Pietät Hayer | Offenbach am Main
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Landeshauptstadt Stuttgart | 70173 Stuttgart
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Wer in Mannheim anfängt, als Bestattungsfachkraft zu arbeiten, betritt ein Spielfeld, das zwischen Tradition und lebendig-veränderter Stadtgesellschaft verläuft. Dass damit mehr verbunden ist als das Klischee vom dunklen Anzug und gefassten Blick – geschenkt. Was viele unterschätzen: Der Anlauf ist steil. Und es ist keineswegs so, dass dieser Beruf allen, die „was mit Menschen machen“ wollen, ins Profil passt. Ehrlich: Abgeklärtheit, Fingerspitzengefühl und ein robustes Nervenkostüm sind keine leeren Floskeln.
Weniger als anderswo lässt sich der Tag im Bestattungshaus vorher ahnen. Vieles ist routiniert: Vorsorgegespräche, Papierkram, Hygieneverordnungen, Versorgung der Verstorbenen. Doch das klingt harmloser, als es sich im Ernstfall anfühlt. In Mannheim, wo kulturelle Vielfalt und soziale Unterschiede sich auf engem Raum ballen, geht es selten nach Schema F. Die einen wünschen den traditionellen Abschied, bei anderen beginnt die Zeremonie mit einer Whatsapp-Nachricht aus Izmir und endet am Rheinufer. Da stellt sich irgendwann die Frage: Was ist eigentlich „normal“ in diesem Beruf? Vermutlich gar nichts – und genau das fordert, bringt aber auch Würze.
Fachkenntnis, klar – ohne Ausbildung keine Zulassung als Bestattungsfachkraft. Aber die Prüfungsvorbereitung sagt noch wenig darüber, wie man Angehörigen in einer akuten Notlage begegnet – oder nachts spontan ein Grabfeld umdisponieren muss, weil im kommunalen Friedhof wieder mal gebaut wird. Die tägliche Arbeit lebt davon, dass man improvisieren kann, ein offenes Ohr behält – und ein wachsames Auge für gesetzliche Neuerungen. Wer Gegensätze aushält, ohne zynisch zu werden, ist klar im Vorteil. Ich würde sogar behaupten: Der Grad zwischen professioneller Distanz und ehrlicher Empathie ist in diesem Beruf dünner als ein Leichentuch (und das meine ich ganz ohne pathetisches Pathos).
Wer glaubt, Bestattungen liefen in Baden-Württemberg wie vor 30 Jahren, irrt – zumindest in der Quadratestadt. Kulturelle Diversität wird real. Jede Community hat eigene Rituale, teilweise mit sehr konkreten Vorgaben. Orthodoxe, muslimische, katholische Familien: Jede Gruppe will gesehen werden, jede erwartet Respekt fürs Detail. Jüdische Bestattungen zum Beispiel, mit ihren strengen Zeitvorgaben. Und plötzlich stehen Sprachbarrieren neben bürokratischen – aber winken Sie mal am Freitag bei der Friedhofsverwaltung ein Sonderformular durch. Einfacher wird’s nicht, dafür aber nie eintönig.
Hand aufs Herz – die wenigsten werden Bestattungsfachkraft wegen der fetten Bezahlung. In Mannheim liegt das Einstiegsgehalt zwischen 2.500 € und 2.900 €, je nach Arbeitgeber, Betriebserfahrung und Zusatzqualifikation kann es in Richtung 3.400 € klettern. Keine Mondzahlen – aber im direkten Vergleich stabil, vor allem, wenn man bereit ist, Wochenenddienste oder Rufbereitschaft zu schultern. Wer das kommunikative und technische Rüstzeug weiter ausbaut (Stichwort: Thanatopraxie, Hygieneschulungen, neue digitale Verwaltungstools), kann langfristig durchaus Regionen um die 3.600 € erreichen – und sich intern profilieren, etwa als Teamleitung oder in der Organisation von Spezialbestattungen.
Bleibt die Frage nach Sinn und Zukunft. In Mannheim, mit seiner Mischung aus Urbanität und Bodenständigkeit, geht einem selten der Gesprächsstoff aus. Digitales Dokumentenmanagement, nachhaltige Bestattungsformen, Beratungen in drei Sprachen – vieles wird anspruchsvoller. Aber: Wer das Unplanbare aushält, mit den eigenen Schwächen und Stärken umgehen kann (und vielleicht auch mal darüber lacht), kommt hier weiter als mit reiner Routine. Einstieg, Umstieg – manchmal fühlt es sich an, als würde sich die Branche gerade erst erfinden. Und das macht sie, bei allen Tücken, bemerkenswert lebendig.
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