Deutsche Bahn AG | Halle (Saale)
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GOLDBECK GmbH | 08523 Plauen
Hundhausen-Bau GmbH Eisenach - Standort Weida | Weida
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EHL AG | Mörsdorf
EHL AG | 23730 Albersdorf
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Wer sich als Berufseinsteiger oder fachlich „Umherziehender“ für die Betonfertigteilindustrie in Erfurt interessiert, dem sei gleich zu Beginn gesagt: Hier wartet kein lauwarmer Büroalltag, sondern ein Beruf, der nach echten Händen verlangt. Und nach einem Kopf, der auch mit Sperrholzformen und Bewehrungsstahl klarkommt. Klingt sperrig? Mag sein. Aber unterschätzt wird dieser Zweig gern – und das völlig zu Unrecht, wenn man genauer hinschaut. Ehrlich: Wusste ich vorher auch nicht besser.
Erfurt, das Herz Thüringens, ist beileibe nicht nur ein Postkartenmotiv mit Dom und Krämerbrücke. Die Region hat Tradition im Bau – nicht erst seit der Wende ein Hotspot für die Betonfertigteilbranche: Von Altbausanierung bis Gewerbehallenneubau läuft erstaunlich viel über Fabriken, die Bauteile wie Stützen, Platten oder Treppen dort vorproduzieren, wo es warm und trocken ist. Statt klassischer Maurerei wird hier geplant, verschalt, gegossen, kontrolliert. Alles unter Zeitdruck, versteht sich. Die Stadt wächst, der Druck in der Bauwirtschaft sowieso. Wer Fachkräfte hat, lacht – sofern er sie überhaupt noch findet. Und so wundert es kaum, dass in den Produktionshallen zwischen Linderbach und Hochheim derzeit jede helfende Hand zählt. Fehlanzeige beim Nachwuchs? Chronisch. Die Branche ringt um Köpfe – mal leise, mal laut.
Doch was heißt das in der Praxis? Ein Betonfertigteilbauer ist kein reiner Schalterdrücker an der Mischanlage. Das Gewerk ist vielfältiger, als es Außenstehende oft annehmen. Angefangen beim Bau von Schalungen (meist nach Zeichnung, manchmal noch per Hand), über das Verlegen der Bewehrung, das exakte Mischungsverhältnis beim Beton, bis hin zur Qualitätskontrolle der fertigen Teile. Wer denkt, das könne jeder? Tja – der soll sich einmal bei -2 Grad in eine Fertigungshalle stellen und tausend Schrauben im Frischbeton suchen. Die Realität, das ist kein Poesiealbum.
Für Berufsanfänger in Erfurt sind die Einstiegshürden überschaubar. Der klassische Weg: duale Ausbildung, häufig nach Mittlerer Reife, ab und zu rutscht auch mal jemand ohne Abschluss rein, sofern das handwerkliche Geschick umso mehr überzeugt. Besonders gefragt ist neben Fingerfertigkeit ein Verständnis für Statik, Maße und technische Zeichnungen – die Digitalisierung setzt inzwischen auch Maßstäbe, Stichwort Fertigungsroboter und digitale Planung. Ein bisschen alter Eisenbogen trifft hier auf die neue Bauwelt. Das Spannungsfeld ist spürbar. Die Betriebe in Erfurt haben längst damit begonnen, BIM-Modelle und automatisierte Steuerung einzusetzen – für manche ein Grauen, für andere die logische Konsequenz des Fachkräftemangels.
Was viele zunächst irritiert (oder abschreckt, je nach Naturell): Die körperliche Belastbarkeit bleibt in diesem Beruf ein Muss, automatisierte Prozesse hin oder her. Kein Wunder – Baustellenklima im Januar, dreißig Kilo schwere Matten, ein gerüttelt Maß an Staub. „Damit muss man leben können“, sagen die alten Hasen. Aber: Die Betriebe wissen, dass sie inzwischen mehr bieten müssen als nur Muskelarbeit. Flexible Schichten, weiterbildende Kurse zu Digitalisierung, Aufstieg zur Kolonnenführung oder – selten, aber nicht undenkbar – der Sprung zum Werkstattmeister. Der von außen erhoffte Sprung auf die Gehaltsleiter? Nüchtern betrachtet bewegt sich das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, wer Erfahrung und Zusatzqualifikationen einbringt, landet nicht selten im Bereich von 2.900 € bis 3.400 €. In Erfurt wohlgemerkt – und damit nicht weit vom bundesweiten Schnitt entfernt. Viel ist das nicht, wenn man ehrlich ist, aber die Tarifsteigerungen der letzten Jahre machen sich bemerkbar.
Fachliche Spezialisierung bleibt ein Ass im Ärmel – etwa in Richtung Fertigungssteuerung, Qualitätssicherung oder Anlagenbedienung. Die Weiterbildungslandschaft in Thüringen (respektive Erfurt) ist überschaubar, aber solide: Handwerkskammer, interne Schulungen, gelegentliche Kooperationen mit Berufsschulen. Was definitiv wieder mehr Konjunktur hat, sind Anwendungen wie 3D-gedruckte Schalungen oder neue Betonsorten mit weniger CO2-Ausstoß. Ein Hauch von Innovation, keine Frage, doch ich habe den Eindruck, dass sich die wirklich experimentierfreudigen Betriebe jenseits der Großstadtgrenzen tummeln. Oder täusche ich mich da? Beobachtungen aus dem Kollegenkreis legen zumindest nahe, dass in Erfurt langsam angezogen wird – aber mit ostdeutscher Behutsamkeit, versteht sich.
Wer jetzt als Anfänger oder Umsteiger mit Unsicherheit ringt, darf sich getrost Fehler erlauben. Perfektion ist in diesem Metier eine Illusion, aber solides Handwerk wird gehandelt wie Gold. Wer bereit ist, zu lernen, sich den Rücken krumm zu machen – und zwischendurch auch mal über den Sinn einer akkurat gezogenen Fuge zu grübeln –, dem steht in Erfurt eine Branche offen, die rau und pragmatisch, zugleich aber wandlungsfähig ist. Beton mag ruhig wirken, aber sein Wandel steckt oft im Verborgenen.
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