Wassermann GmbH Schwabinger Wassermann | 80331 München
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Barkellner in Augsburg – das klingt zunächst nach einem überschaubaren Handwerk: Mischungsverhältnisse beherrschen, Gläser polieren, kassieren, ein Scherz in Ehren. Aber tatsächlich? Wer ehrlich mit sich ist (oder regelmäßige Nachtschichten schiebt), merkt schnell: Hier prallen die Euphorien der Ausgehenden, die Praktikabilität einer mittelständisch geprägten Stadt und ein Schuss soziale Psychologie aufeinander. Ganz zu schweigen vom wachsenden Wunsch nach Diversität im Glas – Craft Spirit, alkoholfrei mit Anspruch, regionale Zutaten. Zwischen Thekenbravour und nüchterner Kassenkontrolle spielt sich ein erstaunlich komplexes Berufsleben ab. Klingt nach Pathos. Ist aber Alltag.
Für Berufseinsteiger, aber auch für die Wechselwilligen, die es aus dem Service oder der Gastronomie an den Tresen zieht, stellt sich erst mal die Frage: Was macht Augsburg eigentlich besonders? Anders als in den abgehobenen Szenebezirken der ganz großen Städte ist die Augsburger Barkultur eher bodenständig mit regionalem Einschlag. Klar, Touristen kommen, Student:innen suchen das Besondere, aber der harte Kern? Stammkundschaft, Handwerker, Banker, Kulturleute – das gesamte Soziotop an einem Abend. Wer hier serviert, wird rasch zum Multifunktionär: Zuhörer, Streitschlichter, Smalltalk-Genie. Die Theke ist (wenn man’s genau nimmt) gesellschaftliches Labor, Bühne des Alltags. Klingt nach Klischee, aber es stimmt eben doch.
Der Weg hinter die Bar führt selten geradlinig. Ob Abiturient:in im Zwischenjahr, erfahrene Servicekraft oder Quereinsteiger: Die formellen Anforderungen halten sich in Grenzen. Viel wichtiger sind Verlässlichkeit, der unbedingte Wille zum Selberlernen, Belastbarkeit und ein waches Auge, das auch im letzten Winkel erkennt, wer noch nachschänken möchte oder (Achtung) zu oft nachschänkt. Eine Barkellnerin hat mir mal erzählt: „Manchmal, beim dritten Gin Tonic, merkst du, warum die Leute wirklich bleiben.“ Ehrlichkeit, Takt, aber auch eine Portion Unerschrockenheit – das wird in der offenen, manchmal rauen Augsburger Barkultur ungleich höher gewichtet als Zertifikate.
Stichwort Geld. Hier wird oft einiges schöngeredet. Das durchschnittliche Monatsgehalt in Augsburg liegt zwischen 2.300 € und 2.800 €, je nach Haus, Öffnungszeiten und Trinkgeldlaune der Gäste. Ja, das Trinkgeld kann schwanken, manchmal eher gnädig in lauen Sommernächten, oft mager an schleppenden Wochentagen. Wer flexibel überall einspringt, Nachtschichten nicht scheut und sich in hochwertige Häuser vorarbeitet, kann auch 3.000 € bis 3.400 € erreichen – insbesondere mit Berufserfahrung oder Zusatzqualifikation (Spezialist für Spirituosen, Barkultur, vielleicht sogar Barista-Kenntnisse). Aber: Planbarkeit ist ein eigenes Thema, die Wechselhaftigkeit liegt im System.
Wer sich öfter fragt, ob ein Barkellner-Beruf in Augsburg eine solide Wahl ist – sollte einen Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen werfen. Das Ausgehverhalten ist im Wandel, ja, auch hier: Alkoholfreie Alternativen boomen, Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle, selbst die Digitalisierung drängt hinter die Bar (Bestellapps, Kartenzahlung, Warenwirtschaft). Gleichzeitig steigt die lokale Wertschätzung für Barkultur, für kleine, feine Konzepte, und für persönliche Gastgeber mit Rückgrat. Weiterbildungsmöglichkeiten? Die gibt es, von Getränkeschulungen bis hin zu Veranstaltungen für Barkeeper, teils sogar in Kooperation mit lokalen Manufakturen oder Hotelfachschulen. Aber ehrlich: Die halbe Wahrheit lernt man zwischen den Zeilen und den Menschen. Wer zuhören kann, der gewinnt – das ist ein alter Hut, aber in Augsburg unverändert wahr.
Fazit? Gibt’s nicht, zumindest kein glattes. Die Realität hinter der Augsburger Bar ist facettenreich und, ja, manchmal kräftezehrend – aber wer es liebt, mitten im Leben und Gesprächsstrom zu stehen, nicht vor Arbeitsdruck oder Alltagsdramen zurückschreckt und es schätzt, mit wenigen Handgriffen Atmosphäre zu schaffen, findet hier eine Aufgabe, die weit mehr ist als die Summe ihrer Handgriffe. Ist das jetzt romantisch? Mitnichten. Realistisch? Absolut. Und am Ende bleibt: Wer in Augsburg Barkellner ist, kennt nicht nur seine Gläser – sondern auch ein ganz eigenes Stück Stadt.
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