Mersmann Optik | 51373 Münster, Hamm
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Mersmann Optik | 51373 Münster, Hamm
Es gibt Berufe, die sieht man selten in Imagefilmen. Der „Held“ an der CNC-Schleifmaschine, Mief von Polierstaub statt Espresso-Duft – das ist selten Werbematerial. Aber unter uns: Wer sich als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger für die Augenoptiker‑Werkstatt entscheidet, landet bei Weitem nicht in einer verstaubten Nische. Eher steht man mit einem Bein in der Welt der Präzisionstechnik – und mit dem anderen mitten im Leben, irgendwo zwischen Kundenkontakt, Handwerk und feinmechanischer Herausforderung. Besonders in Leverkusen, wo sich Tradition und technologische Modernität regelmäßig die Klinke in die Hand drücken.
Hier drehen sich keine reinen Fließbänder, kein routiniertes „Knöpfchendrücken“ aus der Serienproduktion: Die Werkstatt ist der Ort, wo Standard auf Sonderwunsch prallt. Tag für Tag wird klar, warum ein Händchen für Details und Augenmaß mehr zählt als jede schicke Imagebroschüre. Ja, Fertigteile gibt es – aber die wirkliche Arbeit beginnt, wenn Rohlinge ankommen, aus der Schublade schielen und irgendwann passgenau im Kundenmodell sitzen sollen. Doch spätestens beim ersten zerschnittenen Glas merkt jeder: Das Fertigungsfeeling? Ist kein Selbstläufer. Das berühmte „Augenmaß“ bekommt hier einen neuen Klang, beim Zentrieren, Schleifen, Anpassungen am Rahmen. Was viele unterschätzen: Moderne Geräte, von der digitalen CNC-Maschine bis zum Spektralmessgerät, sind eben nur so smart wie der Mensch, der sie bedient. Kein Algorithmus korrigiert einen schräg geklebten Nasensteg.
Was hat Leverkusen, was andere Städte nicht bieten? Klar, der Großbetrieb einer weltbekannten Chemiefirma prägt die Stadt und wirft einen langen Schatten. Die Kundenstruktur? Durchmischt. Handfeste Handwerker, kaufkräftige Akademiker, Schüler, Altgewordene. Vom Kind, das friemelnd die Brille verbiegt, bis zum Professor, der Wert auf optimierte Gleitsicht legt: Die Anforderungen an die Werkstatt wechseln im Tagesrhythmus. Dazu kommt: Leverkusens Altersstruktur, als Parabel auf den bundesdeutschen Trend, verschiebt sich ruckartig nach oben – Bedarf an Reparaturen und passgenauen Brillengläsern inklusive. Oder, etwas spitzer gesagt: „Randlos“ ist hier längst nicht nur ein Brillenstil, sondern beschreibt auch die Geduld der meisten Kunden nicht unbedingt.
Nun zu einer Frage, die selten laut gestellt, aber still immer mitgeliefert wird: Lohnt sich das finanziell? Als Berufseinsteiger liegt das Gehalt in Leverkusen häufig bei etwa 2.400 € bis 2.700 € – mit Spielraum nach oben für Werker voller Erfahrung, Spezialwissen oder Zusatzqualifikationen. Mit ein paar Jahren Feinarbeit am Schleifstein und einem souveränen Umgang mit den Kunden rutscht der Durchschnitt oft Richtung 2.800 € bis 3.200 €. Die dortigen inhabergeführten Betriebe zahlen (meine Erfahrung) höchst unterschiedlich, je nachdem, ob man als „Allrounder“ in Werkstatt und Verkauf gefragt ist oder sich als präziser Techniker für Spezialanpassungen bewährt. Natürlich, das ist keine Chemikerstelle – aber die technische Komponente, die tagtäglich abgerufen wird, erscheint oft unterschätzt. Was die Zukunftsperspektive angeht: Handwerk bleibt gefragt, Hightech hin oder her. Wer bereit ist, sich mit digital gesteuerten Geräten auseinanderzusetzen – oder auch mal eine gefühlte Ewigkeit an einer Feinjustage zu knobeln –, dem wird hier selten langweilig.
Wer meint, die Werkstatt eines Augenoptikers sei ein Ort, an dem Stillstand die Regel ist, irrt gewaltig. Neue Materialien – ultraleichte Kunststoffe, High-End-Beschichtungen, Smartphone‑gesteuerte Sehanalysen – bestimmen längst, wie gearbeitet wird. Leverkusen, irgendwo an der Schnittkante zwischen Ruhrgebiet und Rheinland, ist nicht nur adoptiertes Chemiezentrum, sondern beherbergt auch zahlreiche Werkstätten, die eng mit regionalen Technikzulieferern und Fachschulen zusammenarbeiten. Möglichkeiten zur Weiterbildung sind durchaus vorhanden, wahlweise im Rahmen von Kleingruppenseminaren bis zu herstellerspezifischem Intensivtraining. Die eigentliche Herausforderung – und das mag wie ein Nebensatz klingen – bleibt aber der permanente Spagat: Traditionelle Handgriffe müssen sitzen, Neuheiten dürfen nicht verschlafen werden. Und das immer wieder, bis der Kunde sein neues Nasenfahrrad glücklich abholt – und man mit Fingerspitzengefühl, Lupe und einem halben Stoßseufzer an die nächste Reparatur geht. Nicht immer glamourös. Aber überraschend vielseitig, wenn man ehrlich ist.
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