Ausbildung Ausbildungsberater in Kiel
Beruf Ausbildungsberater in Kiel
Wofür braucht Kiel eigentlich Ausbildungsberater – und wer tut sich das an?
Manchmal frage ich mich, ob die durchschnittliche Kieler Frühstücksgemeinde eigentlich ahnt, wie viel Verhandlungs-, Organisations- und Zuckerbrot-und-Peitsche-Taktik in der Arbeit eines Ausbildungsberaters steckt. Klingt auf dem Papier – mal ehrlich – recht harmlos: Junge Leute, Unternehmen, ein bisschen Beratung. In Wirklichkeit ein Tagwerk irgendwo zwischen Coach, Mediator und Problemlöser – mit gelegentlichem Hang zur Feuerwehrmann-Mentalität. Wer als Berufseinsteiger in diesen Bereich stolpert oder als erfahrene Fachkraft den Absprung sucht, sollte sich auf ein Terrain mit viel Grauzone einstellen. Und auf Menschen, aber so richtig.
Das Spielfeld: Von Kieler Werften bis Start-ups – ein Akkordeonjob
Kiel ist nicht Berlin, keine Metropole der unbegrenzten Möglichkeiten, aber auch kein verschlafenes Provinznest. Die Stadt atmet Nordwind, Werftgeschichte und maritimes Mittelmaß, gepaart mit unerwartet agilen Dienstleistern und einer wachsenden Tech- und Gesundheitsbranche. Für Ausbildungsberater heißt das: heute in einem Traditionsbetrieb an der Hörn, morgen bei einem Hipster-Firmenkind der Digitalbranche am Exerzierplatz. Was viele unterschätzen: Das Aufgabenprofil zieht sich wie ein Akkordeon. Mal die klassische Beratung an Azubi, Ausbilder und Personalabteilung, dann wieder die „Sanierungsaktion“ in kriselnden Ausbildungsverhältnissen – seien wir ehrlich, da raucht schon mal der Kopf. Heißt im Klartext: Wer lieber monotone Abläufe mag, wird in Kiel als Ausbildungsberater schnell an seine Grenze stoßen.
Zwischen Paragrafen und Praxis: Anforderungen mit Ecken und Kanten
Was verlangt der Job eigentlich? Augenmaß, viel davon. Dazu ein bisschen pädagogisches Fingerspitzengefühl, solide Nerven und, ja, einen gewissen Hang zum deutschen Ausbildungsrecht. In Kiel sind wegen der maritimen Traditionsbetriebe und dem starken Mittelstand besonders häufig Branchen in der Beratung, die ihre eigenen Regeln und Überzeugungen mitbringen. Einen stadtbekannten Schiffsbauer überzeugt man selten mit einer PowerPoint, einen IT-Ausbilder noch viel seltener ohne digitales Grundverständnis. Die Berater, die hier bestehen wollen, sind keine reinen Regelvorleser. Man braucht Lust, sich in sehr unterschiedliche Milieus hineinzuversetzen – und idealerweise die Fähigkeit, mit widersprüchlichen Erwartungen konstruktiv umzugehen. Gut, manchmal ist das nervig, manchmal auch spannend. Kommt darauf an, wie dick das eigene Fell ist.
Gehalt, Entwicklung und „Leuchtturmeffekte“ – der nüchterne und emotionale Blick
Das Thema Gehalt – kaum jemand spricht drüber, alle denken dran. In Kiel bewegt sich der Einstieg meist zwischen 2.800 € und 3.200 €, mit Erfahrung oder Spezialwissen (zum Beispiel Diversity-Management oder digitale Lernkonzepte) sind 3.400 € bis 3.800 € nicht utopisch. Luft nach oben? Ja, selektiv – mit hoher Eigeninitiative, Weiterbildungen und regelmäßigen thematischen Nischen. Gerade die letzten Jahre haben die Nachfrage nach Beratern mit Know-how in digitalen Ausbildungsstrukturen angezogen. Wer sich darauf spezialisieren will – sei es bewusst oder aus reinem Pragmatismus –, trifft hier tatsächlich einen regionalen Bedarf.
Wie bleibt man in Kiel am Puls? Praxisnahe Weiterbildung und ein Schuss Selbstironie
Die Kieler Weiterbildungslandschaft ist nicht spektakulär, aber handfest. Themen wie interkulturelle Kommunikation, Azubi-Coaching, Ausbildungsqualitätssicherung oder – in letzter Zeit häufiger – Digitalisierung in der beruflichen Bildung werden angeboten, teils von lokalen Kammern, teils von spezialisierten privaten Anbietern. Persönlicher Eindruck: Wer nicht bereit ist, da selbst die Initiative zu ergreifen, verkümmert fachlich bald zum Vermittlungsklischee. Kiel zwingt einen, den gutbürgerlichen Trott gelegentlich abzulegen – sei es durch regionale Pilotprojekte, spontane Netzwerktreffen am Wasser oder die manchmal eigenwillige Mischung aus hanseatischer Zurückhaltung und nordischer Direktheit.
Selbstbild und Realität – Wer passt wirklich in diesen Job?
Ganz ehrlich: Nicht jeder, der kommunikativ oder organisationsstark ist, wird in Kiel ein zufriedener Ausbildungsberater. Die Stadt braucht Menschen, die in der Lage sind, Spannungsfelder nicht nur auszuhalten, sondern gezielt zu nutzen. Wer Frustration an sich abgleiten lässt und dennoch Begeisterung für die Entwicklung junger Menschen aufbringt, ist im Vorteil. Ich selbst habe erlebt, dass der berühmte „Kieler Realismus“ manchmal ein Segen ist, manchmal eine Bremse. Aber immer der beste Nährboden für ein Berufsbild, das sich zwischen klassischer Beratung und moderner Prozesssteuerung bewegt. Man muss es wollen. Und: Man sollte wissen, was einen emotional erwartet. Sonst wird die Ostsee einen schneller nass machen, als die nächste Generation Ausbildungsinteressierter „Moin“ sagen kann.