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Mersmann Optik | 42275 Münster, Hamm
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Augenoptiker – klingt erst mal nach staubtrockenem Detailgeschäft. Eben einer dieser Berufe, die irgendwo zwischen Handwerkskunst und Technik-Hickhack existieren. Und dann sitzt man da, Tag eins in einer Wuppertaler Werkstatt: keine Spur von Routine, dafür jede Menge Millimeterarbeit zwischen Bille und Realität. Wer glaubt, dass es hier nur ums Brillenglasdrehen oder Fassungsbiegen geht, hat eindeutig noch nie die Werkbank aus der Nähe gesehen. Vielleicht klingt das jetzt dramatischer als nötig, aber mal ehrlich: Eine falsch geschliffene Kante, und schon lässt sich die teuerste Fassung nicht mehr retten. Herzlichen Glückwunsch, Szeneapplaus für die Kopfschüttler. Manchmal fragt man sich: Warum tut man sich das eigentlich an?
Kein Tag ohne Überraschung. Zwischen Laptop-kompatiblen Blaulichtfiltern, extradünnen Gläsern und Omas nostalgischer Goldrandfassung entwickelt sich ein Know-how-Mix, der in kaum einer Broschüre steht. Neuste CNC-Schleifmaschinen, digitale Zentriersysteme – ja, das gibt’s hier in der Ecke inzwischen auch, nicht nur in hippen Großstadtstudios. Aber Technik ist nicht alles. Gerade in Wuppertal, wo die Menschen oft ihre Brille jahrelang tragen, zählt am Ende die Sorgfalt – und eben die Ehrfurcht vor dem Lieblingsstück, das seit den 80ern überlebt hat. Das ist keine Raketenwissenschaft– aber auch kein Spaziergang.
Wer hier anheuert, landet meist nicht zufällig in Wuppertal. Es gibt Gründe: die bodenständige, oft inhabergeführte Handwerksstruktur; keine anonyme Kette, sondern kleine Teams, in denen jeder zählt – dafür aber eben auch mehr Verantwortung. Die Gehälter? Wer mit 2.400 € anfängt, liegt im regionalen Mittelfeld; erfahrene Kolleginnen schaffen locker 2.700 € bis 3.100 €, selten ein Ausreißer darüber. Manchmal fragt man sich, ob das angesichts steigender Mieten reicht – aber, ja gut, Handwerk war eben nie das schnelle Geld. Dafür gibt es andere Pluspunkte: Eigenverantwortung, kaum Großraumbüro-Schickimicki, und der Chef weiß meistens noch, wie du zum Kaffee trinkst. Kann nerven. Ist aber auch verbindend.
Viele reden von „Fachkräftemangel“ – hier spürt man ihn tatsächlich, aber nicht immer da, wo’s die Kammer-Statistiker hinmalen würden. Gut ausgebildete Handwerker, die CNC-Maschine und Feilenset gleichermaßen beherrschen? Eher die berühmte Stecknadel. Manchmal, wenn der dritte Azubi wieder hinwirft, denke ich: Ist das ’ne Generationenfrage? Vielleicht. Gleichzeitig öffnen sich neue Türen: Fortbildungen werden auch in der Region angeboten – von Kontaktlinsen-Anpassung bis Refraktionsbestimmung. Wer will, kann sich spezialisieren, zum Beispiel auf Kinderoptometrie (gar nicht mal so langweilig). Was viele unterschätzen: Die Digitalisierung macht hier nicht alles leichter – Softwareaktualisierungen treiben so manchen in den Wahnsinn, aber dafür gibt’s tatsächlich Erleichterungen, wenn man sich drauf einlässt. Klingt paradox. Ist aber so.
Wuppertal ist nicht München, auch nicht Hamburg – aber die Mischung aus Industriegeschichte, Eigenbrötlertum und familiären Betrieben verleiht der Optikerwerkstatt hier einen eigenen Takt. Zwischen Schwebebahn-Romantik und Einkaufsstraßeneinerlei entstehen immer wieder kleine Innovationsinseln: Nachhaltige Fassungsmaterialien, Reparatur statt Wegwerfen und übrigens – ganz neu – lokale Kooperationen mit Gesundheitszentren, die handwerkliches Know-how noch einmal neu interpretieren. Nicht alles gefällt jedem. Muss es auch nicht. Vielleicht ist das genau das, was diesen Beruf am Ende so eigenwillig macht: Wer Werkstattluft hier schnuppert, bleibt selten ohne Meinung. Zwischen Feile, Frustmomenten – und echtem Stolz. Oder?
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