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St. Martinus-Krankenhaus | 40213 Düsseldorf
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Eines gleich vorab: Wer mit der Vorstellung in diesen Beruf startet, alles drehe sich nur um Trauer, Blumen und leise Gespräche im Halbdunkel – der hat zwar recht, aber eben auch nicht. Bestattungsfachkraft zu sein, das ist in Leverkusen in vielerlei Hinsicht ein Balanceakt. Zwischen Empathie und handfester Organisation. Zwischen tiefgehender Verantwortung und manchem überraschend pragmatischem Handgriff. Manchmal, so ehrlich muss man es sagen, zwischen gesellschaftlicher Akzeptanz und den kleinen, stillen Vorurteilen, die gleich mitgedacht werden. Dabei ist die Realität differenzierter – und, ja, menschlicher – als viele erwarten.
Der Blick aus der Praxis: In Leverkusen ist der Arbeitsalltag selten planbar. Da rufen Angehörige nachts an, gibt es Behördenwege, müssen Trauerfeiern organisiert und logistische Herausforderungen gelöst werden – und das oft parallel. Eine Bestattungsfachkraft agiert zwischen Friedhof, Krematorium, Betriebsbüro und Trauerhaus. Jede Schicht bringt neue Aufgaben. Wer denkt, bloß Beistand und Blumen sind gefragt, unterschätzt die technische Seite – von der sachgerechten Überführung bis zur gesetzlichen Dokumentation, vom sensiblen Umgang mit verschiedenen Bestattungsformen bis zum Ausbau digitaler Angebote (Stichwort: Livestreams für Trauerfeiern, wer hätte das vor fünf Jahren ernst genommen?). Kaum ein Berufsfeld wechselt schneller zwischen Fürsorge und Organisiertheit. Klingt nach Widerspruch, fühlt sich aber erstaunlich stimmig an.
Leverkusen, mit seiner Mischung aus industrieller Prägung und kleinstädtischer Nachbarschaft, hat ein erstaunlich stabiles Bestattungsgewerbe. Viele Betriebe sind überschaubar, oft noch familiengeführt. Entsprechend persönlich ist der Stil – höfliches Understatement trifft auf robuste Handwerkskunst. Für Berufseinsteiger:innen oder wechselwillige Fachkräfte bedeutet das: Man findet eher selten große Hierarchien, dafür aber Lernfelder quer durch alle Aufgabenbereiche. Die Gehaltsstruktur? Erwartungsgemäß bodenständig, aber nicht unattraktiv: Im Regelfall liegt das Einstiegsgehalt aktuell bei etwa 2.500 € bis 2.800 €; mit Erfahrung, Zusatzqualifikation und unternehmerischem Engagement sind 3.000 € bis 3.600 € drin. Nicht vergessen – Überstunden kommen vor, manchmal häufiger als man will, aber wer einen Sinn für das Tun entwickelt, empfindet es selten als bloßen Arbeitszeitverlust.
Was viele unterschätzen: Die Weiterbildungschancen sind – entgegen aller Vorurteile – durchaus vielfältig. Regional werden immer mehr fachspezifische Module angeboten, von thanatopraktischen Fortbildungen (Stichwort: Hygiene, Versorgung, moderne Konservierungstechniken) bis zu Kommunikationskursen für den Umgang mit verschiedensten Kulturen und Ritualen. Ein immer größerer Brocken sind zudem rechtliche Fragen – das deutsche Bestattungsrecht hält regelmäßig neue Überraschungen bereit; im Rheinland sowieso, in Leverkusen scheint der Paragraphendschungel besonders dicht. Ich habe erlebt, wie Kolleg:innen nach Workshops zum Thema interkulturelle Bestattung plötzlich Gesprächspartner wurden, nicht nur Ausführende.
Ich gebe zu – als ich angefangen habe, war Bestatterin ein Beruf zum Nicken, nicht zum Erzählen auf Partys. Heute? Ein Hauch von Wandel liegt in der Luft (auch wenn es keiner so richtig zugibt). Die Jüngeren – die, die jetzt in Leverkusen nachrücken – sprechen offener über Tod und Abschied, stellen kritisch Fragen, wollen echte Gestaltungsspielräume. Dahinter steckt ein gesellschaftlicher Ruck: Nachhaltige Bestattungsformen werden nachgefragt, alternative Trauerrituale recherchiert. Wer heute offen ist – für Gespräche, Neues, kleine Veränderungen – findet plötzlich Sinn und Vielfalt an Stellen, wo andere nur Endlichkeit sehen.
Zwischen Kerzenlicht und Datenblatt, Angehörigengespräch und Handschlag vor dem Friedhof, entwickelt man diesen geheimen Stolz, den kaum einer sieht. Nichts für Zartbesaitete – aber wer Integration, Feingefühl und handwerkliches Können kombinieren kann, findet in Leverkusen mehr als nur einen "Job". Man findet eine Aufgabe, die selten langweilig wird, manchmal zehrt, aber oft überraschend zufrieden macht. Ob man das als Berufseinsteiger:in, Wechselwillige:r oder erfahrene Fachkraft liest – den perfekten Zeitpunkt für's Umsteigen gibt’s eh nicht. Nur den Moment, es einfach zu tun. Und den gibt es hier, Tag für Tag.
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