Freesen & Partner GmbH | 40213 Düsseldorf
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Hagedorn Unternehmensgruppe | 50667 Köln
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Wer in Bonn einen Draht zu Baustellen hat, aber (im Gegensatz zu den Kollegen mit Helm und Staubschicht) seine Stärke im Jonglieren mit Zahlen, Tabellen und – nicht zu unterschätzen – Zwischentönen sucht, stößt früher oder später auf die Berufsbezeichnung Bauabrechner. Schon der Begriff klingt nach staubtrockenen Aktenordnern, nach Excel-Spalten, die bedrohlich lang werden können. Aber fragt man sich nicht zuweilen: Was macht die Sache in Bonn besonders? Und taugt das alles für jemanden, der neu in der Branche ist – oder einen frischen Blick sucht, weil der alte zu sehr nach Routine schmeckt?
So viel steht fest: Der Bauabrechner ist mehr als Zahlenschieber. Wer naiv glaubt, es ginge nur um’s Rechnungen schreiben, irrt gewaltig. Im Kern steckt dahinter die anspruchsvolle Aufgabe, Bauprojekte finanziell korrekt abzubilden – von der Leistungsdokumentation bis zur Schlussrechnung. Ein Beruf zwischen Kontrollinstanz und Vermittler, so empfinde ich das. Denn was auf dem Bau vor Ort verbuddelt, betoniert oder gebohrt wird, muss penibel nach Vorgaben der VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) und den Absprachen mit Auftraggebern erfasst und verrechnet werden.
Und ja, in Bonn ist das selten langweilig. Die regionale Mischung aus öffentlichem und privatem Bau, der Blick auf Infrastrukturprojekte wie die immer wieder aufploppenden Modernisierungen rund ums Regierungsviertel – das sorgt für viele Schnittstellen und mehr Komplexität, als manch einer von außen vermutet.
Was viele unterschätzen: Die beste Tabellenkalkulation läuft ins Leere, wenn einem die bautechnischen Grundlagen fehlen oder – noch kniffliger – der Sinn fürs Gespräch mit dem Polier. Wer hier starten will, wird merken, wie viel echte Kommunikation hinter nüchternen Zahlen steckt. Mal will ein Bauherr wissen, warum ein Posten nicht abrechenbar ist, mal gibt’s Reibung mit der Bauleitung, wenn Papierlage und tatsächlicher Aushub nicht sauber zusammenpassen. Und dann? Entweder durchbeißen oder im Chaos untergehen.
All das verlangt ein moderates technisches Verständnis, viel Ausdauer – und, ich sage es ungern, die Fähigkeit, Zahlenwerk auch bei Gegenwind standhaft zu verteidigen. Feingefühl hilft. Sture Rechentechnik reicht heute nicht mehr aus. Spätestens wenn’s an die Bauabrechnung für ein öffentlich finanziertes Projekt geht und diverse Prüfinstanzen einsteigen, wächst der Stapel von Vorschriften schneller als der Beton auf dem Fundament.
Bonn ist kein klassischer Bau-Hotspot wie Berlin oder Hamburg, aber unterschätzt die Dynamik nicht. Städtische und private Bauträger suchen immer wieder nach Fachleuten, die nicht nur mit Zahlen umgehen, sondern den Spagat zwischen kaufmännischer Sorgfalt und praxisnaher Argumentation meistern. Die Nachfrage schwankt zwar je nach Investitionen der Stadt, doch der Zuzug ins Rheinland, laufende Infrastrukturprojekte und der Sanierungsdruck im Bestand sorgen für solide Perspektiven. Langeweile? Kaum zu befürchten.
Finanziell bewegt sich die Einstiegsspanne laut meinen Recherchen meist zwischen 2.800 € und 3.300 €. Wer sich fachlich entwickelt, also vielleicht zusätzliche Kenntnisse im Baurecht oder der Bauleitung mitbringt, der sieht Endgehälter im Bereich von 3.500 € bis 4.200 € – wobei diverse Zuschläge und regionale Unterschiede (städtisch vs. ländlich) Spielraum lassen. Zugegeben: Festpreise sind im Bau selten in Stein gemeißelt.
Stillstand? Gibt’s auf diesem Feld nicht. Wer heute einsteigt, muss bereit sein, sich in digitale Tools und immer wieder neue Regularien einzuarbeiten. Die Zeiten von Klarsichthüllen und Notizzettelkolonnen sind vorbei. Building Information Modeling (BIM) hält Einzug – in Bonn etwas schleppender als anderswo, aber es tut sich was (vielleicht nicht so rasend wie die Kranarme bei neuen Stadtquartieren, aber immerhin). Und wer sich zum Thema Nachhaltigkeit fit macht, wird künftig noch gefragter sein, denn grüne Standards werden bei öffentlichen Ausschreibungen betont.
Was bleibt unterm Strich? Viel zu rechnen, wenig Routine, und immer öfter das Gefühl, dass man sich zwischen Baustellen-Logik und Zahlensalat fast wie ein Dolmetscher fühlt. Gute Nerven nicht vergessen. Aber gerade das macht den Beruf für mich reizvoll – vor allem in einer Stadt, in der Historie und Zukunft manchmal gleich um die Ecke liegen.
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