SPITZKE SE | 14979 Großbeeren
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EUROVIA Verkehrsbau GmbH | Lindow (Mark)
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Berlin ist kein Ort für zarte Gemüter, das merkt man auf den Baustellen sofort. Wer seinen ersten Tag als Betonfertigteilbauer hier verbringt – und das meine ich wörtlich: mit Staub im Gesicht, Beton unter den Fingernägeln und dröhnenden Maschinen im Rücken – weiß vermutlich schon nach wenigen Stunden, worauf er sich eingelassen hat. Ehrlich gesagt, auch, worauf nicht. Und trotzdem bleibt es eine dieser eigenwilligen Berufsentscheidungen, die nach kurzer Zeit eine ganz eigene Faszination entwickeln. Vielleicht, weil man nichts so schnell zwischen zwei Kaffeepausen zusammennagelt, aber mit jedem Arbeitstag sichtbar Spuren in der Stadtgeschichte hinterlässt.
Es gibt Jobs, da kann man Fehler kaschieren – in diesem Beruf nicht. Schon die Vorbereitung: Pläne lesen, Aussparungen markieren, Bewehrung drahten – klingt technisch, ist aber alles andere als rein mechanisch. Eine Kleinigkeit falsch vermessen, und das gute Bauteil verzieht sich beim Ausschalen so, wie es kein Bauleiter haben will. Gerade in Berlin, wo von günstigen Wohnriegeln in Marzahn bis zu rekordverdächtigen Büroklötzen an der Mediaspree fast alles gebaut wird, ist die Bandbreite an Fertigteilen enorm. Einmal Innenwände für einen Altbau, am nächsten Tag riesige Balkonplatten für ein Großprojekt. Wer hier abends geschafft auf die S-Bahn wartet, trägt die Baustelle irgendwie immer noch am Körper und im Kopf mit sich herum – manchmal als Muskelkater, manchmal als Stolz.
Was viele unterschätzen: Der Beruf hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt. Digitale Zeichnungen ersetzen längst das chaotische Papierknäuel von früher, Fertigungsstraßen laufen halbautomatisch, und Laser geben exakte Vorgaben, wo einmal nur Augenmaß zählte. Natürlich – völlig ohne Handwerk bleibt’s trotzdem nicht. Noch immer braucht es Menschen, die den kleinen Unterschied zwischen billigem Pfusch und akkurater Arbeit spüren. Aber wer technisches Verständnis mitbringt und sich nicht von technischen Neuerungen einschüchtern lässt, findet im Fertigteilbau immer wieder neue Herausforderungen. Ein klarer Vorteil in Berlin, wo Termindruck und Architekturmoden so schnell wechseln wie das Wetter im April.
Der Elefant im Raum. Oder besser gesagt: der Lohnzettel. In Berlin rangiert der Verdienst im Betonfertigteilbau am unteren Ende selten noch bei 2.600 €, aber realistisch kann man mit 2.800 € bis 3.300 € zum Start rechnen – mit etwas Erfahrung und Spezialisierung geht’s auch rauf bis 3.600 €. Wer übertariflich angestellt ist oder im Schichtbetrieb knietief in Großprojekte steigt, kommt vereinzelt darüber. Reich wird man nicht. Aber – und das sage ich nicht aus Sentimentalität: Es hat einen eigenen Wert, am Rand der Stadt ein Industriegleis zu verschwenken und wenige Wochen später zu erleben, wie hier ganze Brücken übers Land gezogen werden.
Vielleicht liegt’s am rauen Ton auf dem Bau. Vielleicht an der Geschwindigkeit, mit der hier gebaut (und wieder abgerissen) wird. Berliner Betonfertigteilbauer bewegen sich in einem Spannungsfeld: Einerseits drängt die Metropole mit dem üblichen Bauboom – Digitalisierung, Nachhaltigkeitsforderungen, Schlagzeilen um Wohnraummangel. Andererseits gibt es bei uns auf dem Hof noch das schnelle Moin, rauen Humor und – wenn’s sein muss – die improvisierte Lösung, die Bauleiter und Architekt Kopfzerbrechen bereitet. In Berlin dabei zu sein heißt, mit Widersprüchen leben zu können. Mal ist der Tag ein stures Abarbeiten, dann wieder fordert irgendwer im Ingenieurbüro „Sondermaßnahmen“, die eigentlich nur auf dem Papier funktionieren. Und trotzdem, oder gerade deshalb: Ein Beruf für Leute, die lieber etwas Echtes in der Hand haben, als sich hinter PowerPoint-Präsentationen zu verstecken.
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