Hermann Menton GmbH & Co KG | 72764 Reutlingen
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Manchmal frage ich mich, ob der Begriff „Bauklempner“ nicht noch immer unter Wert gehandelt wird – so als gehe es hier nur ums Rohrbiegen oder Regenrinnenmontieren. Die Wahrheit? Ganz anders. Wer sich in Stuttgart an die Arbeit macht, trimmt Fassaden und Dächer, schwitzt Kupfer und Zink, montiert Blechteile am lebendigen Baukörper. Fragt man einen alten Hasen, schwingt fast immer Stolz mit: Sie halten den Wetterlaunen Stand, sichern, dass es drinnen trocken bleibt, auch wenn der Herbstwind aus Südwesten mal wieder Regen im Gepäck hat, der einem jede Fuge sucht.
Was viele unterschätzen: Im Zeitalter der Wärmewende, wenn die Dämmung zur Pflichtübung wird und Neubauten immer komplexer erscheinen, ist der Bauklempner von gestern nicht mehr der von heute. Aluminium-Verbundplatten, Edelstahlverblendungen, Stehfalztechnik – das klingt erst einmal nach Messekatalog, landet in Stuttgart aber täglich auf dem Dach. Klar, Routine braucht es, aber auch die Bereitschaft, sich auf neue Materialien und Techniken einzulassen. Wer denkt, „Blech ist Blech“, hat spätestens im Sanierungsobjekt am Killesberg ein Aha-Erlebnis: Jedes Bauteil ist ein Unikat, Maßarbeit fast wie beim Maßschneider – nur eben lauter, schmutziger und mit mehr Hebelwirkung.
Jetzt zum heiklen Teil, der gern verdrängt wird. Natürlich schaut jeder auf das Gehalt, so ehrlich muss man sein. In Stuttgart, wo die Mieten nicht gerade zu Jubelstürmen führen, bewegt sich der Lohn für Einsteiger meist zwischen 2.700 € und 3.000 €. Mit zunehmender Erfahrung, speziellem Know-how – und wenn’s mal Überstunden hagelt, wie so oft bei Aufträgen gegen die Zeit – ist der Sprung auf 3.200 € oder mehr keine Fiktion. Lustigerweise bedeutet Geld nicht immer Zufriedenheit. Wer in Stuttgart in den frühen Morgenstunden aufs Dach steigt und die Sonne überm Neckar sieht (ja, ich weiß – klingt klischeehaft), spürt eine gewisse Ehrfurcht vor dem eigenen Handwerk. Oder innerlich zumindest ein leises „Nicht schlecht, oder?“.
Ich erinnere mich an Zeiten, da war ein Bleistift hinterm Ohr noch das wichtigste digitale Tool auf der Baustelle. Heute? CAD-Zeichnungen, digitale Auftragsübermittlung und Feuchtigkeitsmessungen mit dem Tablet. Manche Betriebe in Stuttgart gehen diesen Wandel enthusiastisch mit, andere stöhnen noch über die neue Technik und sehnen sich zurück nach der Zeit, als ein Zollstock genügte. Für Berufseinsteiger*innen kann das ein Segen sein: Wer nicht nur mit den Händen, sondern auch mit dem Kopf arbeitet, findet hier zunehmend spannende Schnittstellen. Das Handwerk wird smarter, aber nicht seelenloser – oder vielleicht doch? Man sollte zumindest bereit sein, die Extrameile zu gehen.
Am Ende eines Arbeitstags als Bauklempner in Stuttgart lauert nicht das große Rampenlicht. Kaum jemand wird dich für die perfekte Dachentwässerung feiern, jedenfalls seltener als ein berühmter Architekt seine Fassade in Szene setzt. Und trotzdem: Diese Verantwortung, dieses Gefühl, wenn nach dem ersten Herbstweltuntergang auf den Villendächern alles hält – das bleibt. Kein Spaziergang, aber auch keine Raketenwissenschaft. Manchmal eher wie Schach im Regen, bloß dass das Spielfeld rutscht, der Wind das Spielbrett kippt und du zwischendurch überlegen musst, wie viel deine Arbeit dir selbst und anderen wert ist. Ich glaube, wer sich in diesen Beruf wagt, weiß nach einigen Wochen: Blech ist eben doch Herzsache. Zumindest, wenn man in Stuttgart dem Wetter die Stirn bietet und den nächsten Altbau begrüßt, als wäre er ein neues Abenteuer.
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