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St. Martinus-Krankenhaus | 40213 Düsseldorf
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Wer heute als Bestattungsfachkraft in Duisburg ins Berufsleben startet – oder ernsthaft über einen Wechsel dorthin nachdenkt –, ahnt womöglich wenig von der eigentlichen Bandbreite, die dieser Job mit sich bringt. Zwischen Friedhofskapellen und den Neubaufassaden am Innenhafen, irgendwo im Spannungsfeld von Handwerk, Dienstleistung und Seelsorge, findet man diesen Beruf: bodenständig, intensiv, selten glamourös und alles andere als alltäglich. Was viele unterschätzen: Der Spagat zwischen Pietät und Praxis ist anspruchsvoller, als es „von draußen“ oft wirkt.
Die offizielle Berufsbezeichnung wirkt nüchtern, fast ausweichend. Doch wer jemals um vier Uhr morgens im Regen einen Sarg ins Krematorium bringt oder einer Familie mit trocken vorgetragenem Mitgefühl die Beerdigungskosten erläutert hat, spürt sofort: Hier steckt mehr dahinter als Formulare abstempeln oder einfache Routinearbeiten. Natürlich, die sachlichen Pflichten – von der hygienischen Versorgung der Verstorbenen bis zur Organisation der Trauerfeier – sind fest umrissen. Aber das reicht nicht. Die Grenzen zur psychologischen Begleitung verschwimmen, besonders in einer Stadt wie Duisburg, die vom Strukturwandel, Einwanderung und vielfältigen Kulturen geprägt ist. Ganz ehrlich: Die Sensibilität, die man hier im Umgang mit Familien (deren Lebensrealitäten teils auseinanderdriften wie die Rheinseitenränder) benötigt, bekommt man in keinem Lehrbuch beigebracht.
Es gibt Branchen, da spürt man sofort, wohin die Reise geht – bei Bestattungen gilt eher: Der Arbeitsmarkt erscheint konstant und volatil zugleich. Klar, die „Demografiewelle“ wird oft beschworen. Fakt ist: Duisburg altert schneller als manch andere westdeutsche Großstadt, und die Zahl der Sterbefälle steigt leicht. Klingt nach Jobsicherheit. Aber: Technische Veränderungen greifen auch im pietätvollen Gewerbe. Digitale Traueranzeigen, neue Bestattungsformen (Kolumbarium, Friedwald, muslimische Riten …) und eine Kundschaft, die zunehmend individuelle Wünsche äußert, verlangen Frei- und Umdenkemöglichkeiten. Klassisches Friedhofshandwerk, Kremation, ökologische Urnen – die Palette wächst. Selbst als Berufserfahrener kann man schon mal ins Stolpern geraten, wenn plötzlich per Videokonferenz ein Trauergespräch gewünscht wird. Ausprobiert? Ich schon. Fazit: Drei Minuten peinliche Stille – und dann die beste Dankeskarte meiner Laufbahn erhalten.
Geld. Kein Tabu, auch wenn’s im kollegialen Gespräch selten auf dem Tisch liegt. Im Ruhrgebiet und speziell in Duisburg liegt das Einstiegsgehalt oft zwischen 2.200 € und 2.700 €. Mit etwas Erfahrung und Zusatzverantwortung, beispielsweise im Bereich Friedhofsverwaltung oder Hygieneschulungen, sind 2.800 € bis 3.200 € drin – manchmal auch mehr, aber realistisch gesehen, wird’s selten ein Hochlohnsektor. Entscheidend ist, ob Betriebe tarifgebunden sind (kommt vor, ist aber keine Regel) und wie viel Überstunden im sogenannten „Bereitschaftsdienst“ tatsächlich bezahlt werden. Im Ernst: Die emotionale Belastung, die eigenwilligen Arbeitszeiten (Tod kennt keinen Feierabend, schon gar nicht, wenn der Anruf sonntags kommt) und der unterschwellige Erwartungsdruck, immer „funktionieren“ zu müssen – das ist nicht in Euro messbar. Oder vielleicht gerade doch? Manche sagen, der Stolz über einen würdig begleiteten Abschied wiegt finanziell schwerer als jede Gehaltstabelle. Ich schwanke, ehrlich gesagt, regelmäßig zwischen Pragmatismus und diesem seltsamen Gefühl mit sozialer Fallhöhe.
Duisburg ist ein eigenwilliger Ort für diesen Beruf. Die Vielfalt der Herkunft, Glaubensrichtungen und ökonomischen Realitäten prägt die tägliche Praxis. Wer hier Bestattungsfachkraft wird (oder bleiben möchte), braucht ein dickes Fell, ein waches Herz und den Willen, sich immer wieder neue Fragen zu stellen: Wie funktioniert Bestattungskultur im Jahr 2024 – zwischen Whatsapp-Kondolenz, umweltfreundlicher Urne und traditionellem Familiengrab? Welche Rolle spielen Empathie und Abgrenzung im Arbeitsalltag? Und nicht zuletzt: Wie hält man es aus, immer am Rand des Lebens zu arbeiten, aber nicht in der Unsichtbarkeit zu versinken? Keine einfachen Antworten – aber ein Arbeitsfeld, das kaum eines zweiten so viele persönliche Wendepunkte, stille Erfolge und gelegentlich auch überraschend lebendige Momente bereithält.
Der Alltag als Bestattungsfachkraft in Duisburg hat wenig mit Klischees zu tun – weder ist man ständig melancholisch noch ständig abgehärtet. Wer die Vielfalt des Ruhrgebiets annimmt und einen Beitrag dazu leisten möchte, Menschen in schwersten Stunden beizustehen, kann hier eine Stelle finden, die fordert, prägt und entwickelt. Perfekt vorbereitet? Fühlt man sich nie – aber das gehört dazu. Und manchmal, unerwartet, merkt man: Im Beruf mit der Endlichkeit steckt eine leise Form von Anfang.
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