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Wenn ich ehrlich bin: Wer an Bielefeld denkt, denkt selten an Kohle, Salz oder Gestein. Die Stadt ist eher für ihren Mittelstand, Ostwestfalen-Charme und – je nach Stimmungslage – das legendäre Bielefeld-Phantom bekannt. Und dann stößt man plötzlich in den Jobprofilen auf „Bergbautechnologe“. Da reibt man sich schon mal verwundert die Augen: Schürfen die hier Gold in den Schildbürgertunneln oder was?
Gut, man muss unterscheiden: In Bielefeld sind die klassischen, tiefen Schächte längst geschlossen – und ehrlich gesagt, viel Bergbau war hier nie, jedenfalls nicht nach Steiger-Art. Aber – und das ist die Krux – der Beruf Bergbautechnologe ist nicht ans oldschool Hammer-und-Schlegel-Klischee gebunden. Vielmehr geht es hier um moderne Rohstoffgewinnung, Spezialtiefbau, Recyclingtechnologien oder Baustoffherstellung. Die regionalen Betriebe – sei es in der Baustoffindustrie, bei Bohrunternehmen oder im Tunnelbau – brauchen Leute, die mit schwerem Gerät mehr anfangen können als nur Staunen. Wer einmal neben einer Braunkohlen-Schaufelbagger-Miniversion für Testfeldversuche stand, weiß: Die Kiste kann mehr als ein durchschnittlicher Ostwestfale vor acht Uhr morgens.
Das Berufsbild? Man bewegt locker zwischen Erdschichten, analysiert Rohproben, repariert Maschinen, steuert Fördertechnik – am liebsten im Team, oft mit Schutzhelm, jedenfalls nicht im kaschmirbeigen Büro-Outfit. Das verlangt technisch-praktisches Verständnis und eine robuste Physis. Und ja: Bergbautechnologen müssen auch mit Nummern umgehen – Maschinenwerte, Böschungswinkel, Materialprotokolle. Wer sagt, im Handwerk wird nur mit den Fäusten gedacht, liegt schief. In Bielefeld verschiebt sich das Berufsbild ohnehin: Viele Betriebe, die ihren Fokus auf moderne Rohstoffgewinnung, Baustoffaufbereitung und nachhaltige Entsorgung legen, bieten ein Arbeitsumfeld zwischen traditionellem Handwerk und Hightech-Arbeitsplatz. Wer in einem der größeren Kies- oder Sandwerke im Kreis Gütersloh oder dem Bielefelder Umland arbeitet, bekommt die technischen Innovationen unmittelbar zu spüren. Von staubigen Rüttelsieben zu GPS-gestützten Radladern – der Wandel ist kein Mythos.
Und dann – das ist kein Smalltalk-Thema – die Sache mit der Bezahlung. In Gesprächen unter Kollegen kursieren Zahlen wie 2.800 € als Einstiegsgehalt, bei erfahreneren Kollegen geht es schnell auf 3.100 € oder 3.300 € zu, je nach Betrieb, Schichtsystem oder Zusatzqualifikation. Das ist solide, vielleicht nicht der ganz große Wurf für die Yacht am Obersee, aber es zahlt Miete, Strom, ab und zu mal ein ordentliches Frühstück im Bielefelder Westen. Was viele unterschätzen: Die Nebengeräusche – Zuschläge für Schichtarbeit, Prämien für Sicherheitszertifikate, Weiterbildungsmöglichkeiten, die mehr bedeuten als bloß eine neue Vorlage im Ordner 'Schulungen'.
Man könnte meinen, das alles sei grauer Alltag – Dreck unterm Nagel, immer die gleiche Rohstoffroutine. Aber das stimmt so nicht. Wer, wie ich, ein paar Mal das Wetter beobachtet hat (und damit meine ich nicht die App, sondern den Himmel über einer offenen Baustelle im Winter), weiß: Jeder Tag bringt Abweichungen. Mal plant man mit digitaler Anlagensteuerung, mal hängt man im Schotter und fragt sich, wie robust die eigenen Nerven wirklich sind. Angst vor Schmieröl, Schichtdienst oder kurzen Wetterumschwüngen? Tja, dann sollte man vielleicht lieber das Metaverse designen – hier draußen zählt noch echtes Fingerspitzengefühl.
Was bleibt? Wer als Einsteiger oder Umsteiger darüber nachdenkt, sich in Bielefeld als Bergbautechnologe zu verdingen, sollte keine nostalgischen Erwartungen an Bergmannsromantik hegen – und auch keine Angst vor Technik, Teamarbeit oder Veränderung. Die regionale Wirtschaft fordert Flexibilität, Sorgfalt, Lernbereitschaft – und bietet im Gegenzug eine seltene Mischung aus sicherem Job und technischen Herausforderungen. Nicht schlecht für eine Stadt, die es – sagen manche – gar nicht geben soll. Aber klar doch: Den Beruf gibt's wirklich. Und er ist deutlich spannender, als man anfangs ahnt.
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