Ausbildung Ausbildungsberater in Mülheim an der Ruhr
Beruf Ausbildungsberater in Mülheim an der Ruhr
Zwischen Workshop und Wirklichkeit: Ausbildungsberater in Mülheim an der Ruhr
Wer morgens am Bahnhof Mülheim den Pulk Jugendlicher beobachtet, der mag sich fragen: Wer sortiert eigentlich all die Erwartungen, Ängste, Träume – und das Ganze noch im deutschen Ausbildungssystem? Spätestens wenn das Thema Berufswahl, Ausbildungsabbruch oder Begleitung im Arbeitsalltag aufpoppt, gerät eine Berufsgruppe in den Fokus, deren Alltag fast unsichtbar und doch existenziell ist: die Ausbildungsberater. Nicht gerade ein Glamourjob, aber unterschätzt – das ist mein Eindruck nach fünf Jahren im Ruhrgebiet. Oder irrt man sich da als Fachkraft, die mal was Neues will?
Was macht ein Ausbildungsberater? Hinter den Kulissen des dualen Systems
„Beraten“ klingt harmlos. Ist es aber selten. In Mülheim, mitten zwischen mittelständischer Industrie, alten Handwerker-Dynastien und einer nicht kleinen Zahl junger Menschen ohne Plan, baut sich der Ausbildungsberater den Tag aus vielschichtigen Aufgaben zusammen. Formale Checks, Konfliktmoderation, Beratung zu rechtlichen Stolpersteinen – und als wäre das nicht genug, daneben dann noch Workshops zur Integration Geflüchteter oder gemeinsame Projekte mit Berufsschulen. Klingt nach Bauchladen, ist es oft auch. Aber eben nicht beliebig, sondern hochgradig relevant. Und sei es nur, weil jemand, der mit 17 kurz vorm Scheitern steht, doch noch die Kurve kriegt – durch ein Gespräch, das mehr ist als „Paragraphensprech“.
Das regionale Spielfeld: Mülheim und der Nachwuchspoker
Man muss es so sagen: Ohne die gut vernetzten Ausbildungsberater würde das Ausbildungswesen in Mülheim an entscheidenden Stellen knirschen. Auch, weil gerade hier regionale Besonderheiten auflaufen, die Strukturwandel und Migration mit sich bringen. Industriebetriebe suchen händeringend Nachwuchs; Handwerksbetriebe klopfen verstärkt bei den Beratern an, wenn es um pragmatische Lösungen jenseits des Regelwerks geht. Mir fällt auf, dass viele, die neu in den Beruf einsteigen – ob als Quereinsteiger aus der Pädagogik, ehemalige Ausbilder oder ambitionierte Sozialarbeiter –, erst mal staunen, wie viel Politik und Feingefühl im Alltagsgeschäft steckt. Und wie unterschiedlich die Probleme sind: In der Eppinghofer Siedlung kämpft man noch immer mit Perspektivlosigkeit und Schulabbrüchen, in Saarn steht plötzlich die Übernahme eines Hightech-Betriebs an, der komplett neue Anforderungen an Azubis stellt. Passt selten in ein Handbuch. Aber darin liegt auch der Reiz, finde ich.
Verdienst, Profil, Fallstricke: Ein pragmatischer Blick
Klar, viele fragen zuerst nach dem Geld. Wer als Ausbildungsberater neu einsteigt, kann da in Mülheim mit 2.800 € bis 3.300 € rechnen, erfahrenere Kräfte mit zusätzlichen Weiterbildungen oder IHK-Zertifikaten schaffen 3.500 € bis 4.200 € – und dann kommen die üblichen „Es-kommt-drauf-an“-Diskussionen, die keiner mehr hören kann. Was viele unterschätzen: Es sind weniger die Abschlüsse als die Fähigkeit, Konflikte einzuhegen, Erwartungshaltungen zu moderieren und sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen, wenn Eltern, Betrieb und Azubi sich mit gegensätzlichen Vorstellungen bekriegen. Sachkenntnis? Unverzichtbar. Geduld? Noch wichtiger. Lächeln bei Gegenwind – manchmal rettet das mehr als jedes Handbuch.
Digitalisierung: Fluch, Segen oder nur ein weiterer Schrecken?
Ein Stolperstein (und manchmal echtes Ärgernis): Die Digitalisierung. In Mülheim versucht man zwar, Beratungsprozesse online zugänglich zu machen – aber ohne digitale Verzettelung? Schwierig. Manche Betriebe kommen mit, andere kämpfen mit altgedienten Papierakten. Und dann ist da noch die soziale Komponente: Wie soll ich aus der Ferne einschätzen, ob ein Konflikt nur pubertär ist oder das Ausbildungsverhältnis ernsthaft gefährdet? Wirklich lösen lässt sich das selten per Mausklick. Dennoch: Wer digitale Tools klug einsetzt, statt ihnen hinterherzulaufen, schafft sich Freiräume für die eigentliche Beratung. Ein Spagat, der jede Menge Humor, Frustrationstoleranz und Lust am Unvollkommenen verlangt.
Fazit? Nein. Aber ein Fingerzeig.
Am Ende bleibt der Eindruck, dass der Berufsalltag der Ausbildungsberater alles ist, nur nicht stromlinienförmig. In Mülheim mischt sich Solidität mit Überraschung, Routine mit Ausnahmezustand. Wer als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger an die Sache mit Haltung, Feingefühl und einer Prise Ruhrpott-Realismus herangeht, findet hier echtes Gestaltungsfeld. Perfekt wird’s nie – aber das hat im Revier ohnehin Tradition.