Ausbildung Ausbildungsmeister in Rostock
Beruf Ausbildungsmeister in Rostock
Stille Hüter des Handwerks: Ausbildungsmeister in Rostock zwischen Tradition, Technik und Talentefrust
Die Luft in Rostocker Lehrwerkstätten ist schwer zu beschreiben – vielleicht eine Mischung aus Metallspänen, jungem Ehrgeiz und der leisen Ahnung, dass hier Zukunft geschnitzt, gefeilt und gedreht wird. Wer als Ausbildungsmeister im Nordosten Deutschlands antritt, merkt ziemlich schnell: Hier reicht es nicht, Handwerk nur zu können. Man muss es auch vermitteln – und das jeden Tag neu. Für alle, die einen Schritt raus aus dem Produktionsalltag, aber nicht ins pure Büro wagen, klingt das fast wie ein Kompromiss. Bloß: Wer einmal Jugendgruppen vor der Fräse erlebt hat, weiß, Kompromisse sind das letzte, was einem abverlangt wird.
Kaum eine andere Rolle vereint so viel Verantwortungsfülle mit pragmatischer Erdung. Ausbildungsmeister sind Wissensweitergeber, Spielverderber, Türöffner, Notnagel – je nach Tagesform und Azubiwetterlage. Manchmal, Hand aufs Herz, fühle ich mich wie ein Seiltänzer zwischen den Generationen. Junge Leute im Gepäck, ihre Smartphones schneller als der Bohrhammer, auf der anderen Seite: Betriebe, die an „die Guten von früher“ zurückdenken, als wäre der Hammer noch aus Stein. Und mitten dazwischen steht, spürbar, der Fachkräftemangel wie ein plötzlich zugeschlagener Wind im Hafen – zerrt an den Nerven und manchmal auch am Idealismus. Oder bin ich da zu melodramatisch?
Gerade in Rostock hat das Handwerk – und damit die Ausbildungsmeisterei – noch eine Art doppeltes Gesicht. Schiffbau, Werften, die Nähe zur Ostsee – irgendwie schwingt in vielen Branchen so ein historisches „So war das immer“ mit. Doch die Gegenwart verlangt Flexibilität auf Speed: Digitalisierung in der Ausbildung, neue Maschinen, dazu ein Berg Regularien, der von den Bildungsträgern bis zur IHK-Welle reicht. Kein Wunder, dass so mancher Umsteiger – etwa Facharbeiter mit Sack voll Erfahrung – erstmal schlucken muss, wenn plötzlich Didaktik gefragt ist. Fachliches Wissen bleibt essenziell, keine Frage. Nur: Pädagogik, Geduld und ein mindestens grundsympathischer Beziehungsaufbau zum Azubi? Der Praxisschock lässt grüßen. Vielleicht ist das der Grund, warum in den letzten Jahren vermehrt Quereinsteiger aus der Industrie zu uns stoßen – und manche nach kurzer Zeit feststellen, dass „mit jungen Leuten arbeiten“ nicht zwingend heißt, immer verstanden zu werden.
Die wirtschaftlichen Realitäten? Tja – von Goldgräberstimmung kann man selten sprechen. Einstiegsgehälter bewegen sich in Rostock meistens zwischen 2.800 € und 3.200 €, je nach Branche, Träger und persönlichem Verhandlungsgeschick. Mit wachsender Erfahrung und Zusatzqualifikationen sind Beträge bis zu 3.600 € durchaus möglich. Aber was viele unterschätzen: Der warme Applaus der Gesellschaft bleibt aus – zumindest finanziell. Das Ansehen? Regional erstaunlich stabil, vielleicht weil in Mecklenburg-Vorpommern das Handwerk einen anderen Klang hat als im Westen. Gelegentlich begegnen einem aber auch skeptische Blicke, frei nach dem Motto: „Was macht’n der die ganze Zeit, außer Kaffee trinken und Arbeitsstunden abhaken?“ Wenn die wüssten!
Spannend – um nicht zu sagen: nervenzehrend – ist der Spagat zwischen Papier und Praxis. Neuerungen im Berufsbildungsgesetz, gefühlt sechs verschiedene digitale Plattformen für Berichtshefte, dazu die Aufgabe, den Nachwuchs fürs Handwerk zu begeistern. Hinzu kommt der wachsende Anteil internationaler Azubis, der neuen Wind bringt, aber eben auch andere Gesprächsanlässe: Sprachbarrieren, kulturelle Stolpersteine – manchmal sind Missverständnisse selbst mit den besten Intentionen nicht zu vermeiden. Die einen schütteln ratlos den Kopf, die anderen entdecken im Perspektivwechsel genau das, was die Werkstatt bunter macht. In solchen Momenten, zwischen Frust und Fanfarenschlag, zeigt sich, ob man diesen Job wirklich will – oder ob man besser weiterzieht. Und, mal ehrlich: Wer alles kann und aushält, sitzt oft als Letzter mit den Azubis auf dem Feierabend-Tisch.
Was bleibt? Ein Berufsbild mit rauen Kanten, durchaus Charme und überraschender Tiefe. Ausbildungsmeister in Rostock brauchen die dicke Haut eines Handwerkers, die gelassene Neugier eines Pädagogen und das Organisationstalent eines Zirkusdirektors. Wer sich darauf einlässt, wird Blessuren einstecken, aber auch die seltenen Momente erleben, in denen ein Azubi sagt: „Jetzt hab ich’s verstanden.“ Für mich persönlich: Besser als jede Gehaltsstufe. Obwohl – ein bisschen mehr wäre manchmal schon nett. Aber gut, man kann eben nicht alles haben.