Südwestdeutsche Salzwerke AG | 74072 Heilbronn
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Südwestdeutsche Salzwerke AG | 74072 Heilbronn
Stuttgart. Wo draußen S‑Bahnen kreischen, Mercedes-Sterne blenden und Start-ups auf dem Kessel brodeln, da stellt sich keiner spontan einen Bergbautechnologen am Schaufelradbagger vor. Und doch gibt es sie, mitten in Baden-Württemberg: die Profis, die aus dem Stuttgarter Untergrund weit mehr machen als nur das sprichwörtliche Fundament für neue Bauprojekte. Wer hier einsteigt – ob frisch von der Ausbildung, als Quereinsteiger mit Betonhintergrund oder nach Jahren im Kieswerk auf der Schwäbischen Alb – merkt schnell: Sand, Steine und Rohstoffe sind in einer expandierenden Stadt wie Stuttgart alles andere als verstaubte Materie.
Zugegeben, Stuttgart ist nicht das Ruhrgebiet. So viel Maloche unter Tage? Eher selten. Dafür aber Tagesbaue, Kieswerke und riesige Schottergruben. Wer morgens im Stuttgarter Berufsverkehr gen Esslingen zuckelt, sieht sie: Förderbänder, Siloschächte, die für viele sichtbar, für die meisten aber unsichtbar bleiben. Dabei setzen städtische Großprojekte – man denke nur an den berüchtigten Tiefbahnhof –, die Wohnungsbaudynamik und der ewige Straßenbau Akzente, die den Rohstoffhunger der Stadt nie wirklich stillen. Bergbautechnologen steuern hier moderne Anlagen, überwachen die Rohstofflogistik von A wie Anlieferung bis Z wie Zero Waste. Klingt trocken? Denkste. So manches Mal stehst du knietief im Schlamm, läufst bei 30 Grad dem Förderband hinterher oder jonglierst mit vertrackter Technik, stabilem Nervenkostüm – und manchmal: einem beginnenden Tinnitus durch den Geräuschpegel vor Ort.
Wer glaubt, hier reiche ein bisschen Muskelkraft und robuste Nerven, hat die Rechnung ohne die Technik gemacht. Die Digitalisierung hat die Rohstoffverarbeitung in Stuttgart längst erfasst, Maschinen sprechen heute in Daten. Neue Steuerungstechnik, halbautomatische Sieb- und Sortieranlagen und – das klingt nach Science Fiction, ist aber schon Arbeitsalltag – Sensoren, die Gestein per Laser erfassen, sind keine Zukunftsmusik mehr. Wer keinen Bock auf lebenslanges Lernen hat, wird’s schwer haben. Jeder Knopf am Schalttisch ist ein kleines Biest, das gern mal widerspricht: Technikaffinität ist Pflicht, nicht Kür. Ich habe noch niemanden erlebt, der sich um tiefgekühlte Lehrbücher schert. Was viele unterschätzen: Der Wandel bringt eine neue Sorte Stolz – das eigene Wirken reicht bis hinaus an die Dächer der Stadt, wo aus dem Bodenschatz die Steine fürs Fundament werden.
Der Blick aufs Geldbeutel: Für viele Einsteiger pendelt das monatliche Gehalt meist zwischen 2.600 € und 3.100 €, erfahrene Leute mit Zusatzqualifikation oder Meistertitel landen bei 3.400 € bis 3.800 €. Klingt ordentlich? Kommt drauf an. Die Zuschläge für Schichtarbeit, Frühnebel und Frosttage sind nicht zu unterschätzen – aber eben auch die Verantwortung. Jeden Tag entscheiden, ob die Körnung stimmt, die Sicherheit passt, das Mischungsverhältnis läuft. Niemand wartet in Stuttgart darauf, dass bei der nächsten Betonlieferung das halbe Haus einsackt, weil einer im Kieswerk Dönekes gemacht hat.
Und noch etwas: Stillstand ist hier Gift. Weiterbildungen zum Techniker, Anlagenmeister oder – das gibt’s wirklich – Spezialisten für Umwelt- und Recyclingtechnik sind im Schwabenland keine Deko fürs Handwerkszeug, sondern werden nachgefragt. Stuttgart denkt an Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und schärfere Umweltauflagen. Wer hier mithalten will, muss nicht nur ran, sondern auch umdenken. Kurios eigentlich, denn vor ein paar Jahrzehnten hätte niemand von „digitalen Gesteinsproben“ oder „Sensor-Sandanalysen“ gesprochen. Heute? Alltag im bodenständigen Bergbaubetrieb am Stadtrand.
Ehrlich: Romantik gibt's wenig. Wer Schichtarbeiten, Wetterlocken und Maschinenbocksprünge nicht scheut, wird hier aber nicht nur gebraucht, sondern auch herausgefordert. Was ich nach ein paar Jahren im Industriegürtel von Stuttgart sagen kann: Bergbautechnologen sind die stillen Möglichmacher – und für alle, die Wert auf greifbare Ergebnisse und handfesten Wandel legen, ist das alles andere als ein Auslaufmodell. Oder? Manchmal frage ich mich, wieso so wenige überhaupt wissen, dass es diesen Beruf in Stuttgart gibt.
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