Redpath Deilmann GmbH | 44135 Dortmund
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Wer morgens im Kölner Berufsverkehr steht, rechnet kaum damit, dass wenige Kilometer weiter ganze Welten unter der Erdoberfläche verborgen liegen – und mit ihnen Berufe, die man meist irgendwo zwischen Grubenhelm-Idyll und Kohleklischee einsortiert. Bergbautechnologe? Ehrlich, das klingt schnell nach Geschichte. Aber wehe, man kratzt ein wenig an der Oberfläche (oh, das Bild ist zu naheliegend – sei’s drum): Plötzlich steckt da weit mehr dahinter. Und für Berufseinsteiger oder Wechselwillige? Ein Feld mit mehr Facetten als Altstadt-Pflastersteine.
Das Klischee der Kohlekumpel in rußverschmierten Latzhosen ist im Rheinland zwar noch präsent, aber die Sache hat einen Haken: Wer heute als Bergbautechnologe in Köln – oder besser im Großraum Köln, denn die Tagebaue ziehen sich bis ins Umland – arbeitet, bewegt sich längst zwischen computergestützten Steuersystemen und Schwerlasttechnik, die einen Sportwagen wie Kinderspielzeug wirken lässt.
Sicher, die „klassische“ Arbeit unter Tage ist seltener geworden. Aber alte Zechen sind keineswegs museale Ruinen: Im Braunkohlerevier, nur eine halbe Autostunde entfernt, findet man alles, was moderne Ressourcenförderung ausmacht. Sensorik, Prozessautomation, Überwachung von Umweltstandards – all das ist heute selbstverständlicher Teil des Jobs. Wer sich darauf einlässt, muss eben nicht nur graben, sondern auch kontrollieren, warten, dokumentieren, steuern. Und zwar oft mit mehr Verantwortung, als mancher auf den ersten Blick vermutet.
Jetzt ehrlich: Gibt es für Bergbautechnologen im Rheinland überhaupt noch Perspektiven? Manch einer schüttelt da den Kopf – doch ganz so einfach ist es nicht. Zwar schrumpft die Braunkohle dominierend, freiwillig zur Seite. Aber parallel entstehen hybride Berufsfelder an der Schnittstelle zwischen klassischer Förderung, Rückbau, Umweltmonitoring und Grubensicherung. Nicht wenige Beschäftigte arbeiten an Renaturierungsprojekten oder technischen Sicherungsmaßnahmen ehemaliger Gruben – und genau hier braucht es bergmännisches Know-how. Wer fundiertes Technikverständnis mitbringt, ist selten über.
Natürlich, der Wind hat sich gedreht – das Gehalt ebenso. Einstiegsgehälter bewegen sich meist zwischen 2.800 € und 3.200 €, mit Erfahrung sind 3.400 € bis 3.900 € drin, wobei zusätzliche Qualifikationen und Schichtarbeit das Ganze nach oben treiben können. Viel ist das nicht im Vergleich zu boomenden Industrien, aber für bodenständige Praktiker absolut konkurrenzfähig.
Eigentlich ist es ein Paradox: Die eine Hälfte im Betrieb setzt auf Umbrüche – Energiegipfel, grüne Transformation, neue Umweltvorgaben. Die andere verteidigt Berufstraditionen, mit denen Väter (und ja, hauptsächlich waren es Väter) einst Familien ernährten. In den Pausen gibt’s hitzige Debatten. Manchmal sogar angriffslustige Ironie: „Was wird aus uns, wenn der letzte Bagger steht?“ Antwort: Die Aufgaben wechseln, die Technik bleibt – und wer flexibel ist, hat plötzlich mit Wasserhaltungsprojekten, Materialgewinnung im Tunnelbau oder Recyclingprozessen zu tun. Man muss sich darauf einlassen können. Wer stur bleibt, bleibt irgendwann stehen. Wer sich weiterbildet – etwa über fachspezifische Module zur Umwelttechnik oder zum Altbergbau – landet plötzlich auf ganz neuen Baustellen.
Ich habe Kollegen erlebt, die mit knapp 30 nochmal umgeschult haben – und heute als Fachberater für Baustoff-Rückgewinnung im Kölner Umland unterwegs sind. Andere sind geblieben, um Restlöcher zu sichern oder technologische Modernisierungen voranzutreiben. Was viele unterschätzen: Wie sehr diese Arbeit Identität stiften kann – und zwar auch dann, wenn man die Branche transformieren hilft, statt nur Kohle abzubauen.
Köln ist nicht das Ruhrgebiet. Die Verbindung zwischen Stadt und Braunkohle, zwischen Rhein und Baggersee, ist subtiler – fast verborgen, aber deshalb nicht weniger relevant. Hier prallen städtischer Wandel, Industriegeschichte und landschaftliche Rekultivierung aufeinander. Genau an diesen Nahtstellen wachsen neue Jobs für Bergbautechnologen: Wer den Bogen zwischen alt und neu schlagen kann, darf sich auf Aufgaben einstellen, die irgendwo zwischen Umweltschutz, Ingenieurtechnik und technischer Innovation pendeln.
Ist das abenteuerlich? Mitunter, ja. Langweilig? Sicher nicht. Wer knietief im Rheinischen Boden steht, braucht Neugier, Offenheit für Technik und eine gewisse Dickhäutigkeit gegenüber Veränderungen und hitzigen politischen Debatten. Aber genau dafür sind wir doch irgendwann mal in den Job gegangen – ob gewollt oder mehr so reingerutscht. Bleibt am Ende nur noch die Frage: Wer traut sich, die Oberfläche zu durchbrechen?
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