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Wer in Wiesbaden als Barkellner arbeitet, findet sich zwischen mondänen Altbau-Fassaden und einer Klientel, die vom Banker bis zum Nachtschwärmer reicht – jedenfalls in den guten Nächten. Wer behauptet, Barkellner zu sein, sei bloß „Getränke schubsen hinterm Tresen“, der hat eindeutig noch nie einer aufgewühlten Hochzeitsgesellschaft Kirschlikör von Gin Tonic unterschieden. Es ist so: Die Anforderungen in diesem Beruf sind wesentlich vielschichtiger, als es die klassischen Kellnerklischees vermuten lassen – gerade hier in der selbstbewussten Kurstadt am Rhein.
Die Realität – vielleicht ein wenig ernüchternder als gedacht, aber keineswegs farblos.
Die handwerklichen Basics, klar – kein erfahrener Barkellner kommt ohne sie durch die Nacht. Gläser polieren, einhändig abräumen, flotte Longdrinks mit zittrigen Händen stabil servieren – und das im Halbdunkel, zwischen Jazzklängen und dem Schwadronieren der Stammgäste. Träumt nicht jeder Berufseinsteiger heimlich davon, wie im Film einen perfekten Manhattan zu shaken? Die Wahrheit: Die größten Herausforderungen sehen anders aus. Köln mag Karneval haben, in Wiesbaden sind es die Kunst- und Afterwork-Szenen, die das Tempo bestimmen. Improvisation ist Pflichtprogramm. Ein Gast bestellt plötzlich etwas, was du nur aus der Mixology-Fachzeitschrift kennst – dann heißt es: nicht blamieren, aber auch nicht großspurig werden.
Was viele unterschätzen: Die Fähigkeit, auch nach zehn Stunden freundlich, souverän, manchmal auch schlicht stoisch zu bleiben. Kein Shaker, sondern Haltung macht am Ende den Unterschied. Wer das gelernt hat, der weiß: Barkellner sein kann ganz schön unbequem, aber auch selten langweilig.
Ehrlich gesagt, die Arbeitszeiten sind nicht für schwache Nerven. Häufig beginnt der Stress dann, wenn andere Feierabend machen. An Wochenenden, Feiertagen oder zur Fastnacht – der Kater kommt immer am nächsten Morgen. Das Gehalt? In Wiesbaden liegt es – mit Erfahrungen aus dem Umkreis – irgendwas zwischen 2.100 € und 2.700 €, wobei die Spanne je nach Laden, Verantwortungsgrad, „Besucherlage“ und ein bisschen auch eigenem Geschick beim Upselling schwankt. Dazu kommt das Trinkgeld – ja, manchmal kann diese offen deklarierte Anerkennung am Ende des Monats den Unterschied machen. Aber wer denkt, davon lasse es sich in Wiesbaden wie ein Fürst leben, der möge mal die Mieten vergleichen. Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende wissen, dass Barkellner nicht selten von Hand zu Mund leben. Trotzdem entsteht daraus eine merkwürdige Gemeinschaft: Auf den Nächten liegt ein besonderer Zusammenhalt, den es nirgendwo im Büro gibt – verbunden mit dem Wissen, dass morgen alles wieder ganz anders laufen kann.
Wiesbaden tickt anders als Frankfurt oder Mainz. Wer hier arbeitet, merkt das schnell. Das Publikum? Durchwachsen, von Weltläufigkeit geprägt – aber wehe, ein Gast fühlt sich falsch angesprochen. Höflichkeit ist eine Währung, die zum Verwechseln ähnlich aussieht wie Zurückhaltung oder steife Etikette. Manchmal reicht ein schräger Blick, und schon entsteht Konfusion. Mir ist oft aufgefallen, dass hier ein feiner Sinn für die passenden Umgangsformen fast so wichtig ist wie das perfekte Mischverhältnis im Drink. Wer es schafft, sich auf die Nuancen einzustellen – die leisen Anspielungen, die eigenwilligen, manchmal versnobten Szenen (Cocktail-Karte auf Französisch, warum eigentlich?) – der hält sich hier auch länger im Geschäft. Und der Applaus, wenn mitten in der Woche jemand noch einen Espresso Martini bestellt? Kommt selten, aber fühlt sich dann fast wie ein Ritterschlag an.
Der große Unsicherheitsfaktor, über den kaum einer spricht: Ist Barkellner ein Job für immer – oder bloß Sprungbrett in irgendetwas anderes? Ich habe erlebt, dass gerade in Wiesbaden diejenigen langfristig bestehen, die irgendwo zwischen Pragmatismus und Neugier stecken (und dabei nicht zu sehr auf klassische Karriereschienen hoffen). Viele Läden schätzen inzwischen Spezialisierungen, etwa im Bereich Craft Cocktails oder alkoholfreie Mixkonzepte; Weiterbildung wird tatsächlich von Chefs goutiert, manchmal sogar gefördert. Gerade im Umfeld der gehobenen Hotelgastronomie wächst der Bedarf an kompetenten Barkellnern, die neben Gästen auch Azubis anleiten oder kleine Bar-Teams führen können. Einfacher ist trotzdem nichts geworden: Stressresistenz bleibt ein Muss – und ein bisschen Humor für die langen Nächte schadet nie. Oder, um es ein wenig salopp zu sagen: Ohne Gelassenheit an der Theke ist man in Wiesbaden schneller wieder raus, als sich ein Gin Fizz setzt.
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