HGK Integrated Logistics Group | 50667 Köln
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Wer heute als Bausachverständige/r in Duisburg den Berufseinstieg wagt oder über einen Wechsel nachdenkt, steht in vielerlei Hinsicht zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite die Vergangenheit: Kohle, Stahl, Industriebrache, dazu diese endlosen Zeilen von Gründerzeithäusern – manches davon prachtvoll, anderes eher bröckelnd als glänzend. Auf der anderen Seite: Energiekrise, Klimaziele, eine wankende Baukonjunktur. Wer jetzt durch Duisburgs Straßen läuft, spürt an jeder Ecke die Spuren eines Wandels, der weder rasend schnell noch völlig vorhersehbar ist. Genau darin liegt das Reizvolle – zumindest, wenn man wie ich manchmal das Abenteuer im Detail sucht, wo andere nur Porenbeton sehen.
Gut, Bausachverständige zählen nicht zu den Berufsgruppen, die ständig Applaus ernten. Diejenigen, die Gebäude auf Herz und Nieren prüfen, sich durch feuchte Keller und morsche Dachstühle kämpfen, und nebenbei auch noch horrende Gutachten verfassen, führen ein Dasein irgendwo zwischen Spürhund und Erklärbär. In Duisburg heißt das konkret: Mit jedem Termin kann sich ein Abrisshaus als Denkmal, ein Neubau als feuchter Alptraum entpuppen. Zwischen energetischer Bestandsaufnahme, Schadensbewertung und allseits beliebten Streitfällen (Nachbarschaft ist ja hier selten konfliktfrei) bleibt selten Zeit für Routine. Und ehrlich – langweilig wird’s garantiert nicht.
Warum gerade Duisburg? Wer neu ist, mag das übersehen. Die Stadt vereint vieles, was den Sachverstand herausfordert. Es gibt die verblüffend alten Bestandsbauten im Süden, Sanierungsruinen und Stahlbetonmonster, die nach Asbest riechen – manchmal buchstäblich. Dazu massive Altlasten im Boden, immer wieder überraschende Hohlräume, Bergschäden, die Bauwerke auf merkwürdige Weise neigen lassen. Die Folge? In der Region braucht es mehr als die reine Normkenntnis. Praktisches Händchen, ein gutes Maß Menschenkenntnis (Stichwort: Eigentümerversammlungen!), manchmal eine Portion Hartnäckigkeit. Ich kenne kaum einen Kollegen, der sich in Duisburg nicht schon mal mit einer völlig absurden Bausubstanz oder einem widerspenstigen Eigentümer die Zähne ausgebissen hätte.
Der Sprung in diesen Job verlangt weit mehr als das Absitzen von Weiterbildungen. Klar, ohne solides Fundament aus Bauingenieurwesen, Architektur oder Handwerksmeister geht nichts. Längst ist aber eine digitale Affinität gefragt: Drohnenflüge für Dachkontrollen, Wärmebildkamera in der Jackentasche, Software für 3D-Analysen – wer glaubt, als Bausachverständige/r reicht der Blick aufs Mauerwerk, wird schnell zum Staubfänger. Besonders in Duisburg, wo Förderprojekte rund um nachhaltiges Bauen und lebenswerte Quartiere immer neue Ansprüche an Expertise stellen. Meine Erfahrung: Lernen hört hier nie auf. Und das ist auch gut so – sonst würde ich mich wohl als Museumsführer langweilen.
Vielleicht die Frage, die am häufigsten gestellt wird: Was verdient man eigentlich? In Duisburg startet der Nachwuchs meist irgendwo zwischen 2.800 € und 3.300 € – keine Goldgrube, aber ein solides Fundament. Mit Erfahrung, Spezialkenntnissen und regionaler Vernetzung kann sich das Gehalt auf 3.600 € bis 4.200 € steigern. Das Risiko? Selbst die beste Qualifikation schützt nicht vor der einen Begehung, die – juristisch gesehen – zum Nervenspiel (wenn nicht zur Sisyphusarbeit) gerät. Und dann ist da noch dieser Spagat: Fachlich fit, moralisch integer und dabei wirtschaftlich realistisch bleiben. Gar nicht so einfach, in einer Stadt, die sich alle paar Jahre neu erfindet.
Wer’s nüchtern mag, scheitert manchmal schon am ersten Klingelschild oder an der unvorhergesehenen Überraschung im Keller. An Tagen, an denen draußen Novemberregen und drinnen Heizungsausfall aufeinandertreffen, hilft weder der schönste Lehrgang noch das neueste Equipment. Da braucht es Humor, Nerven, gelegentlich eine dicke Jacke – und, ja, auch das: die Bereitschaft, sich auf Duisburg mit all seinen Widersprüchen einzulassen. Arbeit gibt es genug. Die Geschichten, die man danach erzählen kann, jedenfalls auch.
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