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Barkellner – der Begriff klingt erst mal nach goldenem Jazz und wechselndem Schaum auf dem Bierglas. In Ludwigshafen aber, zwischen weißem Industriebeton, Feierabendverkehr und ein paar Ecken, die sonntags nach Baustelle riechen, entpuppt sich der Job am Tresen als Spannungsfeld aus Handwerk, Menschenmanagement und bisweilen Improvisationskunst. Manchmal frage ich mich: Was sieht der Außenstehende eigentlich, wenn er der Bar einen Besuch abstattet? Sicher nicht das volle Bild. Auch am Rhein fließt der Alltag nicht immer so glatt wie das Pilschen ins Glas.
Wer als Barkellner in Ludwigshafen seinen Platz sucht, kommt mit Klischeevorstellungen nicht weit. Klar, das Gießen, Schenken, Mixen ist Teil des Geschäfts – aber die Musik spielt im Detail: Die Gäste strömen aus allen Winkeln der Stadt, vom Chemiearbeiter mit Öl unter den Fingernägeln bis zur designbegeisterten Studentin, die am Gin Tonic feilt wie an einer Semesterarbeit. Erwartet wird ein offenes Ohr, respektvolle Schlagfertigkeit, ein Gefühl für „Jetzt lieber zuhören“, dann wieder Spontaneität. Das kann rasch zur Nervenprobe werden, besonders, wenn fünf Leute gleichzeitig den Finger heben – jeder mit seinem ganz eigenen Kompass für Gerechtigkeit am Tresen.
Die scheinbar einfachen Abläufe täuschen: Barkellner sind irgendwo zwischen geerdetem Handwerk und schneller Dienstleistung zuhause. Echte Kenntnisse in Getränkekunde, Hygiene (das klingt harmlos, ist aber entscheidend) und Technik – bis zur Kaffeemaschine mit eigener Persönlichkeit – gehören dazu. Wer Ahnung hat, weiß, warum ein schlecht gespültes Glas mehr als böse Blicke bringen kann. In Ludwigshafen – nach wie vor stark vom Mittelstand geprägt, aber mit wachsendem Event- und Gastrospektrum – hält seit Jahren ein Hauch von Barkultur Einzug, die den Fachkräften am Tresen ein breiteres Repertoire abverlangt. Da reicht’s eben nicht mehr, Berliner Luft aus dem Handgelenk zu schenken – gefragt sind Kenntnisse von Trendgetränken, regionale Spezialitäten und bisweilen englische Sprachfragmente, wenn die BASF-Routine mal internationale Gäste streut.
Viele Berufseinsteiger stehen zwischen ernüchterndem Grundlohn und dem Hoffnungsschimmer Trinkgeld. In Ludwigshafen – so ehrlich muss man sein – bewegen sich Basisgehälter oft zwischen 2.200 € und 2.600 €, abhängig von Betrieb, Erfahrung und Öffnungszeiten. Abendschichten, Wochenendarbeit, Zwölf-Stunden-Einsätze ohne Garant auf Ruhm oder Lob gehören dazu. Klar, bei etablierter Kundschaft und gut laufenden Abenden können 300 € oder mehr im Monat an Trinkgeld zusammenkommen – aber verlassen sollte sich niemand darauf. Dennoch: Wer aufmerksam ist, Eigeninitiative zeigt und vielleicht auch mal für Kolleginnen und Kollegen einsteht, kann rasch mehr Verantwortung, manchmal auch bessere Konditionen, erlangen. Dauerhaftes Standhalten gegen den Dauervorwurf des „Aushilfsjobs“ – das muss man allerdings aushalten können.
Was viele unterschätzen: Es gibt kaum einen anderen Job, in dem soziale Intelligenz, Ehrlichkeit – und, ja, ein Minimum an Geduld – so schnell über Wohl und Wehe entscheiden. Ludwigshafen tickt da speziell. Manche Gäste kommen seit zwanzig Jahren, erwarten Verlässlichkeit bis ins Ritual – andere, meist Jüngere, wollen urbanen Chic, Instagram-Cocktails und flexible Preise. Da kann der Spagat zum Drahtseilakt werden. Tipp aus Erfahrung? Wer die regionale Mischung erkennt, lernt, genauer zuzuhören, lernt, sich abzugrenzen und seine Rolle zwischen Kumpel und Wächter zu steuern. Es ist eben mehr als „nur Getränke“ – manchmal ist es auch Seelsorge, Jugendzentrum und Türsteher gleichzeitig.
Perspektivisch ist nicht alles nur Schicht und Schatten: In den letzten Jahren entstehen in Ludwigshafen neue Konzepte, gemütliche Wohnzimmerbars, Gin-Tonic-Lounges, Pop-up-Events. Wer sich weiterbildet – etwa in Spirituosenkunde, Veranstaltungsplanung oder sogar Showmixing –, kann sich mehr Freiraum schaffen. Zugegeben, der Weg in Richtung Barleitung, oder gar zur eigenen Bar, ist steinig; aber der Bedarf an verlässlichen, fachlich versierten Barkellnern wächst. Noch wird in Ludwigshafen nach wie vor eher rustikal als mondän getrunken, doch das Pendel schwingt. So bleibt der Barkellner ein Beruf am Puls von Gesellschaft und Gastronomie – mit Ecken, Kanten, aber auch Chancen auf den zweiten Blick. Und irgendwo hinterm Tresen passiert’s oft: ein unerwartetes Lob, ein Stammgast, der zum Freund wird. Kein Glanzjob, gewiss, aber – so würde ich sagen – auch kein aussterbendes Handwerk.
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