Bestattungs-Institut Dieter Raubinger | 70794 Filderstadt
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Bestattungs-Institut Dieter Raubinger | 70794 Filderstadt
Es gibt Berufe, die sucht man sich nicht aus, weil sie perfekt im Handbuch „Wie beeindrucke ich beim Smalltalk?“ stehen – sondern eher, weil man für das Unsagbare eine Form, für das Endgültige eine Spur Würde schaffen will. Die Arbeit als Bestattungsfachkraft in Mülheim an der Ruhr gehört dazu. Und wer glaubt, hier gehe es nur um Särge, schwarze Kleidung und zurückhaltende Gesten – tja, vermutlich war er nie dabei, wenn der Alltag zuschlägt und der Kühlschrank im Pausenraum mehr Geschichten erzählen könnte als manch ein Poetry-Slammer.
Wer vor dem Einstieg steht oder sich neu orientieren will, hat vermutlich vage Vorstellungen. Die Praxis, gerade im Ruhrgebiet, sieht oft erdiger aus. Los geht es selten bei der Trauerfeier. Es beginnt meist deutlich nüchterner: Beratung von Angehörigen, Versorgung Verstorbener, Organisation genehmigungspflichtiger Abläufe, Grabmacherei (ja, manchmal noch per Hand – bei Regen, Frost und Improvisationstalent), Begleitung zu Ämtern. Hinzu kommen Aufgaben, die niemand sieht: Dokumentation, Lagerhaltung, Kostenkalkulation, ganz banal auch die Fahrt mit dem Bestattungswagen durch die engen Straßen der Stadt – und dann wieder Papierkram, Kerzenkontrolle oder Notfalltelefon um Vier Uhr morgens.
Eine gute Portion Solides, gemischt mit Fingerspitzengefühl, das ist Grundausstattung. Empathie – natürlich –, aber nicht so, wie sie in Werbefoldern steht. Hier ist sie mal staubig, mal still, manchmal leise-wütend, oft: einfach menschlich. Unterschätzt wird, wie viel Organisationstalent und Bereitschaft man mitbringen sollte. Technikaffinität? Nicht schaden, denn die Branchen-Software (keine Angst, sie ist nicht halb so verzwickt, wie sie klingt), digitale Sterbeurkunden, Bild- und Musikbearbeitung – der Alltag ist heute digitaler als das Bild des Berufs vermuten lässt. Manche behaupten, gerade in Mülheim ist die Arbeit besonders „direkt“ – einerseits, weil die Wege auf den Friedhöfen kurz, die Strukturen familiär geblieben sind. Andererseits aber auch, weil die Menschen hier auspacken, nicht alles hübschreden. Ich mag das. Es entgeht einem selbst dann nichts Wesentliches.
Oft hört man: „So altehrwürdig – zahlt sich das denn auch aus?“ Nüchtern betrachtet: Einstiegsgehälter bewegen sich in Mülheim aktuell meist zwischen 2.200 € und 2.800 € – je nach Betrieb, tariflicher Bindung und Erfahrung. Verdient ist das kein Vermögen, aber: Die Nachfrage bleibt beachtlich konstant. Der Generationenwandel, immer individuellere Trauerkultur, mehr Selbstbestimmungswünsche – das alles bringt nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch ein gewisses Maß an Arbeitsplatzsicherheit mit sich. Wer sich weiterentwickelt, fachlich aufsattelt – sei es im Trauerbegleitungskurs, mit Fortbildungen in spezieller Thanatopraxie oder im Bereich Eventorganisation für alternative Abschiedsformen –, schafft sich Nischen. Und ja, auch finanziell lässt sich dann mehr erreichen: Bis 3.400 € sind mit Erfahrung, Zusatzqualifikation und Verantwortungsübernahme realistisch. Nicht die Millionärsspur, schon klar. Aber solide, krisenfest und strukturprägend für viele, die Lust auf echte Verantwortung haben.
Manchmal frage ich mich, ob nicht gerade in Mülheim weniger die Technik, sondern das Zwischenmenschliche zählt. Freilich, die Umstellung auf digitale Prozesse ist längst Pflicht, besonders seit der Corona-Zeit (Einzeltermine, Livestreams, Online-Trauerbücher!). Doch der regionale Umgangston? Der ist ehrlich, manchmal ruppig, selten pathetisch. Das hilft – auch, weil Kunden und Kollegen auf Augenhöhe begegnet wird. Kontrastreich sind die Friedhöfe selbst: Hier treffen grüne Inseln auf Straßen, in denen noch das industrielle Herz pocht, nebenan wildgewachsene Baumfelder, auf der anderen Seite Stahlbeton und Sushi-Imbiss. Wer offen ist, findet aus diesen Gegensätzen Chancen: Ob Umweltbewusstsein, nachhaltige Sargbeschaffung, kreative Trauerkultur – der Spielraum wächst mit der Bereitschaft, Gewohntes zu hinterfragen, lokale Beziehungen zu pflegen und Neues auszuprobieren.
Vielleicht ist genau das der eigentliche Reiz in diesem Berufsfeld: Man schwankt ständig zwischen Routine und dem Unerwartbaren, zwischen Exaktheit und Improvisation, zwischen Tradition und stillem Wandel. Und wenn ich zurückdenke, an meinen ersten Winter, die klammen Hände zwischen Laufzettel und Sarggriff – dann war das anstrengend, ehrlich. Aber auch: irgendwie sinnstiftend. Wer in Mülheim als Bestattungsfachkraft einsteigen will, braucht kein Helden-Gen. Reicht schon, wenn man zuhört, mitdenkt und es aushält, dass das Leben halt nie nach Drehbuch läuft.
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