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Wer in Bonn an den Beruf des Bergbautechnologen denkt, kratzt schnell am Lack einer Stadt, die eher für UNO-Büros, Beethoven oder das juristisch-gepflegte Parkett bekannt ist als für Grubenlampen und Schaufelradbagger. Und doch – unter der Oberfläche, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, bewegt sich einiges. Bergbautechnologen in der Region? Kommt vor, häufiger als man es vermuten würde. Aber es ist eine Nische, eine mit Eigensinn – und, ja, auch mit überraschenden Perspektiven für Einsteiger und Wechselwillige.
Natürlich, der klassische Steinkohlebergbau hat sich weitgehend aus Nordrhein-Westfalen verabschiedet – das ist, zumindest in Bonn, historisch besiegelt. Was bleibt? Ein Spektrum technischer Aufgaben, das mittlerweile viel mehr umfasst als tiefe Schächte und schwarze Fingernägel. Bergbautechnologen mit dem Fokus auf Spezialtiefbau, Geotechnik, Grundwasserabsenkung oder – nicht zu unterschätzen – Baustoffgewinnung, sind nach wie vor gefragt. Die Bodenuntersuchungen vor großen Bauprojekten, Tunnelbau unter sensibler Rheinlage, stillgelegte Altstandorte überprüfen: Es gibt Arbeit. Sie ist oft feingliedriger, datengetriebener, manchmal unerwartet „clean“. Aber: Hands-on bleibt es. Keine Schreibtischtäter. Und schon gar kein leichter Bürojob.
Bergbautechnologe – das klingt nach kernigem Handwerk. Tatsächlich gleicht der Alltag manchmal einem Spagat zwischen Tradition und smarter Technik. Manchmal: Bagger stehen lassen und mit Geosonaren durch den Untergrund horchen. Dann wieder: Kernbohrungen, Bodenproben bei jedem Wetter, Absicherung von Baugruben unter hohem Zeitdruck. Ohne Sicherheit geht gar nichts. Wer hier Reinraumschuhchen erwartet, hat sich verirrt. Arbeitsschutz ist kein Randthema, sondern Alltag. Was viele unterschätzen: Die Dosis Digitalisierung, die inzwischen dazugehört. Messdatenerfassung per Tablet, Auswertung von 3D-Modellen, Materiallogistik via Software – das ist längst Standard. Keine Angst, die Erfahrungswerte aus sieben Jahren Klassikerschule helfen immer noch; gesunder Menschenverstand, handfeste Technikkenntnisse – und die Fähigkeit, mit wechselnden Teams zu funktionieren, braucht es dennoch. Oder vielleicht gerade deshalb.
Wer meint, in Bonn könne man als Bergbautechnologe bloß auf Altbeständen sitzen und dem Strukturwandel nachtrauern, irrt doppelt. Das hat vor allem mit der Vielzahl an Infrastrukturprojekten in Stadt und Umland zu tun: Bahntrassen, Rheinquerungen, neue Gewerbegebiete – überall, wo gebohrt, gesichert oder unterbaut wird, braucht es Leute, die wissen, was „unten“ lauert. Selbst kleinere Firmen, die im Spezialtiefbau oder im Bereich Altlastensanierung arbeiten, suchen regelmäßig erfahrene Hände und kluge Köpfe. Saisoneffekte? Klar, gibt’s – aber die Nachfrage bleibt auch im Winter spürbar, weil die Baustellen selten stillstehen. Nur ein Beispiel: Wer den Kölner Raum im Rücken und den hiesigen Rhein im Blick hat, kann das eigene Fachwissen durchaus mobil einsetzen. Anscheinend ein Vorteil, den gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen, die ein wenig Flexibilität mitbringen, zunehmend zu schätzen wissen.
Manchmal werde ich gefragt: „Lohnt sich der Einstieg überhaupt?“ Ganz ehrlich? Wer mit romantischen Lohnvorstellungen kommt, wird nicht glücklich. Das Einstiegsgehalt liegt um die 2.800 €; mit steigender Erfahrung und je nach Spezialisierung sind 3.000 € bis 3.600 € aber realistisch. Dazu kommen Zuschläge für Schicht- und Wochenendarbeit – auch das ist keine Seltenheit. Viel spannender ist, wie sich das Rollenbild wandelt: Wer bereit ist, sich weiterzubilden – etwa in Richtung Brunnenbau, Bohrtechnik oder Umweltschutz-Richtlinien – dem stehen ganz andere Türen offen. Manche Kollegen steigen später in Projektleitung oder technische Fachplanung ein. Sicher, der Sprung ist kein Selbstläufer, aber alles andere als ein Mythos.
Bleibt zuletzt die Frage, warum jemand ausgerechnet hier als Bergbautechnologe tätig werden sollte. Meine Theorie: Bonn schätzt fachlichen Pragmatismus, Eigeninitiative – und einen Hauch Beharrlichkeit. Wer diese Mischung mitbringt, erlebt oft kurze Dienstwege und, ja, manchmal eine überraschend familiäre Atmosphäre im Betrieb. Technisch ist alles im Fluss; gesellschaftlich stoßen Umweltbewusstsein und Rohstoffbedarf regelmäßig aneinander. Das erzeugt Reibung, manchmal auch unerwartete Chancen. Ob das nun ein Grund ist, morgens aufzustehen? Für mich schon, und ganz sicher auch für manchen Neuzugang, der nicht im Routinerad gefangen sein will.
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