Landhaus Averbeck | Bergen (Landkreis Celle)
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ARCOTEL Onyx Hamburg | 20095 Hamburg
Landhaus Averbeck | Bergen (Landkreis Celle)
ARCOTEL Onyx Hamburg | 20095 Hamburg
Wer Bremen mit der Barkeeper-Brille betrachtet, bemerkt schnell: Hier ist die Getränkekunst weniger schillernde Show als ehrlicher Beruf. Vielleicht ist es der rauere Nordwind, vielleicht das norddeutsch-unaufgeregte Grundrauschen. Jedenfalls: Der klassische Barkellner begegnet einem am Tresen der Szene-Lokale, in den vielen Hotels rund um den Hauptbahnhof oder zwischen Hansestolz und Wasserturm – ganz ohne Hochglanz-Image, aber mit wachsamem Blick. Wer neu einsteigt oder vom Service wechselt, landet oft an einem dieser Tresen. Und staunt nicht schlecht über das, was es wirklich bedeutet, in Bremen Bar zu machen: Es ist Handwerk. Und manchmal Hochleistungssport, besonders an den Wochenenden.
Wer Barkellner sagt, meint in Bremen meistens einen echten Allrounder. Gerade abseits der Spitzenrestaurants ist Multitasking gefragt: Kaffeemaschine schrubben, Zapfhahn servieren, Cocktails mixen und dabei noch Smalltalk – oder, wenn’s hart auf hart kommt, den aufgebrachten Nachtschwärmern ein Lächeln abringen. Die Getränkekarten werden immer bunter, die Gäste anspruchsvoller. Wo früher ein richtig gezapftes Pils und ein Korn gereicht haben, steht inzwischen eine Auswahl an Craftbieren und alkoholfreien Spirituosen. Manchmal fragt man sich tatsächlich, ob Bararbeit noch Bedienung ist oder schon Eventmanagement.
Viele, die sich für den Job entscheiden, wissen: Reichtum gibt’s in diesem Beruf selten schnell. Die Einstiegsgehälter in Bremen pendeln oft zwischen 2.200 € und 2.600 € – im Hotelbereich auch mal einen Tick drüber, je nach Tarif. Trinkgeld wird manchmal zum rettenden Polster, aber planbar ist daran wenig. Kurze Nächte, lange Wochenenden – fest zum Beruf dazu. Das schreckt viele ab, aber irgendwie ist es auch ein Stresstest, bei dem am Ende doch meistens die Community gewinnt: Man hält zusammen. Was viele unterschätzen: Die Bandbreite der Arbeitsbedingungen zwischen Hotelbars, Hanse-Kneipen und Kreativ-Spots ist groß. Wer einmal samstagnachts im „Viertel“ ausgeschenkt hat, weiß, was Durchhaltevermögen bedeutet – und dass ein Lächeln um vier Uhr morgens manchmal die wichtigste Qualifikation ist.
Während anderswo die große Barszene inszeniert wird, punktet Bremen mit Authentizität. Das spiegelt sich auch in den Anforderungen wider: Wer hier Barkellner wird, sollte mehr können als nur die Klassiker auswendig runterbeten. Kommunikationsfähigkeit – klingt wie ein abgedroschenes Wort, ist aber Alltag. Einen Bremer erkennt man daran, dass er Schnack und Respekt zugleich beherrscht. Viele Chefs setzen auf Quereinsteiger (aus Mangel an Fachkräften?), aber Weiterbildung schadet nie: Fachschulungen für Spirituosen, Trainings im Coffee Lab – manches davon organisiert, anderes learning by doing. Wer Karriere will, bleibt meist flexibel, schaut sich auch mal über die Stadtgrenzen um. Wer ankommen möchte, findet im Team oft mehr als nur Kollegen. Ehrlich gesagt: Es gibt Schlimmeres, als sein berufliches Zuhause im Mai an einer offenen Fensterfront mit Blick auf die Weser zu finden.
Die Arbeitsmarktsituation – ja, die ist wechselhaft. Manchmal fehlt Personal, dann suchen wieder alle nach der eierlegenden Wollmilchsau. Wirtschaftlich ist die Bremer Barszene solide, wenn auch nicht immer glamourös. Corona hat Spuren hinterlassen, aber die Gäste kehren zurück. Technische Neuerungen? Hier setzt man auf digitale Kassensysteme (und ab und zu läuft wirklich alles wie am Schnürchen), aber der Mensch hinterm Tresen bleibt der entscheidende Faktor. Ehrlich gesagt: Wer einfach nur „abkassieren“ will, verpasst das Beste. Die Begeisterung, das Scheitern, das Gefühl, Teil eines kleinen Theaterstücks zu sein – das macht den Alltag aus. Nicht jeder Tag ist ein Blockbuster, manche Schichten sind schlicht zäh. Aber wenn alles passt, dann kann ein Abend in der Bremer Bar mehr wert sein als jede Excel-Tabelle im Großraumbüro. Und das ist, so finde ich, Grund genug für junge Leute und altgediente Service-Profis, diesem Beruf eine echte Chance zu geben.
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