HGK Integrated Logistics Group | 50667 Köln
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Manchmal, wenn man die alten Gründerzeitfassaden an der Rüttenscheider Straße entlangschlendert, frage ich mich: Wer hat hier eigentlich den Überblick? Nein, nicht die Architekten mit ihren glänzenden Entwürfen. Es sind die, die sich dazwischen bewegen – zwischen Putzabplatzungen, verschlungenen Heizrohren und gelegentlich bestaunten Neubauten auf ehemaligem Zechengelände. Wer hier als Bausachverständiger in Essen arbeitet, der bewegt sich zwangsläufig irgendwo zwischen Ehrfurcht und Pragmatismus – und übrigens auch zwischen Paragraphen, Prüflisten, Wärmekameras und gelegentlichem Stirnrunzeln beim Stichwort „Schadstoffbelastung“.
Jeder, der die ersten Schritte in diesem Metier wagt, merkt schnell: Es reicht nicht, Bauteile auseinanderzunehmen – die eigentliche Kunst liegt darin, Zusammenhänge zu erkennen, zu bewerten, zu kommunizieren. Die Kunden in Essen? Heterogen wie die Stadt selbst. Alteingesessene Eigentümer, Wohnungsgesellschaften, Gewerbebetriebe – zwischendurch mal ein verunsicherter Student, der Omas Keller übernehmen soll und plötzlich mit Schimmel zu kämpfen hat. Mal ist es ein Riss in der Fassade, mal ein undichter Flachdachaufbau, mal gleich ein ganzer Altbau, der nach modernen Energiekonzepten verlangt.
Natürlich wird ein Bausachverständiger hier nicht geboren. Das klingt jetzt banal, ist aber eine der häufigsten Fehleinschätzungen: Ohne solide Erfahrung aus Bauausführung oder Planung, ohne ein paar Jahre im Mörtel steht man schnell auf verlorenem Posten. Wer Ingenieur, Techniker, Meister oder ambitionierter Handwerker ist – schon möglich, dass dieser Beruf ein logischer nächster Schritt ist. Aber niemand sollte unterschätzen, wie anstrengend das Eintauchen ins Dickicht der Standards, Vorschriften und Normen sein kann. Und: Die Verantwortung. Ein kleines Gutachten mit einer falsch gesetzten Bewertung kann hier durchaus eine sechsstellige Sanierungssumme lostreten. Da hilft nicht mal die besten Absicherung über Versicherungen, sondern nur Erfahrung, Weiterbildung und manchmal ein dickes Fell.
Der Essener Markt? Wankelmütig, aber nie leer. Klar, in den 90ern dachten viele, dass sich nach dem Zechensterben auch beim Bau alles beruhigt. Heute? Boom beim Thema energetische Sanierung, immer neue Vorgaben in puncto Energieeffizienz, und plötzlich werden alte Trinkwasserleitungen zu einem Politikum. Die Nachfrage nach Sachverständigen, die mehr können als Durchblick vortäuschen, steigt. Ich würde sagen: Wer einen Sinn fürs Detail und dicke Nerven hat, bekommt in Essen mehr als genug zu tun – ob beim Gutachten für Versicherungsschäden, bei der Bewertung von Bestandsimmobilien für Banken oder in der Wohnungswirtschaft bei Modernisierungsprojekten.
Beim Geld scheiden sich die Geister – und die Interna der Firmen. Einstiegsgehälter ab 2.800 € sind realistisch; regional schwankt das, und je nach Erfahrung und Spezialisierung sehen 3.400 € oder auch mal 4.000 € drin aus. Wer sich auf Nischen stürzt (Schadstoffbewertung, energetische Sanierungen), der landet schnell im Bereich von 4.500 € oder mehr. Natürlich nicht sofort – Geduld, Weiterbildung und die Bereitschaft, auch mal auf der kalten Baustelle einen Sonntag zu verbringen, helfen. Die Altbaubestände in Essen, oft über 80 Jahre alt, sind eine ständige Einladung zur Spezialisierung – asbesthaltige Putze, feuchte Keller, eine wahre Spielwiese für Bausachverstand plus Spürsinn.
Digitalisierung? Ja, sie hält Einzug. Aber Hand aufs Herz: Eine Drohnenaufnahme ersetzt keinen kritischen Blick auf feuchte Fugen. Die klassischen Hilfsmittel sind nach wie vor dabei: Feuchtigkeitsmesser, Endoskop, die berühmte „lange Leiter“ und ein wacher Geist. Was viele unterschätzen: Kommunikation. Fachlich alles sauber, aber der Auftraggeber versteht den Zusammenhang zwischen „Taupunktverschiebung“ und Schimmelursache nicht? Dann knallt die Seminarstimme raus, das will geübt sein – und ist, nebenbei gesagt, Gold wert.
Und sonst? Wer die Herausforderung sucht, findet in Essen ein Spielfeld, das selten langweilig wird – es sei denn, man steht auf Routine und immergleiche Wohnungen mit Laminat von der Stange. Was bleibt: Nach jedem abgeschlossenen Gutachten, nach jedem geretteten Altbau und jedem zufriedenen Laien fühlt man eine Mischung aus Stolz und Respekt. Für die Stadt, für den eigenen Beruf – und auch für die kleinen Momente, in denen aus Angst vor teuren Fehlern gelegentlich doch etwas Schweiß zwischen die Unterlagen tropft. Doch keine Sorge: Den spürt irgendwann kaum noch einer. Oder doch?
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