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Das Ruhrgebiet riecht noch immer ein wenig nach Kohle. Zugegeben, das klingt jetzt beinahe romantisch – ich weiß: Die Zechen sind weitgehend dicht, die letzten Fördertürme rostige Denkmäler, und die Hochzeit des Bohrhammers liegt Jahrzehnte zurück. Dennoch: Wer heute in Bochum als Bergbautechnologe arbeitet, bewegt sich irgendwo zwischen den Geistern der Vergangenheit und den Herausforderungen einer ziemlich spröden Gegenwart. Und jetzt die Gretchenfrage: Lohnt es sich eigentlich noch, gerade hier, gerade jetzt, diesen Beruf zu ergreifen – als Einsteiger, als erfahrener Fachmann, als jemand, der offen für Neues ist? Oder läuft man Gefahr, in einer Sackgasse zu landen, die gar keine mehr ist?
Bergbautechnologen werden gern auf klassische Tätigkeiten im Steinkohlebergbau reduziert – Grubenhelm, rußige Gesichter, endlose Tunnel. In Wirklichkeit ist das Berufsfeld längst breiter gestrickt. Ob in der Rohstoffsicherung, im Schachtbau oder bei untertägigen Infrastrukturprojekten: Gerade hier in Bochum, wo das Wissen um geologische Strukturen Teil der Stadtkultur ist, reicht das Spektrum von moderner Bohrtechnik bis zu ingenieurgeprägten Überwachungsaufgaben. Tunnelbau für Infrastruktur? Prüfung und Sicherung alter Hohlräume? Umweltmonitoring bei Renaturierungsprojekten? Gehören genauso zum Alltag wie das klassische Bohren und Sprengen. Wer das Bild von „Kumpel-Sein“ überstreift, entdeckt Berührungspunkte mit Geotechnik, Umwelttechnik, Automatierung. Nischen, ja – aber eben keine Sackgassen.
So viel zur Theorie. In der Praxis begegnet einem in Bochum oft eine Mischung aus Respekt vor dem Alten – und einer Prise Unsicherheit, wohin die Reise eigentlich geht. Keine Region wurde so oft zum Experimentierfeld des deutschen Strukturwandels erklärt wie das Ruhrgebiet. Das schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der klassischen Förderbetriebe ist überschaubar geworden. Manchmal habe ich erlebt, wie Kollegen mit Bergbaupassion ins Grübeln geraten: „Was kommt nach mir? Wird mein Handwerk bald zum Museumsfach?“ – aber so schnell wird dieser Beruf nicht vom Erdboden verschwinden. Denn die alten Schächte sind noch lange nicht stillgelegt im Sinne von: risikoarm und vergessen. Im Gegenteil: Hier braucht es erfahrene Fachleute für Sicherung, Monitoring, Altlastensanierung, manchmal auch für Rückbauplanung. Und das Revier investiert – Bochum als Beispiel: neue Technologien, neue Energieprojekte (Stichwort Geothermie und Schachtumnutzung), Service-Dienstleister, die aus dem Know-how der Region Kapital schlagen.
Was viele unterschätzen: Als Bergbautechnologe braucht man das richtige Rüstzeug. Klar, technische Grundausbildung – aber damit fängt es erst an. Wartung von Maschinen, Kenntnisse moderner Messtechnik, Sicherheitsbewusstsein, Teamgeist. Die Arbeit ist nicht einsam: Wer denkt, unter Tage herrsche Schweigen und Dunkelheit, irrt. Da unten wird gekocht, diskutiert und gestritten. Draußen, an der Schnittstelle zu Behörden und Ingenieurbüros, zählen Präzision, Kooperationsfähigkeit – und eine Portion Hartnäckigkeit im Umgang mit Bürokratie. Es gibt Momente, da fragt man sich: Ist das hier noch „Bergbau“ oder schon Bautechnik mit Helm und Kabeln? – Vielleicht irgendwo dazwischen. Was bleibt: Ohne echte Leidenschaft, einen zähen Magen und die Fähigkeit, auch mal knappe Entscheidungen zu treffen, hält sich hier niemand lange.
Jetzt mal Tacheles: Finanziell ist man im Ruhrgebiet als Bergbautechnologe selten schlecht gestellt – wenn auch nicht am oberen Ende der Lohnleiter. Einstiegsgehälter bewegen sich realistisch oft zwischen 2.800 € und 3.200 €, abhängig von Betrieb, Qualifikation und Schichtsystem. Wer Spezialwissen oder Fortbildungen (z. B. im Bereich Sprengtechnik, Geologie oder technische Überwachung) mitbringt, gewinnt. Gehälter über 3.600 € sind mit einschlägiger Erfahrung realistisch – vereinzelt auch deutlich mehr, wenn es in Richtung Projektleitung oder Spezialaufgaben geht. Bittere Wahrheit: Wer langfristigen Arbeitsplatzkomfort sucht, muss flexibel bleiben. Technik und Digitalisierung wandeln die Branche; Fortbildung ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Und: Nicht jedem liegt das. Aber mal ehrlich – was ist heute schon wirklich sicher?
Mein Fazit? Wer in Bochum als Bergbautechnologe einsteigen will, muss weder Retro-Fan nostalgischer „Maloche“ sein, noch den perfekten Lebenslauf haben. Es zählt, was man kann. Und wie man mit Unsicherheiten umgeht. Zukunft gibt’s in Geotechnik und Umwelt, beim Rückbau genauso wie bei neuen Energieprojekten. Klingt nach Wildwuchs? Ist aber keine schlechte Aussicht – jedenfalls nicht für alle, die ihrer Arbeit lieber Hand und Haltung geben als bloßem Trendgeschrei hinterherzulaufen. Der Beruf hat Ecken und Kanten – irgendwie wie das Ruhrgebiet selbst. Man muss es eben mögen, dieses Dickköpfige, diesen Mix aus altem Stolz und neuem Experiment. Vielleicht ist das die eigentliche Stärke des Berufs: Nicht beliebig, nicht traditionell – sondern genau dazwischen.
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