HECO-Schrauben GmbH & Co. KG | 78144 Schramberg
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Wer in Freiburg im Breisgau als Bühnenbildner lebt oder dorthin zieht, spürt sehr schnell: Das ist kein gewöhnlicher Arbeitsmarkt, und erst recht kein gewöhnlicher Beruf. Wenn mich jemand fragt, was an diesem Beruf in Freiburg eigentlich besonders ist – nun, das ist wie beim Wein aus dem Kaiserstuhl. Die Zutaten (Fachwissen, Improvisationstalent, künstlerisches Gespür) sind überall ähnlich, aber das Terroir macht den Unterschied. Und manchmal fragt man sich unwillkürlich: Bin ich hier in einer Theaterstadt, in einer Werkstatt oder in einem Labor für kreatives Krisenmanagement?
Kaum etwas ist im Berufsalltag eines Bühnenbildners so flüchtig wie das, was er oder sie erschafft. Wochen, manchmal Monate Konzeption, Recherche, Abstimmung mit Regie und Werkstätten – und dann steht da irgendein Bühnenbild, das bereits wieder abgebaut wird, bevor man den Rotwein zum Premierenabend ausgetrunken hat. In Freiburg, mit seinem renommierten Theater und den kleineren Spielstätten, verschärft sich dieser Rhythmus. Man ist nie wirklich fertig, immer hängt noch das nächste Stück, die nächste Produktion als unsichtbare Deadline im Raum. Manchmal (oder öfter als einem lieb ist) hat man den Eindruck, im Maschinenraum kultureller Produktivität zu arbeiten und trotzdem irgendwie im Abseits der öffentlichen Wahrnehmung zu stehen.
Wenn ich ganz ehrlich bin: Wer Bühnenbild als reines Künstlerdasein versteht, bekommt in Freiburg spätestens in der Werkstatt eine kalte Dusche. Ohne technisches Grundverständnis – Materialkunde, Werkzeuge, Bauordnungen, Einsturzgefahr! – läuft hier gar nichts. Die hiesigen Werkstätten sind mit Handwerkern und Spezialisten besetzt, die ein feines Gespür für Machbarkeit und Budget haben. Ein bisschen Größenwahn ist willkommen, Größenüberschätzung: weniger. Hinzu kommt der Öko-Touch, der in Freiburg sowieso irgendwann auf jedes Konzept abfärbt – Recycling, Materialtauschrunden, Upcycling im kleinen Stil. Unterschätzt das nicht, das kann Zeit fressen. Oder Nerven, je nachdem. Wer lieber nur mit Bleistift und Modell arbeitet, findet sich (böse gesagt) schnell auf dem Abstellgleis – spätestens wenn die Realisierung am Material scheitert.
Sprechen wir Tacheles: Die Nachfrage nach Bühnenbildnern in Freiburg ist stabil, aber das bedeutet nicht automatisch eine Blitzkarriere oder den schnellen Sprung auf einen sicheren Posten. Das Theater Freiburg bleibt der Platzhirsch, und auf den kleinen Bühnen heißt es: Improvisationstalent ist gefragt. Hier jongliert man mit Mini-Budgets, was manchem Anfangsgehalt die Dramatik nimmt. Einstiegsgehälter beginnen meist bei 2.400 € bis 2.800 € – etwas unter dem, was in großen Metropolen üblich ist. Etwas mehr ist drin, wenn man rasch Verantwortung oder Zusatzaufgaben übernimmt (z. B. im Bereich Technikbetreuung, Ausstattung von Festivals oder interdisziplinären Produktionen). Mit Erfahrung und Kontakten sind auch 3.200 € bis 3.600 € keine Utopie, aber garantiert ist das nie. Wer in einer festen Anstellung landet, kann sich glücklich schätzen. Die Dauerfreischaffenden jonglieren oft mit mehreren Jobs gleichzeitig – manchmal wundert man sich, wie viele Stunden die Woche eigentlich hat.
Die Szene in Freiburg ist im Umbruch, ob man das nun als Bedrohung oder als Chance sehen will. Nachhaltigkeit, Digitalisierung von Planungsprozessen, neue mediale Schnittstellen – das fordert auch von Bühnenbildnern neue Skills. Wer Programme wie Vectorworks oder 3D-Modelling bisher gemieden hat („Das ist doch was für Architekten!“), sollte schleunigst umdenken. Auch kollaboratives Arbeiten in Teams, über klassische Bühnenstrukturen hinaus, wird wichtiger. Die Schnittstellen zu Videokunst und Sounddesign nehmen zu, das spürt man deutlich. Trotzdem bleibt das Kernhandwerk bestehen: bauen, probieren, verwerfen – und wieder von vorn. Vielleicht ist das ja gerade der besondere Reiz.
Freiburg ist für Bühnenbildner kein Zuckerschlecken, ganz klar. Aber wer Freude daran hat, mit improvisierten Lösungen, einem wilden Mix aus Handwerk und Kunst und immer neuen technischen Herausforderungen zu arbeiten, wird hier seinen Platz finden. Man muss bereit sein, Erwartungen ständig zu justieren, Toleranz für offene Enden mitbringen – und sich zwischendurch eingestehen: Das ist keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang. Manch ein Detail, das im Alltag untergeht, macht den eigentlichen Reiz aus: ein hölzerner Handlauf, der plötzlich zum zentralen Bildmotiv wird. Oder der Moment, wenn ein Ensemble spontan die Bühne anders nutzt als gedacht und alles auf Anfang steht. Bühne frei – in Freiburg ist immer noch ein wenig Platz zwischen Provisorium und Perfektion.
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