STRABAG AG | 01744 Dippoldiswalde
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Landesbildungszentrum des Sächsischen Dachdeckerhandwerks e.V. | Aue-Bad Schlema
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Landesbildungszentrum des Sächsischen Dachdeckerhandwerks e.V. | Aue-Bad Schlema
Selten ruft ein Kind spontan: „Ich will Bauwerksabdichter werden!“ Und doch ist es ein Beruf, an dem in einer Stadt wie Dresden kaum ein Weg vorbeiführt – zumindest, wenn Wände trocken und Keller bewohnbar bleiben sollen. Berufseinsteigerinnen und Wechsler stolpern oft etwas ungläubig in diese Branche – das Bild irgendwo zwischen Handwerkerstolz, Schlechtwetterarbeit und fast Zen-artiger Geduld für Details. Dabei ist spätestens nach den Wintermonaten im Elbtal klar: Ohne Leute auf, hinter und unter den Abdichtungen läuft nichts. Oder – läuft alles, aber dann eben das Wasser.
Ich erinnere mich selbst an meinen ersten Tag auf einer Großbaustelle an der Prager Straße. Regen. Der Boden eine Mischung aus Lehm, Split und einer halben Tonne Frust. Klar, Bauwerksabdichtung hört sich erstmal trocken an (ironisch, ich weiß). Aber der Alltag: das ist Präzision – Bitumenbahnen, Flüssigkunststoffe, Lösemittelgeruch in der Nase. Ein Kollege meinte damals lakonisch: „Hier trinkt das Bauwerk keinen Tropfen mehr – oder wir haben Mist gebaut.“ Sehr charmant. Aber wahr.
Die Anforderungen steigen seit Jahren – und nein, das sind nicht nur die berühmten „neuen Normen“. In Dresden speziell spürt man, dass Altbausanierung und energetische Sanierungswelle das Spielfeld komplett verändert haben. Gestern noch Kellerabdichtung gegen Grundwasser, heute schon klimafreundliche Sanierung von Gründerzeitbauten – mit Materialien, die irgendwo zwischen Hightech und Handwerk pendeln. Wärmedämmung, Feuchteschutz, Recyclingstoffe. Noch vor fünf Jahren stand ich vor Bitumenblöcken, heute übe ich mich in kunstvoller Randabdichtung von Wärmedämmverbundsystemen. Und nebenbei? Immer öfter Beratung: Eigentümer, Planer, manchmal Versicherer. Diese Mischung aus Selbstständigkeit und Verantwortung, die, sagen wir mal, unterschwellig die Nerven spannt.
Wie sieht’s aus mit Perspektive? Dresden ist ein Flickenteppich aus Alt, Neu, Abriss und Wiederaufbau – das bedeutet, Abdichter werden eigentlich immer gebraucht. Klassischer Fall von: Wer sein Handwerk versteht, braucht sich wenig Sorgen zu machen. Die Löhne bewegen sich für Einsteiger meist zwischen 2.500 € und 2.900 €, mit ein paar Jahren Erfahrung schnell über die 3.000 €, je nach Projekt, Zusatzqualifikation und – ja, auch das – Wetterausdauer. Wer’s aushält und Lust hat, Weiterbildung wie zum Spezialisten für Bautenschutz oder Sanierung draufsattelt, kann in Dresden mit 3.300 € bis 3.600 € rechnen. Geld allein ist’s selten, was bleibt. Es sind diese Erfolgsmomente, wenn nach monatelanger Arbeit endlich die Trocknungsmessung bestätigt: Alles dicht. Und: Seltener Ruhm. Ein guter Abdichter wird nur an der schlichten Abwesenheit von Feuchteschäden gefeiert – Luxusproblem, eigentlich.
Schatten gibt’s trotzdem. Ja, das Wetter. Nein, es ist keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Winterspaziergang. Andererseits, Dresden bietet – im Vergleich zu anderen Regionen – fast schon sanfte Saisonalität: Mehr Innenabdichtungen, viele Sanierungen, auch mal Luxusprojekte in Blasewitz. Berührungsängste mit Höhe, engen Schächten und manchmal muffigem Schimmel? Die sollte man nach den ersten Wochen ablegen. Was viele unterschätzen: Abdichtung ist unfassbar Teamarbeit. Selten läuft alles nach Plan – und dann steht man zusammen im Modder, flucht, lacht, schiebt irgendwann wieder Bitumenbahnen. Es ist diese seltsame Mischung aus Präzision, Improvisation und trocknem Humor, die das Arbeiten hier, zumindest aus meiner Sicht, erträglich macht.
Was sich nachhaltig verändert? Die Technik. Digitale Feuchtemessung, Drohneneinsatz bei schwer zugänglichen Flächen, immer ausgefeiltere Materialien aus der Forschung, die sich dann doch jedes Mal anders verarbeiten als im Prospekt versprochen. Kurios: Sogar Recycling-Bitumen aus regionalem Abfall findet langsam Einzug auf bestimmten Baustellen. Da fragt man sich schon – geht das gut? Die Branche bleibt skeptisch, nicht unberechtigt. Aber die Richtung ist klar: Abdichten bleibt keine Scheuklappen-Nische. Wer mitzieht, findet erstaunlich viel Spielraum, ob bei kleinen lokalen Betrieben oder größeren Sanierungsfirmen in der Stadt. Anfängliches Grummeln weicht meist Neugier. Oder Pragmatismus – am Ende zählt, was wirklich dicht ist.
Fazit? Wer Lust auf zupackende Facharbeit, Gespür für Material und ein Stück Verantwortung für Dresdens historische und moderne Bausubstanz hat, findet im Beruf Bauwerksabdichter eine Nische mit so viel Alltag und Wandel, wie die Branche es selbst zulässt. Keine perfekte Welt – aber eine, in der man spürt, wie wichtig die eigene Arbeit für das große Ganze ist. Und das, so abgedroschen es klingt, beschert einem im nasskalten Februar so etwas wie echten Stolz. Und manchmal auch warme Füße.
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