DSM Nutritional Products GmbH | Grenzach-Wyhlen
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Freiburg. Der Name reicht, und schon sehe ich ein Mosaik aus Öko-Start-ups, uralten Buchenwäldern und dem manchmal überraschend schroffen Hochschulalltag vor mir. Für einen Biologen, der hier ganz am Anfang steht – oder kurz vorm Absprung ins nächste Team, vielleicht sogar einen Neustart plant – ist das weder Paradies noch Dschungelprüfung. Irgendwie beides zugleich. Aber bitte: Wer glaubt, dass Biologen in Freiburg nur am Mikroskop kleben oder auf dem Schauinsland Rotmilane zählen, verkennt das Panorama gründlich.
Die Palette an Fachbereichen? Kaum überschaubar, jedenfalls wenn ich ehrlich bin. Von Klinikforschung an der Uniklinik bis zu Experimenten im urbanen Ökolabor, vom Wildbienen-Monitoring in Hinterhöfen bis zum Innovationslabor Bioökonomie im Gewerbegebiet – der Kittel reicht selten von der Stange. Wer sich in Zellbiologie oder molekularer Genetik tummelt, wird um hochauflösende Geräte, internationales Englisch und Datenflut nicht herumkommen. Feldökologen dagegen kennen das andere Extrem: Wind, Wetter und, ja, biologische Datensätze mit Hang zur Unordnung.
Was in Freiburg besonders auffällt? Die Übergänge zwischen Forschung, Lehre und Anwendung sind fließend – so fließend, dass einem manchmal schwindelig wird. Nicht selten springen Kolleginnen von der Verhaltensforschung ins angewandte Umweltmonitoring. Das ist inspirierend, gelegentlich anstrengend, manchmal... verwirrend. Aber im Kern bleibt’s spannend, gerade für Leute, die mehr als eine Nische sehen wollen.
Nun zum Teil, den die meisten lieber verdrängen würden: der Arbeitsmarkt. Freiburg lockt (zugegeben!) mit renommierten Instituten, Start-ups und Umweltbüros, aber der Platz an der Sonne ist eng. Fixe Stellen, die mehr sind als befristete Projekte, sind begehrt wie Schatten am Hochsommermittag. Gerade die Uniklinik, diverse Forschungsgruppen oder die Landesanstalten bieten reizvolle, teils forschungsnahe Arbeitsplätze – aber mit Haken: Vieles ist drittmittelfinanziert, Verträge häufig befristet. Für den Nachwuchs, der ein wenig Planungssicherheit erwartet, ist das... nun ja, ernüchternd.
Das Gehalt? Wer mit 2.800 € bis 3.200 € einsteigt – etwa als Wissenschaftler im universitären Kontext oder Angestellter in einem Umweltbüro – liegt im lokalen Mittelfeld. Erklimmt man Sprossen in der Industrie, etwa bei einem Pharmaunternehmen in der Region, sind auch 3.800 € bis 4.500 € drin. Aber: Der Weg dahin ist selten geradlinig, Zwischenstopps inklusive. Und: Professoren- oder Laborleiter-Gehälter sind zwar das berühmte „Oben“, doch der Sprung dorthin gleicht eher einem Weit- als einem Hochsprung.
Jetzt aber nicht zu pessimistisch, bitte. Freiburg hat sein Biologen-Profil in den letzten Jahren subtil, aber unübersehbar geschärft. Die Nähe zum Schwarzwald, die Lage zu Frankreich und die Forschungskooperationen mit Basel und Straßburg ergeben eine biowissenschaftliche Melange, die man andernorts nur mit Mühe findet. Stichwort Biotechnologie: Wer offen ist für Anwendungsnähe, findet rund um Freiburg vermehrt kleine und mittlere Unternehmen, die im Bereich Zellkulturen oder Umweltanalytik experimentieren. Und ja, nachhaltige Landwirtschaft, Biodiversitätsberatung und Medizinforschung boomen nicht erst seit gestern.
Ein bisschen Ernüchterung gehört trotzdem dazu: Biologie lebt von Interdisziplinarität, aber auch vom langen Atem. Wer in Freiburg als Berufseinsteiger ins Rennen geht, muss mit Wechselbädern umgehen können. Ich sage das aus Überzeugung: Es sind gerade die Umwege, Seitenwechsel und „unrunden“ Werdegänge, die den Unterschied machen. Apropos: Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig – vom Masterkurs an der Uni bis zur praxisnahen Fortbildung bei Fachgesellschaften. Wer im Beruf wachsen will, findet viele Türen, aber meistens nicht die, die er zuerst erwartet hat.
Manchmal frage ich mich: Hätte ich vor zehn Jahren den gleichen Mut gehabt, wenn ich gewusst hätte, wie widersprüchlich und facettenreich der Biologen-Alltag in Freiburg werden kann? Wahrscheinlich ja – und manchmal auch nein. Aber für alle, die jetzt anfangen oder neu durchstarten wollen: Unterschätzt nicht die Mischung aus Geduld und Neugier, die hier zählt. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. In Freiburg wartet der Spagat zwischen Grundlagenforschung und anwendungsnaher Innovation. Und wer bereit ist, nicht die bequemste Abkürzung zu nehmen, erlebt einen Berufsalltag, der – zwischen Klischee und Realität – überraschend oft Lust auf mehr macht.
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