Landeshauptstadt Stuttgart | 70173 Stuttgart
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Mal ehrlich: Wer hat als Kind schon davon geträumt, irgendwann Särge zu tragen oder Urnen zu übergeben? Wahrscheinlich keine:r. Aber irgendwie landet man dann doch in diesem Beruf – manchmal aus Überzeugung, manchmal aus Zufall oder auch, weil ein Wechsel reizvoll scheint nach Jahren im Einzelhandel, Handwerk oder anderswo. Und wer dann anfängt – hier, mitten in Karlsruhe, in dieser Stadt zwischen Tradition und Erneuerung – merkt schnell: Bestattungsfachkraft ist nicht gleich Bestattungsfachkraft. Es gibt kaum einen Beruf, der so vielschichtig ist. Und ja, auch kaum einen, der so viele Missverständnisse mit sich schleppt wie ein schweres Eichenbrett.
In Karlsruhe – geprägt von badischer Gelassenheit und oft erstaunlicher Offenheit im Umgang mit Abschied und Tod – sind Bestattungsfachkräfte nicht bloß stille Schatten am Rand. Sie sind diejenigen, auf deren Zwischenmenschlichkeit alles ankommt, wenn es darauf ankommt. Ähnlich wie im Krankenhaus gibt es keine Routine, dafür aber sehr viele Routinen – vom Trauergespräch über die Organisation der Trauerfeier bis hin zu Verwaltungsakten, die gefühlt nie weniger werden. Nein, dies ist kein Beruf für zartbesaitete Einzelgänger:innen, aber auch nichts für jene, die bloß Mitleid empfinden oder mit abgekühltem Pragmatismus an die Sache gehen.
Karlsruhe bringt dabei eigene Herausforderungen mit – interkulturelle Erwartungen, drastisch unterschiedliche Vorstellungen von Trauerritualen, ein Stadtbild, bei dem moderner Urbanismus auf dörflich-verwurzelte Viertel trifft. Da ist kulturelle Sensibilität, Diplomatie (manchmal auf badisch) und eine Prise Humor unverzichtbar. Es erstaunt mich immer wieder, wie vieles neu gedacht wird, während doch die alten Riten und Bräuche in manchen Familien felsenfest stehen. Wer glaubt, mit ein bisschen Empathie sei es getan, unterschätzt den Spagat zwischen abgründiger Existenz und logistischem Speditionsgeschäft.
Kommen wir zum Geld. Das kann, je nach Betrieb, solider ausfallen als viele annehmen: In Karlsruhe lag das Einstiegsgehalt zuletzt häufig bei rund 2.600 € bis 2.900 €, je nach Erfahrung, Ausbildungsweg und Betriebsgröße. Ausreißer nach oben sind drin – Richtung 3.200 € und mehr, wenn man sich weitergebildet hat oder Führungsverantwortung übernimmt. Aber der Markt ist nicht rosarot. Die Konkurrenz durch große Bestattungsunternehmen und Preisvergleiche im Internet drückt auf Margen und manchmal – kein Geheimnis – auch auf die Gehälter der Beschäftigten. Kleine, inhabergeführte Häuser setzen mehr auf Qualität und manche auf Nischen: ökologische Bestattungen, digitale Trauerbegleitung, ungewöhnliche Abschiedsrituale. Wer hier flexibel ist, kann seinen eigenen Weg finden, auch wenn der nicht immer linear verläuft.
Und dann die Arbeitszeiten. Ja, die berühmte Erreichbarkeit rund um die Uhr. Wer Allergie gegen Bereitschaftsdienste hat, sollte zweimal überlegen. Andererseits: Diese Eigenarten bringen Abwechslung, und manche mögen gerade das unberechenbar Menschliche daran.
Was viele unterschätzen: Der Beruf frisst Weiterbildung, und das nicht bloß in Gesetzeskunde. Digitalisierung verändert auch die Bestattungsbranche – wer in Karlsruhe jetzt einsteigt, muss sich mit Online-Kundenkommunikation, neuen Formen der Trauerbegleitung oder sogar der Gestaltung hybrider Trauerfeiern auseinandersetzen. Ein gutes Beispiel: Manche Firmen setzen schon auf 3D-Visualisierungen für Grabgestaltungen und nutzen Messenger-Dienste zur Begleitung von Angehörigen. Klingt technisch, ist aber Alltag – und eröffnet neue Spielräume für kreativere Köpfe. Skepsis ist menschlich, aber den Kopf in den Sand stecken? Keine Option, wenn man ernsthaft weitermachen will.
Dafür gibt es in Karlsruhe eine beachtliche Auswahl an Weiterbildungen – von Trauerreden bis Hygienetechnik, von Büroorganisation bis Rechtliches. Wer langfristig dranbleibt, kann sich spezialisieren, Verantwortung übernehmen oder sich mit neuen Formaten als Querdenker:in profilieren.
Vielleicht klingt das alles widersprüchlich: ein Beruf zwischen Pathos und Papierkram, zwischen digitaler Innovation und steinalter Tradition. Genau dieser Spagat macht die Sache reizvoll – zumindest für mich und viele Kolleg:innen, die den Beruf nicht nur als Job, sondern als eine Art im Alltag gelebte Handwerkskunst begreifen. Karlsruhe zwingt einen, hellwach zu bleiben: Hier kommt niemand an unterschiedlichsten Lebensgeschichten vorbei – und das macht die Tage fordernd, manchmal nervtötend, meist aber lohnender als vieles, was mit sauberen Händen und festen Arbeitszeiten daherkommt. Und um ehrlich zu sein: Wen die Abgründe des Alltags nicht schrecken, der findet hier mehr Sinnstiftung, als viele Außenstehende ahnen.
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