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Wer morgens in Krefeld aufsteht und sich als Bestattungsfachkraft auf den Weg macht, balanciert Tag für Tag auf einem schmalen Grat: Da, wo Würde keine Floskel sein darf. In einer Stadt, die zwischen Industriegeschichte, Straßenbahnnostalgie und moderner Umbruchssehnsucht lebt, bleibt der Umgang mit dem Tod – so paradox das klingt – erschreckend alltäglich. Für Denjenigen, der täglich mit Hinterbliebenen, Kollegen und Behörden ringt, ist dieser Alltag selten langweilig, oft fordernd, manchmal sogar berührend schön. Aber ich greife vielleicht schon vor – nehmen wir das lieber Stück für Stück auseinander.
Wenn der öffentliche Blick auf Bestattungen meist bei Traueranzeigen und schwarzen Limousinen endet, kennt die Berufspraxis deutlich mehr Grautöne. Der Beruf ist weder rein handwerklich noch nur sozial oder organisatorisch – sondern ein bisschen von allem, überzeugend vermischt mit einer Prise Alltagspsychologie. Wer sich für den Job interessiert, sollte sich Folgendes klarmachen: Bestattungsfachkräfte arbeiten mit Toten, aber vor allem mit Lebenden. Sie nehmen Angehörigen Arbeit ab und Last weg – mit einem tiefen Verständnis für Abläufe, Ritualen und manchmal widersprüchlichen Gefühlen.
In Krefeld mit seinen sehr unterschiedlichen Quartieren – von mondän bis bodenständig, von katholisch geprägt bis multikulturell – bringt das spannende Herausforderungen. Ob auf dem alten Hauptfriedhof, im stillen Urnenfeld oder im Gespräch mit einer Familie, die zum ersten Mal vehalten nach „alternativen“ Bestattungsformen fragt: Es gibt keine Schablone, hinter der man sich bequem verstecken könnte.
Früher, so sagt man, reichte ein dickeres Fell und Routine – heute ist der Anspruch breiter. In Krefeld, mit einer alternden, zunehmend diversen Einwohnerschaft, merken Betriebe und Teams längst, dass Sensibilität, kommunikatives Feingefühl und Organisationstalent mindestens genauso wichtig sind wie der sprichwörtliche „respektvolle Griff“. Moderne Krematorien, rechtliche Vorgaben, Gefahrenstoffe bei Hygienearbeiten – das Berufsfeld hat technologische und regulatorische Haken entwickelt, die gute Ausbildung und laufende Weiterbildung unverzichtbar machen. Wer einsteigt, braucht Lust auf Lernen, auch nach Feierabend.
Und dann ist da dieses seltsame Gefühl, Teil einer Zunft zu sein, die auf leise Art unverzichtbar bleibt. Ehrlich: Jeder Tag ist anders. Mal schleuse ich Akten durch Behörden, dann wieder packe ich bei einer Überführung an – oder berate eine verzweifelte Familie, die eigentlich nur jemanden mit festem Stand braucht, weil ich gerade ihr Fels in der Brandung bin. Klingt pathetisch? Vielleicht. Fühlt sich manchmal aber genau so an.
Was viele unterschätzen: Fachkräfte in der Bestattungsbranche sind gefragt, gerade in Städten mittlerer Größe wie Krefeld. Der demografische Wandel klopft (etwas makaber, aber wahr) unaufhörlich an die Tür. Effiziente Teams, digitalisierte Abläufe und immer mehr individuelle Kundenwünsche sorgen dafür, dass schlanke Strukturen und qualifiziertes Personal wichtiger werden. Das schlägt sich auch beim Gehalt nieder. Je nach Ausbildung und Verantwortung bewegen sich die monatlichen Verdienste meist zwischen 2.400 € und 3.200 €, gelegentlich auch mehr – falls Überstunden, Bereitschaften oder Spezialkenntnisse (z. B. bei hygienisch riskanten Aufgaben oder besonderen Zeremonienformen) ins Spiel kommen. Klingt solide, ist es auch – sofern man mit gelegentlichen Wochenendarbeiten und einer gewissen Unregelmäßigkeit im Leben leben kann.
Perspektivisch? Wer mutig bleibt und sich weiterbildet – etwa im Umgang mit digitalem Dokumentenmanagement, moderner Präsentationstechnik für Trauerfeiern oder rechtlichen Themen – bleibt nicht lange am Status quo kleben. In Krefeld entstehen mehr und mehr Nischen für Spezialisten, die Dinge wie nachhaltige Bestattungen, kultursensible Begleitung oder gar Tierbestattungen abdecken wollen. Manchmal wünschte ich, die Außendarstellung des Berufs hielte mit dieser Entwicklung Schritt.
Ganz ehrlich: Die Arbeit als Bestattungsfachkraft in Krefeld ist nichts für dünne Nerven oder notorische Harmoniebedürftige. Wer nicht stoisch durch regnerische Friedhofsmorgende, akute Papierkrisen im Büro oder emotionale Ausbrüche von Angehörigen kommt, verzweifelt schon am zweiten Monat. Andererseits – und das sage ich aus Überzeugung – lernt man nirgendwo schneller, was im Leben zählt, wie vergänglich Besitz und Status sind und wie dankbar Menschen sein können, wenn man ihnen den letzten Dienst erweist.
Manchmal kippt der Alltag zwischen Trauer und Bürokratie, und dann hilft nur ein tiefer Atemzug, eine Prise schwarzen Humors und – nicht zu vergessen – das Bewusstsein, dass man in Krefeld gebraucht wird. Wirklich gebraucht. Nicht jeder kann und will das tragen. Für die, die offen für Vielfalt, Veränderung und Verantwortung sind, ist es allerdings ein Beruf, der selten langweilig, manchmal sperrig, oft aber – und das ist vielleicht das eigentliche Geheimnis – menschlicher ist als viele andere.
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