierten Männern in dunkler Kleidung und Knopf im Ohr wach. Beschützer, stets im Schatten anderer. Hollywood liefert da zahllose Vorlagen. Aber Hand aufs Herz: Die Wirklichkeit, wie sie einem in Bonn – mal neben diplomatischen Empfangshallen, mal im schicken Restaurant am Rheinufer – begegnet, hat nur wenig mit Filmklischees zu tun. Fast schon ernüchternd, das. Aber auch ehrlicher.
Wer glaubt, als Bodyguard spiele man den Helden, unterliegt einer gefährlichen Fehleinschätzung. Die wahre Kunst besteht darin, dass möglichst nichts passiert. Stunden des Wartens, hohe Konzentration, ständiges Scannen der Umgebung: Für manche ist das pure Erschöpfung. Für andere ein ruhiges Spiel aus Aufmerksamkeit, Disziplin und – ja, einer Prise Misstrauen. „Vorbereitung schlägt Kraft“, meinte mal ein erfahrener Kollege. Daran ist etwas Wahres. Ob es nun um die Sicherung politischer Veranstaltungen oder um vermögende Privatleute geht, die Parameter sind selten konstant. Wetterumschwung? Plötzliche Routenänderung? Stimmung im Team? Alles kann alles verändern – und jeder kleine Fehler, jede Nachlässigkeit, kann sich rächen.
Bonn ist, trotz seiner überschaubaren Größe, ein heißes Pflaster für schützende Hände. Kein Wunder: Zwischen internationalen Organisationen, Bundesministerien, UN-Sitz und diplomatischem Parkett gedeihen sensible Einsätze. Hier reicht kein Geradlinigkeitstraining aus der klassischen Sicherheitsbranche. Sprachkenntnisse, Interkulturalität und ein diplomatisches Gespür werden schnell genauso wichtig wie Fitness oder Selbstverteidigung. Wer einmal mit einem hochrangigen Gast zwischen Beethovenhalle, Museumsmeile und in einer Luxuslimousine pendeln durfte, weiß das: Small Talk in der richtigen Tonalität – und das sogar in mehreren Sprachen – ist manchmal wertvoller als der beste Ju-Jutsu-Kurs.
Die Mischung macht’s. Wer frisch startet, bringt selten alles mit, was wirklich zählt. Klar, ein gepflegtes Äußeres, tadelloses Führungszeugnis, Sachkundeprüfung, vielleicht mal in einer anderen Sicherheitsfunktion gearbeitet – alles wertvoll. Aber irgendwann kommt der Moment, in dem man merkt: Körperliche Fitness ist nur ein Aspekt, Köpfchen und Flexibilität machen den Unterschied. Ein Satz, den ich mir immer wieder in Erinnerung rufe. Apropos Flexibilität: Arbeitszeiten? Nachts, am Wochenende, an Feiertagen. Wer darauf hofft, am Sonntag routiniert zum Tatort-Fernsehen zu kommen, sollte sich vielleicht nach Alternativen umsehen.
Was Einsteiger oft unterschätzen: Die seelische Belastbarkeit. Lange Einsätze im Schatten, ständige Bereitschaft, manchmal unvermittelt Konfrontation – das setzt zu. Und auch die juristische Komponente wird, gerade in der bunten Bonner Gesellschaft, gerne kleingeredet: Rechtslagen können diffizil sein. Überschreitet man die Grenze zur Nötigung? Dürfen Bodyguards tatsächlich Körperkontakt erzwingen? Die Grauzonen sind vielschichtig – und oft Thema leidenschaftlicher Fachdiskussionen.
Jetzt Butter bei die Fische: Die Bezahlung. Sie schwankt, klar. In Bonn liegt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 3.100 €. Mit Spezialisierung, etwa auf Personenschutz im diplomatischen Milieu, können auch 3.400 € bis 3.900 € drin sein. Klingt erst mal nicht üppig, angesichts von Verantwortung und Flexibilität. Aber man kann aufstocken – etwa durch Spezialfortbildungen in Deeskalation, Fahrtraining oder zusätzliche Sprachqualifikationen. Viele unterschätzen, dass gerade die unsichtbaren Zusatzskills (Stichwort: kulturelle Sensibilität oder Kenntnisse im digitalen Selbstschutz) für Auftraggeber immer wichtiger werden.
Was bleibt, nach einigen Jahren im Geschäft? Man entwickelt den berühmten „sechsten Sinn“. Und eine Resilienz, die man schwer wieder verlernt.
Keine triviale Karriere, eher eine Lebensform. Wer’s probiert, merkt schnell: Es gibt keinen typischen Tag. Und selten Routine. Nur die ständige Bereitschaft, mit dem Unvorhersehbaren zu rechnen. Oder, wie ein alter Hase mal meinte: „Verlass dich nicht auf deinen Plan – aber hab immer einen Plan B im Kopf.“
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