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Mersmann Optik | 46045 Münster, Hamm
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Mersmann Optik | 46045 Münster, Hamm
Manchmal fragt man sich: Haben die Leute da draußen eigentlich eine Ahnung, wie viel Sorgfalt und Präzision in so eine Brille fließt, bevor Sie dem Kunden über die Theke gereicht wird? Die meisten verbinden mit Augenoptik das freundliche Lächeln im Verkaufsraum – selten die Werkstatt im Hinterzimmer. Doch genau dort, zwischen Schleifscheiben, Mikroschrauben und Lötbrennern, entscheidet sich, ob am Ende alles passt. Gerade hier in Oberhausen, am Rand des Ruhrgebiets, spielt die Werkstatt eine Rolle, die oft unterschätzt wird – vielleicht, weil sie nicht so glänzt wie die große Einkaufsstraße vor der Tür.
Wirklich, Werkstattoptik ist so gar kein Handwerk von gestern – wer hier frisch einsteigt oder überlegt zu wechseln, merkt schnell: Die alten Zunft-Wahrheiten sind zwar noch lebendig (Stichwort: sauberes Arbeiten, gutes Auge für Details, Fingerspitzengefühl), aber das Tagesgeschäft hat sich in den letzten Jahren doch gehörig gewandelt. Die Digitalisierung ist angekommen. Fräser, die früher per Hand geführt wurden, werden heute von halbautomatischen Systemen ergänzt, Formscanner spucken binnen Sekunden Daten aus, die früher ein Maßschieber mühsam liefern musste. Dennoch: Ohne den Blick für‘s Detail bleibt alles bloße Technikspielerei. Oberhausens Betriebe – von der familiengeführten Optikerstube auf der Marktstraße bis hin zu Filialisten in den Einkaufszentren – legen Wert darauf. Die Kundschaft ist anspruchsvoll, vielleicht auch ein wenig kritisch – Ruhrpott eben.
Jungen Augenoptiker:innen – oder jenen Fachleuten, die nach Jahren der Beratung zurück in die Werkstatt drängen – begegnet schnell die bodenständige Realität dieses Berufsfelds: Kein Tag gleicht dem anderen. Es ist ein Wechsel zwischen Schleifanlage, Lötpistole und Computer, mal in meditativer Feinarbeit an titanlosen Fassungen, mal unter Zeitdruck, wenn fünf Brillen am Stück für denselben Nachmittag auslieferungsfertig werden sollen. Manchmal ist es Frust – eine Kunststofffassung, die partout nicht in ihre Halterung will; dann wieder pure Zufriedenheit, wenn nach einer knappen Stunde alles sitzt. Wer hier glücklich werden will, sollte Freude an variabler Arbeit haben. Sprich: Routine gibt Sicherheit, aber Stillstand gibt’s selten.
Was viele unterschätzen: Die Gehaltslage ist, für einen Handwerksberuf, im bundesweiten Mittelfeld angesiedelt. In Oberhausen bewegen sich Einstiegsgehälter meist zwischen 2.150 € und 2.400 €, mit steigender Erfahrung und Zusatzkenntnissen (wie Reparatur seltener Werkstoffe oder Bearbeitung spezieller Kontaktlinsen) können es auch 2.600 € bis 2.900 € sein. Klingt auf den ersten Blick unspektakulär – aber vergleicht man den Arbeitsdruck, die geregelten Abläufe und die seltenen Überstunden mit anderen Handwerken, relativiert sich das Bild schnell. Wer die technische Werkstattarbeit mit gelegentlichen Service-Einsätzen kombiniert, hat häufig auch Zugang zu Bonusmodellen, doch viel hängt vom jeweiligen Arbeitgeber ab.
Die Region Oberhausen ist speziell: Das Einzugsgebiet ist stark von Multiplikatorfaktoren geprägt. Viele der kleineren Betriebe leben von Stammkundschaft. „Frau Meier will ihre Lieblingsbrille repariert – und zwar noch heute!“ – so oder ähnlich klingen die Tagesaufgaben. Der demografische Wandel zeigt sich auch hier: Sehbedürfnisse werden vielfältiger, Ansprüche steigen. Brillen sind längst Lifestyle-Produkte, daneben fordern neue Technologien wie Blaulichtfilter, Gleitsichtschliffe oder ultraleichte Fassungen echtes Umdenken. Gleichzeitig beobachten viele Kollegen, dass die klassische Werkstattausbildung durch die allgemeine Akademisierung der Branche droht, in den Hintergrund zu geraten. Schade eigentlich – denn gerade die Praxisnähe macht diesen Job im Ruhrpott aus.
Eines bleibt: Wer in die Werkstatt der Augenoptik will, braucht beides – robuste Nerven und die Bereitschaft, sich auf Details einzulassen, die andere gar nicht sehen. Multitasking, ein Ohr für Kundentöne und Sinn für Tradition sind gefragt, ebenso wie Anpassungsfähigkeit an technische Neuerungen. Vielleicht könnte manches an der Ausbildung modernisiert werden. Oder liegt da der Hund gar nicht begraben? Immerhin: In Oberhausen läuft manches pragmatischer und ehrlicher als anderswo. Wer das mag, findet genau hier seine Nische. Ob als Berufseinsteiger:in, Quereinsteiger oder erfahrener Werkstattfuchs – diese Nische ist nicht nur traditionell, sondern zukunftsfähig. Wenig Glanz, viel Feingefühl. Aber genau das macht den Reiz.
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