Ausbildung Ausbildungsmeister in Mülheim an der Ruhr
Beruf Ausbildungsmeister in Mülheim an der Ruhr
Blick hinter die Kulissen: Was macht eigentlich ein Ausbildungsmeister in Mülheim an der Ruhr?
Manchmal frage ich mich, ob Leute außerhalb der Werkhallen und Lehrwerkstätten überhaupt wissen, auf wessen Schultern eigentlich das Rückgrat der Industrie ruht. Sicher, Techniker und Ingenieure machen große Pläne, aber wer bringt jungen Leuten wirklich bei, wie diese Pläne umgesetzt werden? In Mülheim an der Ruhr – traditionell kein Zuckerschlecken für Bequemlinge – ist das Spielfeld für Ausbildungsmeister. So unspektakulär der Titel manchen klingen mag, so brisant ist die Lage. Wer also als Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder unruhige Fachkraft über diesen Werdegang nachdenkt, sollte mal hinter die Kulissen schauen. Nicht alles ist Technokratie – manches ist schlicht Menschensache.
Zwischen Maschinenpark und Menschenkenntnis – das Aufgabenbild
Man könnte meinen, ein Ausbildungsmeister sei so etwas wie ein lebendiges Handbuch für Azubis: Schalter umlegen, Know-how einspeisen, fertig. Blödsinn. In Wahrheit geht es um viel, viel mehr. Klar, handfeste Fachkenntnisse – etwa im Maschinenbau, in der Elektrotechnik oder Metallverarbeitung – sind Grundvoraussetzung. Aber die eigentliche Kunst besteht darin, eine Gruppe junger Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen erstens zu motivieren, zweitens zu fordern und drittens irgendwie in den Beruf zu führen, ohne dabei zum Oberlehrer zu mutieren. Klingt einfach? Von wegen. Zwischen Verständnisbriefchen, Motivationsloch und Prüfungsangst balanciert man ständig auf dem Drahtseil. Die, die das hinkriegen, sind selten. Und in Mülheim, seien wir ehrlich, ist das Publikum divers – kulturell, sozial, schulisch. Wer hier Ausbildung gestaltet, braucht Fingerspitzengefühl, Geduld und ein dickes Fell. Kein Raum für Helikopter-Pädagogik.
Arbeitsmarkt? Weit mehr als ein Zahlenspiel
Die Nachfrage nach Ausbildungsmeistern bleibt spürbar: Betriebe suchen ständig Leute, die nicht bloß durchblicken, sondern auch „Menschen mitnehmen“ können. Der demografische Wandel mischt kräftig mit – viele Ältere gehen in Rente, Nachfolger fehlen. Das merkt man besonders in der Ruhrgebietsstadt, wo manche Traditionsfirma ihre Ausbildung wieder hochfährt, andere aber schon arg schielen müssen, wer das noch stemmen will. Die Arbeitsmarktchancen sind für motivierte Fachkräfte durchaus solide; mancher erfahrener Geselle oder Jungmeister bekommt schon Anfragen, bevor er überhaupt darüber nachdenkt, den nächsten Schritt zu machen. Und gerade in Mülheim, wo sich Mittelstand und Großbetrieb mischen (Maschinenbau, Energie, Anlagenbau – kennen wir alles), ist die Qualität der Ausbildung zum Standortfaktor geworden. Da will keiner abstinken gegen Duisburg oder Essen.
Gehalt, Realitätsschock und die Sache mit der Verantwortung
Neulich stand ich mit einem alten Bekannten beim Bäcker. Er sagte lapidar: „Du, Ausbildungsmeister – das lohnt doch nicht mehr, oder?“ Ich hab gelacht. Denn die nackten Zahlen überraschen viele: Das Einstiegsgehalt liegt häufig im Bereich zwischen 3.200 € und 3.700 €. Mit wachsender Erfahrung und Verantwortung gehen die Werte noch höher – Spitzen bis 4.300 € sind in Mülheim nicht unrealistisch, zumindest bei größeren Unternehmen im industriellen Sektor. Kleines "Aber": Wer Führung und Verantwortung will, bekommt die nicht als Gehaltspaket im Vorbeigehen. Die Zahl auf dem Lohnzettel erzählt nur die halbe Wahrheit. Es ist ein Job, der Reife fordert – im Kopf und im Bauch. Mal ganz abgesehen von der Belastung, quasi jeden Azubi-Fehler irgendwie mitzutragen. Und ja, die Dokumentationspflichten, die lieben Vorschriften, der ganze Verwaltungskram ... manchmal zum Haareraufen. Aber ehrlich: Wer Sinn in seinem Job sucht, wird die Momente schätzen, in denen ein Ex-Schützling Jahre später sagt: „Ohne Sie hätt ich’s vergeigt.“ Passiert. Nicht oft, aber das trägt.
Neue Technik, neue Azubis – aber was bleibt?
Man redet so viel über digitale Transformation. In Mülheims Betrieben wird das weder gefeiert noch gefürchtet, sondern – zäh wie der Ruhrpott halt ist – angepackt. Moderne Tools, digitale Lernplattformen, inzwischen selbst VR-Brillen in der technischen Grundausbildung. Wer heute Ausbildungsmeister wird, muss sich darauf einlassen, ständig dazuzulernen: Technik, Didaktik, vielleicht sogar ein bisschen Psychologie. Weiterbilden kann man sich in der Region vielseitig – sei es beim regionalen Bildungsträger, über Kooperationen mit Handwerkskammern oder direkt im Unternehmen. Wer stehen bleibt, verliert ohnehin den Anschluss. Was viele unterschätzen: In diesem Beruf bleibt man auch nach Jahrzehnten Lernender, nicht nur Lehrender. Vielleicht der wichtigste Grund, warum dieser Job nie Routine wird – kein Tag wie der andere, immer ein bisschen Chaos garantiert.