Bestattungs-Institut Dieter Raubinger | 70794 Filderstadt
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Bestattungs-Institut Dieter Raubinger | 70794 Filderstadt
Hand aufs Herz – den Beruf der Bestattungsfachkraft wählt niemand aus einer Laune heraus. In Münster, wo der katholische Einfluss zwar nachlässt, aber Tradition und Familiensinn noch deutliche Spuren hinterlassen, ist das Bestattungswesen mehr als bloßer Verwaltungsakt. Es ist ein Grenzgang aus Empathie, Organisation und – ja, auch handfester Arbeit. Wer als Berufseinsteiger oder Umsteiger darüber nachdenkt, das Tätigkeitsfeld zu wechseln, dem sei gleich gesagt: Man wächst an und durch die Situationen, die dieser Beruf mit sich bringt. Wer bloß „mal eben“ einen Job sucht, sollte umschwenken – ein reines Zahlen- oder Handwerksdenken wird hier schnell entlarvt.
Der Alltag? Weit weg von Klischees. Natürlich gibt es Momente, da riecht das Formale aus dem Sarglager in die Verwaltung: Tabellen, Listen, Kontrolle über Papiere, rechtliche Fristen. Dazwischen: Angehörige, die nicht selten zwischen Überforderung, Trauer und Verdruss schwanken. Die Aufgabe der Bestattungsfachkraft ist hier selten eindeutig. Mal ist man Organisator, mal Seelentröster, manchmal auch der Prellbock zwischen zu viel Tradition und dem modernen Wunsch nach Individualität. Gerade in Münster, wo der Tod nicht nur leise, sondern auch pragmatisch beäugt wird – und wo sich evangelische Schlichtheit und katholische Rituale zuweilen im Beerdigungszug begegnen. Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem während des Kondolenzkaffees die Frage aufkam, ob der Verstorbene sich eine „klassische Erdbestattung“ oder doch lieber einen „letzten Gruß per Luftballon“ gewünscht hätte. So viel zum Dogma der Eindeutigkeit.
Der Verdienst? Um es konkret zu machen: Das Einstiegsgehalt in Münster liegt je nach Arbeitgeber, Tarifbindung und Qualifikation meist zwischen 2.500 € und 2.900 €. Klingt wenig glamourös – ist aber durchaus solide, insbesondere verglichen mit anderen Dienstleistungsberufen, bei denen Verantwortung und psychische Belastung seltener vergütet werden. Wer länger dabei ist und sich für Spezialgebiete wie Thanatopraxie oder Trauerbegleitung weiterbildet, kann auf bis zu 3.400 € oder in Ausnahmen auch 3.600 € kommen. Aber: Das Geld ist selten der Hauptgrund, in diesen Beruf einzusteigen. Und wer das Gegenteil behauptet, dem empfehle ich eine Woche Außendienst bei nasskaltem Münsteraner Regenwetter. Der Gehaltssprung kommt mit Erfahrung, Weiterbildungen und – vielleicht am wichtigsten – mit der Routine im Umgang mit Menschen und Situationen.
Arbeitsmarkt in Münster? Ein paradoxes Feld. Einerseits schrumpft die Branche dank Digitalisierung und der schleichenden Enttabuisierung des Todes keineswegs. Einzelne Bestattungshäuser digitalisieren das Anmeldewesen oder bieten Online-Trauerportale an; kleine Familienbetriebe kooperieren, statt gegeneinander zu kämpfen. Andererseits wird – gerade in einer alternden Stadt wie Münster – die Nachfrage nach empathischen und gut ausgebildeten Fachkräften konstant bleiben. Reiner Konkurrenzdruck herrscht fast nie; vielmehr suchen Betriebe Persönlichkeiten, die bereit sind, sich einzulassen: auf Formalia, aber eben auch auf schiefe Lebensläufe und überraschende Schicksale. In Münster wird man nach wie vor mit echter Handarbeit gebraucht – auch wenn der Papierkrieg schon viele Tastaturen gekostet hat.
Was also reizt Menschen wie mich, die diesen Beruf ergriffen haben – trotz oder wegen der scheinbaren Nüchternheit? Es ist vermutlich der nüchterne Pragmatismus gepaart mit dem sicheren Wissen, etwas zu tun, was niemand „aus Spaß“ erledigt. Bestattungsfachkräfte werden nicht Helden genannt und sind doch in manchen Augen ein Fels in der Brandung. Die kulturelle Vielfalt in Münster zwingt einen zudem, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen: Trauer ist nicht überall gleich und auch Bestattungskultur ist ein bewegliches Ziel. Es gibt Tage, wo alles wie geschmiert läuft und dann wieder Momente, in denen selbst alte Hasen kurz schlucken müssen. Am Ende zählt: Wer bereit ist, verschiedene Rollen einzunehmen – und sich auch nicht zu schade ist, im Sakko die Friedhofsschaufel selbst in die Hand zu nehmen –, für den hat Münster mehr zu bieten als vermeintliche Provinz. Hier sind Menschen gefragt, die es aushalten, nicht auf jede Nachfrage die perfekte Antwort zu haben – und genau darin liegt vielleicht die Stärke dieses Berufs.
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