Borgel Elementbau GmbH | 48477 Hörstel
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Wer zum ersten Mal mit dem Begriff „Baukalkulation“ in Berührung kommt, sieht vielleicht Zahlenkolonnen, Excel-Tabellen und sporadisch gähnende Kollegen vor sich – kurzum, eine Welt der Rechenmeister und Staubtrockenheit. Die Realität (zumindest meine) riecht ganz anders: nach Beton, nach Kompromiss, nach Gesellschaft im Umbruch. Wer als Baukalkulator im Ruhrgebiet, speziell in einer Stadt wie Gelsenkirchen, seinen Weg sucht, sollte für vieles offen sein – die alten Gewissheiten bröckeln nämlich, und das ist, wider Erwarten, manchmal ein Gewinn.
Hand aufs Herz: Kalkulation im Bauwesen ist selten spektakulär. Und doch hängt an der unsichtbaren Zahlenschlacht, was später auf den Baustellen Realität wird – oder eben nicht. Gelsenkirchen ist ein gutes Pflaster, wenn man wissen will, was das bedeutet. Hier, wo die energetische Sanierung von Zechensiedlungen auf Tiny-Haus-Planung trifft, reicht Baukalkulation längst nicht mehr bis zur letzten Tonne Beton. Sondern bis zum tatsächlichen CO2-Wert. Zu den explodierenden Energiepreisen. Und oft mitten in die heftig debattierte Frage, ob Wohnraum künftig überhaupt noch bezahlbar bleibt.
Gemeinsam mit Architekt:innen, Bauleiter:innen, Gewerken und manchmal tatsächlich auch Anliegern verhandelt der Baukalkulator Angebote, prüft Leistungsverzeichnisse, jongliert mit Preisen und Fristen – und bekommt spätestens beim Zwischenergebnis einen Puls, wenn aus den Zahlen plötzlich ein politisches Projekt erwächst. Manchmal habe ich den Eindruck: Der Baukalkulator im Ruhrgebiet mutiert zum Schnittstellenmanager, Verhandler, vagen Visionär. Das klingt nach Hybris – aber das Denken in Varianten ist eben Alltag. Und kann einen auch an den Rand der Kalkulation treiben: Nachträge, Materialschwankungen, Lieferengpässe. Man kennt’s.
Bleibt die Frage, ob sich das alles überhaupt lohnt – materiell gesehen. Ehrlich gesagt: Die letzte Gehaltsstudie, die mir unter die Augen kam, wirft ein Licht, aus dem man schwer klug wird. Die Spanne zu Berufsbeginn pendelt derzeit in Gelsenkirchen zwischen 2.900 € und 3.500 € im Monat. Mit Berufserfahrung (und ein wenig Talent zur Notwehr in Verhandlungen) lassen sich Beträge bis 4.300 € oder, je nach Verantwortung, auch 4.600 € erreichen. Klingt solide, ist es gemessen am regionalen Markt auch. Aber die Spreizung ist beachtlich – entscheidend sind nicht selten die Größe des Arbeitgebers, die Auftragslage, das beherrschte Spektrum an Normen (Stichwort: VOB, DIN und was es sonst noch an Papierkram gibt) und, ganz banal, die eigene Beharrlichkeit.
Auf der Habenseite: In Gelsenkirchen profitieren Kalkulator:innen derzeit vom anhaltenden Bedarf an kostenoptimierter Planung – das altbekannte Sparen ist wieder en vogue. Digitalisierung, nachhaltige Bauweisen und der staatlich (meist halbherzig) geförderte Umbau machen das Berufsfeld attraktiver. Zwar, und das wird nicht gerne so deutlich gesagt, sind die Aufstiegschancen im klassischen Sinn begrenzt. Aber das Durchlässige, Unfertige der Region hat auch seinen Reiz: Wer ein weniger festgezurrtes Berufsleben mag, findet hier mehr Spielräume als in manchem südbayrischen Monolithen.
Ich sage es gleich: Ein bisschen Revierstaub, das bleibt hängen, wenn man hier im Fach unterwegs ist. Keine Stadt in NRW verbindet Tradition und schwierigen Wandel so zäh wie Gelsenkirchen – Werthaltigkeit, Pragmatik, oft mit einer Portion Selbstironie. Wer als Einsteiger:in oder mit Wechselfieber herkommt, merkt schnell, wie grundverschieden Bauprojekte laufen können. Mal traditionsreich, fast nostalgisch, wenn es um Sanierungen im Bismarckviertel geht. Dann wieder auf Krawall modern, wenn ein Bauherr mit BIM-Modellen, Zeitschätzung in Echtzeit und „grünen“ Baustoffen auftaucht. Nichts ist fix – aber alles irgendwo handhabbar, wenn man sich auf die unterschiedlichen Denkweisen einlässt.
Wer sich hier als Baukalkulator profilieren will, begegnet den ganz eigenen Mentalitäten. Es gibt Baufirmen, in denen wird zum Kaffee noch diskutiert, ob ein Posten Putz wirklich so teuer sein muss – und solche, die ohne weiteres ein Modell aufsetzen, das sämtliche Gewerke in sich verschränkt. Das bringt Unsicherheit, klar, aber auch eine ständige Herausforderung. Was mir auffällt: Anpassungsfähigkeit schlägt Dogmatismus. Gar nicht so schlecht – zumindest, wenn man weiß, wofür man brennt.
Was bleibt also (außer Zahlen)? Der Beruf ist mehr als Rechnen, weniger als Bauleitung, oft ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Technik, Vorschriften und ganz praktischer Lebenswirklichkeit. Gelsenkirchen zwingt einen manchmal, die eigene Komfortzone zu verlassen. Aber vielleicht ist das genau der Nährboden, den es braucht, um als Baukalkulator auf Dauer nicht im Mittelmaß zu landen. Wer sich nicht allzu sehr vor dem Spagat zwischen alter Schule und neuen Anforderungen fürchtet, kann hier echte Erfahrungen sammeln, die anderswo als Luxus gelten. Muss nicht jedem gefallen, keine Frage – aber unterschätzen sollte man es auch nicht. Manchmal ist die unsichtbare Arbeit am Bau eben das, was am längsten hält.
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