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St. Martinus-Krankenhaus | 40213 Düsseldorf
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Ein Beruf, über den die meisten Menschen nicht sprechen wollen – und doch wird er nie aussterben. Bestattungsfachkraft, mitten im Pott, sagen wir hier. In Dortmund, zwischen Zechentürmen, betongrauen Nachkriegszeilen und Galerien. Und ja, der Tod macht auch in dieser Stadt keine Pause. Aber was bedeutet es, als Einsteiger:in (oder als Wechselwillige:r) genau hier, inmitten von Wandel, Tradition und gelegentlicher Grobkörnigkeit, seinen Alltag mit Sterben, Trauer, Abschiedsgestaltung zu verbringen?
Wen es zum ersten Mal in die Kühlräume oder ins Trauergespräch verschlägt, der merkt schnell, wie breit das Aufgabenfeld ist. Je nachdem, ob man im alteingesessenen Familienunternehmen arbeitet oder bei einem großen städtischen Anbieter – die Mischung stimmt selten mit den romantisierenden Vorstellungen überein, die manche nach einer Netflix-Serie mitbringen. Die eigentlichen Tätigkeiten reichen vom Herrichten Verstorbener, Särge schleppen, Blumen justieren, über Formulare jonglieren bis hin zu, nennen wir es mal, dem „Gefühlsmanagement“ bei Angehörigen. Was viele unterschätzen: Man muss wirklich anpacken – und zwar körperlich. Die Arbeit endet eben selten mit Laptop und Kaffeebecher, sondern verlangt Gummistiefel, Empathie und Nerven wie Drahtseile.
In Dortmund, wie überall im Ruhrgebiet, mischt sich Tradition mit einem unwiderstehlichen Drang zu Veränderung. Immer mehr Menschen wollen individuelle Abschiedslösungen, multikulturelle Rituale und einen würdevollen Übergang – auch außerhalb von klassischen Friedhofsmauern. Plötzlich redet man darüber, ob auf der Nordstadtwiese bestattet werden darf, und ob ein QR-Code auf dem Grabstein pietätlos ist. Digital bestellbare Sargdeckel? Für viele undenkbar, aber die Diskussion ist da. Gerade für junge Bestattungsfachkräfte und Quereinsteiger:innen kann das spannend und frustrierend zugleich sein. Manchmal will man lieber einen Schritt zurücktreten, aber der Spagat zwischen Digitalisierungswelle und Tradition gehört eben dazu.
Das Einstiegsgehalt liegt in Dortmund aktuell oft bei ungefähr 2.400 € bis 2.700 €. Für erfahrene Kräfte sind 3.000 € bis 3.400 € drin, je nach Verantwortung, Zusatzqualifikation und Betriebsgröße – und, sagen wir es offen: je nach Verhandlungsgeschick. Und doch ist Geld in diesem Job manchmal Nebensache. Es ist keine Branche für Selbstdarsteller:innen oder schnelles Geld. Wahrscheinlich der einzige Beruf, wo Ehrlichkeit mit der eigenen Belastbarkeit wertvoller ist als ein schillernder Lebenslauf. Nicht selten bemerkt man: Wertschätzung kommt selten mit großem Applaus, sondern mit einem schlichten Danke von Angehörigen.
Wer glaubt, es gäbe bei den Bestattungsfachkräften nur einen Weg, täuscht sich. Es gibt zahlreiche Fortbildungen – etwa zu hygienischer Versorgung, Trauerbegleitung, zu nachhaltigen Bestattungskonzepten oder multikulturellem Ritualwissen. In Dortmund boomen Angebote rund um Umweltbestattung; die Nachfrage nach alternativen Abschiedsformen wächst messbar. Wer bereit ist, sich in solche Nischen zu wagen, kann nicht nur Einkommen, sondern auch Profil schärfen. Es kostet Mut, sich auf Neues einzulassen – aber vielleicht braucht’s genau das gerade hier im Ruhrgebiet, wo Tradition nicht gleich Stillstand heißt.
Eines darf man sich auch als Berufseinsteiger:in in Dortmund nichts vormachen: Die Arbeit berührt. Manchmal nachts, manchmal im Bus auf dem Heimweg – dann hängt ein Gespräch oder das Bild einer Trauerfeier noch nach. Es ist kein Beruf für Menschen, die Abstand um jeden Preis brauchen. Gleichzeitig lernt man, eine eigene Balance aus Nähe und professioneller Distanz zu entwickeln. Klingt pathetisch – aber vielleicht ist das der wahre Schatz dieser Arbeit: das Wissen, dass man mitten in einer lauten, schnellen Stadt der Menschlichkeit einen leisen Arbeitsplatz sichert. Ob das jeder tragen kann? Fraglich. Aber genau deshalb sind echte Bestattungsfachkräfte in Dortmund eben mehr als nur eine Berufsgruppe – sie sind ein Anker zwischen den Welten.
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