Ed. Züblin AG | 45403 Duisburg, Rheinland-Pfalz, Saarland
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Liebherr-Werk Ehingen GmbH | 46045 Oberhausen
KÖTTER SE & Co. KG Security | 52062 Aachen
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Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich das seltsame Gemisch aus Alltag und Ausnahmezustand bewundere, das den Beruf des Betriebssanitäters prägt. In der Kantine Kaffee holen, und zehn Minuten später blitzt das Blaulicht am Hallentor. Wer behauptet, dieser Job sei Routine, der hat wohl nie erlebt, wie schnell sich das Klima in einem Werk verändern kann – ein kleiner Funke genügt, und plötzlich zählt jede Sekunde. Besonders in Mülheim an der Ruhr, wo Industriegeschichte und moderne Produktion aufeinandertreffen und die Anforderungen an Arbeitssicherheit mit jedem neuen Technologiekonzept steigen. Hier geht es oft um mehr als nur das Auswechseln eines Verbands.
Wer gerade erst einsteigt, sollte sich von den offiziellen Beschreibungen nicht einlullen lassen: Klar, das Absichern von Baustellen, die Versorgung kleiner Wunden oder das Überwachen von Gefahrstoffen gehören zum Alltag. Aber in der Praxis funktioniert nichts nach Lehrbuch. Es sind die großen Maschinen, die sich nicht an den Tagesablauf halten – und die Beschäftigten tun es sowieso nicht. Eine kurze Unachtsamkeit, ein Defekt, und plötzlich steht man mittendrin im Geschehen, mit Kreislaufkollaps oder tiefem Schnitt und einem halben Dutzend Leuten, die hektisch durcheinanderreden. Einmal hatte ich den Eindruck, die eigentliche Aufgabe besteht darin, genau in diesen chaotischen Momenten ruhig zu bleiben. Die medizinischen Handgriffe, klar, die lernt man. Aber Gelassenheit unter Druck – das gibt’s nicht im Lehrbuch.
Die Anforderungen? Vielschichtig, das kann ich versichern. Wer Betriebssanitäter werden will, braucht eine solide medizinische Qualifizierung – meist über die betriebliche Sanitäterausbildung nach DGUV. In Mülheim, mit seinen verzweigten Industrieparks und Logistikzentren, verlangen viele Betriebe Erfahrung mit Gefahrstoffen und speziellen Rettungstechniken. Hinzu kommt: Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr, dem Rettungsdienst und den Betrieben vor Ort verlangt Fingerspitzengefühl. Der Ton ist manchmal rau, aber ohne eine Prise Menschlichkeit läuft’s hier nicht. Digitalisierung? Sie macht auch vor diesem Beruf nicht halt. Elektronische Ersthelfer-Dokumentation, moderne Funktechnik, automatisierte Defibrillatoren – alles Alltag in den größeren Unternehmen. Und wo früher mal ein Klemmbrett reichte, braucht es heute eine gewisse Technikaffinität. Die Industrie 4.0 hat mehr als nur ein paar Schnittverletzungen gebracht – da kommt man ins Grübeln, was das für den Beruf auf Dauer bedeutet.
Auf dem Papier ist die Nachfrage nach Betriebssanitätern in Mülheim recht stabil – zumindest, solange die Produktion nicht auf Fernsteuerung umgestellt wird. Viele Unternehmen sind gesetzlich verpflichtet, für ausreichend Betriebssanitäter zu sorgen. Häufig werden sie fest angestellt, manchmal über Zeitarbeitsfirmen oder externe Dienste. Das Gehalt? Für Einsteiger liegt es in der Regel zwischen 2.500 € und 2.900 €. Mit Zusatzzertifikaten oder längerer Zugehörigkeit lassen sich 3.000 € bis 3.400 € erreichen, wobei Nachtschicht und Bereitschaftsdienste den Schnitt spürbar nach oben treiben. Aber klar: Wer rein auf das Geld schielt, wird auf Dauer wenig Freude haben. Was zählt, ist ein gewisses Verantwortungsgefühl – und eine Portion Begeisterung für Teamwork, die, zugegeben, nicht immer selbstverständlich ist.
Mülheim ist eigen – das merkt jeder gleich, der neu reinrutscht. Die Betriebe sind oft traditionsbewusst, aber Neuerungen gegenüber nicht völlig verschlossen. Kulturell? Die Stadt ist ein Zwischenraum: Immer noch „Ruhrpott“, aber eben auch ein Knotenpunkt für Zukunftsindustrien. Das prägt den Berufsalltag. Weiterbildungen werden durchaus gefördert, etwa in Richtung Brandschutz, AED-Training oder Führungskräfte im Arbeitsschutz. Wer hier am Ball bleibt, kann sich im Dschungel der Vorschriften nicht nur behaupten, sondern sogar profilieren. Das ist vielleicht das Beste an diesem Beruf: Die Mischung aus Sicherheit – im doppelten Sinne – und dem gewissen Adrenalinkitzel. Manchmal, im Halbdunkel der Werkshalle, frage ich mich, ob dieses ständige Wechselspiel aus Routine und Ausnahme das eigentliche Geheimnis ist. Wer das sucht (oder zumindest aushält), der findet hier mehr als einen „Job“. Und verliert nie wirklich den Bezug zur Wirklichkeit – oder?
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