STRABAG AG, Direktion Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Bereich Halle, Gruppe Dessau | Dessau
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An irgendeinem brandenburgischen Morgen, das Licht schräg über die Havel, schält sich der Berufsalltag: Keine Spur von Routine, sondern viel eher ein Patchwork aus handwerklicher Präzision, körperlicher Belastbarkeit und gestandener Improvisation. Manchmal wundere ich mich – als jemand, der diesen Beruf von der Pike auf kennt – wie wenig darüber geredet wird, was Bauwerksabdichter in Potsdam tatsächlich leisten. Denn das, was nach “Dichtmachen” klingt, ist in Wahrheit ein Beruf zwischen Risiko und Sorgfalt, zwischen Chemiekanistern, Bitumenbahnen und dem ständigen Tanz mit dem Wetter.
Die beiden größten Missverständnisse zum Berufsbild? Erste Annahme: Abdichtung heißt bloß, Silikon in eine Fuge pressen. Zweite: Den Job kann jeder, der einen Blaumann besitzt. Falsch und nochmal falsch. Wer heute in Potsdam Bauwerke abdichtet, hat es mit einer überraschend diversen Materialpalette zu tun – von kunststoffmodifizierten Dickbeschichtungen über moderne Flüssigkunststoffe bis zur Technik mineralischer Abdichtungsstoffe. Und: Es geht oft ans Eingemachte. Mauerwerksabdichtung, Flachdachabdichtung, Balkon- und Kellerwände. Oft unter der Erde, manchmal auf dem Hochhaus. Nichts für Menschen, die klaustrophobisch werden, wenn’s feucht und eng wird. Aber: Für die, die Wert auf Präzision legen, auf die Millimeter, auf Haltbarkeit. Einen Zentimeter geschlampt, und der Schaden kostet in wenigen Jahren das Zehnfache.
Potsdam ist kein Berlin – und genau das spielt hier eine Rolle. Der historische Bestand bestimmt viele Bauabschnitte: stalwart Sandstein, robuste Ziegel, Keller, deren Bausubstanz älter ist als manche Großeltern. Abdichtungsarbeiten werden zur Maßarbeit, jeder Altbau verlangt anderen Respekt als das Fertighaus am Stadtrand. Die Arbeit? Mitunter wie Chirurgie am offenen Herzen – der Mörtel muss stimmen, die Durchtrocknungszeit auch. Und dann wäre da noch das Wetter – gefühlte 390 Tage Feuchtigkeit im Jahr, Regen von der Havel oder Nebel von der Glienicker Brücke. Man denkt, man kennt das Klima – und wird dann doch wieder überrascht, wie sehr 95 Prozent Luftfeuchtigkeit jedes Dichtmittel an seine Grenzen bringen.
Wer neu an Bord kommt – und das sage ich mit einem Schmunzeln – unterschätzt meist, wie viel Know-how in der fachgerechten Bauwerksabdichtung steckt. Hier wird nicht herumgekleistert, hier werden Konstruktionspläne, physikalische Bedingungen, manchmal sogar lokale Grundwasserverläufe diskutiert. Ich habe beobachtet: Wer handwerkliches Geschick, Robustheit und räumliches Vorstellungsvermögen mitbringt, wächst schnell an den Herausforderungen dieser Baustellen. Trotzdem – auch nach Jahren gibt’s die Momente, in denen das Material nicht härtet wie erwartet oder ein Altbaufundament plötzlich ganz eigene Ideen zu Feuchtigkeit hat. Das Berufsfeld bleibt, was es immer war – pragmatisch, aber niemals monoton. Und oft härter als man denkt.
In Potsdam sind Abdichter begehrt wie nie – und das ist keine leere Parole. Wohnraum, Sanierungen, neue Viertel im Entstehen: Die steigende Bautätigkeit, gepaart mit dem allseits spürbaren Fachkräftemangel, verschiebt die Verhandlungspositionen. Sodass die Gehälter junger Leute inzwischen meist bei 2.600 € bis 3.100 € starten, erfahrene Kollegen mit Zusatzqualifikationen aber locker auf 3.300 € bis 3.900 € kommen. Es ist kein Geheimnis: Wer sich weiterbildet (Thema: energieeffiziente Sanierung, Abdichtung gegen Radon oder neue Polymertechniken), verbessert seine Karten erheblich. Allerdings, und das muss man sagen: Die Arbeit zerrt an den Knochen, und mit 60 noch Keller freizuschaufeln? Respekt für jeden, der das kann. Vielleicht werden da in Zukunft Exoskelette und bessere Technik einspringen – erste Versuche gibt es, aber Skepsis bleibt. Technische Innovationen sind Chance und Risiko zugleich.
Potsdam braucht Menschen, die den Dreck nicht scheuen – aber auch das große Ganze sehen. Die einen Altbau ehren und nicht fluchend nebenher modernisieren. Was viele unterschätzen: Saubere Abdichtung rettet mehr Werte, als jede Fassadenfarbe je kaschieren könnte. Die tägliche Herausforderung bleibt, alte Handwerkskunst mit innovativer Technik zu verbinden – manchmal auf engstem Raum, oft unter Zeitdruck, gelegentlich unter widrigen klimatischen Bedingungen. Es ist kein glänzender Beruf (im wörtlichen Sinn), aber einer, auf den man stolz sein kann. Ein bisschen Stolz schadet bekanntlich nie – selbst wenn man ihn am Feierabend mit Schmutz abwäscht.
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