E.ON Gas Mobil GmbH | 45127 Essen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
E.ON Gas Mobil GmbH | 45127 Essen
Köln im Juni. Am Himmel ein Grollen, erste Tropfen auf dem Blechdach. Unten, irgendwo in der Südstadt, steht ein Trupp am Gerüst: Blitzschutzmonteure. Wer meint, das klänge nach eingestaubtem Handwerk, hat die Rechnung ohne den städtischen Wetterumschwung, moderne Gebäudetechnik und den ganz eigenen Kölner Schmelztiegel gemacht. Tatsächlich bewegt sich der Beruf irgendwo zwischen rostigem Charme, physikalischer Präzision und gesellschaftlicher Notwendigkeit – gar nicht so einfach, da nüchtern zu bleiben.
Da steht man dann – oft hoch oben, mit klammen Händen an Kupferdraht und Überspannungsableiter. Vor einem: der Blick über Kräne, Dachgärten, das Rheinufer. Klar, die Kernaufgaben kennt jeder, der sich ein bisschen mit Elektrik beschäftigt hat – Erdungsanlagen, Fangstangen, Verbindungssysteme, Messungen. Aber was viele unterschätzen: Normen, Sicherheitsvorschriften und die Mischung aus Routine und spontaner Improvisation. In Köln erwartet einen niemand mit Kaffeetasse und ruhigem Baugrund. Auf einem Altbau in Sülz sieht die Sache anders aus als neben dem neu eingehausten Hochhaus am Heumarkt. Historisches Gemäuer, nachträgliche Elektroschichten, kaum dokumentierte Baupläne. Manchmal fragt man sich wirklich: Wo verläuft hier eigentlich der kürzeste Weg zur Hauptpotenzialausgleichsschiene?
Jetzt wird viel gesprochen vom Fachkräftemangel. Stimmt auch, aber ein Job fällt nicht vom Himmel – schon gar nicht mit angemessener Wertschätzung. In Köln sind Blitzschutzmonteure gefragt wie nie, weil Neubau und Bestandssanierung hier selten stillstehen. Die Stadt wächst, private wie gewerbliche Objekte werden neu gedacht. Gewerke verschmelzen, haustechniklastige Systeme bringen neue Schnittstellen mit – für Einsteiger die Gelegenheit, sich fachlich breit aufzustellen, wenn man nicht im eigenen Saft schmoren möchte. Und ja, das Gehalt: Für viele ist das eine Überraschung. Einstiegsgehälter liegen oft bei 2.500 € bis 2.900 €; mit Erfahrung sind 3.000 € und mehr drin. Mehr Verantwortung, Spezialisierung (z. B. auf Überspannungsschutz komplexer Industrieanlagen) – das schlägt sich dann auch im Lohn nieder, aber: Wer pünktlich nach Hause will, sollte in diesem Job keine Uhr fetischisieren.
Die Theorie gibt’s im Kurs, klar. Was in der Realität kommt, ist oft die Ausnahme. Da liegt plötzlich ein Regenloch im Dach, ein Kabelbaum klingt nach Blechmusik, der Bauherr will eine Extra-Schleife Erdleitung (warum auch immer). Köln ist keine Stadt der Handbuchlösungen. Wer als Blitzschutzmonteur einsteigt, lernt schnell: Improvisation ist das zweite Werkzeug. Trägt aber auch Verantwortung, denn Fehler haben Konsequenzen – beim nächsten Sommergewitter vielleicht sogar um ein Mehrfaches. Es braucht ein Gefühl für Material, für Bauarten, für die kleinen Kölner Eigenheiten. Nicht alles lässt sich von der Leber weg reparieren, Handwerk bleibt manchmal Handarbeit. Und wo viel improvisiert wird, da wächst auch die Wertschätzung fürs Team. Allein wird’s im Notfall schwer.
Klar, Blitzschutz kann seltsam unsexy wirken, irgendwo zwischen Brandschutz und Techniktüftelei. Aber seien wir ehrlich: Ohne die Leute auf den Dächern wäre halb Köln beim nächsten Sommergewitter schneller offline, als die S-Bahn zu spät kommt. Für die Zukunft? Digitalisierung, Smart Homes, wattbasierte Vernetzung – alles bringt neue Herausforderungen, auch für das Blitzschutzhandwerk. Es lohnt sich also, nicht stehen zu bleiben. Vielleicht ist das die eigentliche Kunst: Mit beiden Beinen in der Stadt, einem Auge für Systematik und der nötigen Portion Improvisationsfreude. Wer’s mag, bleibt lange. Wer den schnellen Ausstieg sucht, wird anderswo glücklicher – aber wenigstens bleibt einem hier, was in so vielen Berufen fehlt: ein klarer Blick auf das, was man schwarz auf weiß hinterlässt. Kupfer blüht nicht – aber die Anerkennung dafür manchmal schon.
Das könnte Sie auch interessieren