TransnetBW GmbH | Eichstetten am Kaiserstuhl
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Ein grauer Morgen, irgendwo in der Wiehre. Ein rot-gelbes Bauschild, darauf eine Zahl, die schon bessere Tage gesehen hat. Ich stehe am Eingang und frage mich kurz, ob der Beton so „modisch“ gemeint war – oder einfach nur zu nass gegossen wurde. Willkommen im Alltag eines Baukontrolleurs in Freiburg. Das Klischee: Kontrolletti mit Klemmbrett. Die Realität? Deutlich komplexer. Und manchmal gar nicht so glamourös, wie es die leuchtenden Westen suggerieren.
Was tut ein Baukontrolleur eigentlich? Viele – besonders Quereinsteiger – unterschätzen, was an Verantwortung dranhängt. Es geht nicht bloß darum, Rohre zu inspizieren oder fehlende Schallschutzplatten anzumahnen. Jeder Schritt auf einer Baustelle ist ein kleiner Drahtseilakt zwischen Gesetzestreue, gesundem Menschenverstand und der berühmten regionalen Gelassenheit – wobei letzteres bei Betonrissen eher hinderlich sein kann. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, landet zweifellos im Herzen der Bauaufsicht. Zwischen Landesbauordnung, DIN-Normen und dem ehrlichen Blick aufs Nachbargrundstück.
Warum Freiburg? Die Stadt wächst. Manchmal schneller als ihr Schatten. Baustellen sind an jeder Ecke zu finden – von nachhaltigen Gründerzeit-Sanierungen bis zu ambitionierten Neubauten im Rieselfeld oder der Green City-Euphorie am Freiburger Stadtrand. Das heißt: Wer in Freiburg Baukontrolle macht, steht selten vor Standardfällen. Und dann dieses lokale Eigenleben: Bebauungspläne, die wie historische Pergamente behandelt werden, Nachbarn, die mit dem Fernglas jedes neue Dachfenster zählen und Architekten, denen kein ökologischer Kompromiss zu gewagt erscheint. Das fordert – ja, es reizt sogar.
Klingt das alles nach einer wenig regulierten Spielwiese? Mitnichten. Auch wenn sich ab und zu die Frage aufdrängt, ob jede neue EU-Richtlinie nötig war – das Dickicht der Vorschriften schützt am Ende Leben und Bausubstanz. Baukontrolleure brauchen da viel mehr als Augenmaß: Technisches Verständnis, baurechtliches Fingerspitzengefühl, Argumentationsstärke. Adrenalin gibt's gratis, gerade wenn Bauherren kurz vor knapp noch kreative Lösungen aus dem Hut zaubern wollen (übrigens: Last-Minute-Genehmigungen gibt’s nicht, auch wenn die Gerüchteküche das anders sieht).
Sicher: Finanzielle Sicherheit ist kein Schimpfwort. In Freiburg startet man als Baukontrolleur meist mit 2.800 € bis 3.300 €. Mit etwas Erfahrung, technologischer Affinität und der Bereitschaft, sich immer mal wieder mit neuen Regelungen auseinanderzusetzen, kann das Gehalt auf 3.500 € bis 4.200 € klettern. Nicht die große Goldgrube – aber, und das kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Das Gefühl, für echte Sicherheit und integren Wohnraum zu sorgen, ist eine selten gewordene Währung. Wobei – an manchen Tagen, wenn die E-Mail-Flut tsunamiartig anschwillt, bringen auch die schönsten Motive wenig Trost.
Es klingt nun fast so, als sei Baukontrolle ein Beruf für Unbequeme. Ist ja vielleicht auch so. In Freiburg jedenfalls springen gerade jetzt frische Themen auf die Agenda: Digitalisierung der Bauakten (endlich!), mehr Rechtssicherheit für umweltfreundliche Baustoffe, und die immerwährende Auseinandersetzung zwischen Vorschrift und Vision. Was viele unterschätzen: Wer heute neu einsteigt, kann die Entwicklung dieser Stadt spürbar mitprägen, die Balance finden zwischen Bauordnung, Nachhaltigkeitsdenken und ganz normalem Menschenverstand. Ohne Schulterklopfer, aber mit Wirkung. Von draußen betrachtet, ein Beruf wie jeder andere – von innen betrachtet, ein besonderer Blick auf das, was bleibt.
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