Mersmann Optik | 47803 Münster, Hamm
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Mersmann Optik | 47803 Münster, Hamm
Es gibt Berufe, die kennt jeder – und es gibt Berufe wie den des Augenoptiker Werkstattmenschen, die irgendwie im Schatten stehen. Was schade ist, denn gerade hier, in den Werkstätten Krefelds, steckt viel mehr Leben und Können drin, als Außenstehende ahnen. Brillen schleifen, Fassungen reparieren, Kundenwünsche technisch möglich machen – Handwerk, das jeden Tag neu erfunden wird. Doch wie fühlt sich das an, wenn man am Anfang steht oder schon ein paar Jahre Erfahrung hat und – nun ja – denkt, da müsste sich doch mehr draus machen lassen?
Wer selbst an der Werkbank steht, weiß: Von Monotonie kann keine Rede sein. Spätestens beim fünfundzwanzigsten Wechselglas für die Oma mit der Achtzigerjahrefassung merkt man, dass Geduld keine Zierde, sondern Überlebensstrategie ist. Heißschleifgerät, Fräse, Polierstab – wer die Geräte in- und auswendig kennt, der weiß auch: Die Technik entwickelt sich rasend weiter. In Krefeld sind seit ein paar Jahren digitale Messsysteme und halbautomatische CNC-Schleifautomaten im Trend – das klingt spacig, ist aber harte Realität. Das Gute: Man muss nicht programmieren können, aber technisch denken sollten Augenoptiker im Werkstattbereich mittlerweile schon.
Was viele unterschätzen: Im Werkstattbereich reicht es nicht, Brillengläser ins Gestell zu drücken und zu hoffen, dass nichts kracht. Es geht ums Detail – um Zehntelmillimeter, um Materialien, die zickiger sind als so mancher Kunde. Titandraht? Lässt sich biegen, aber wehe, der Schliff stimmt nicht auf den Zehntel genau. Kunststoff? Schön leicht, ärgerlich beim Richten. Kerzenlichtatmosphäre, feuchte Fenster und Lieferdruck – an manchen Tagen eine Mischung, die man kaum bühnentauglich erzählen kann. Und doch: Wer Freude an sichtbarem, handfester Arbeit hat, wird in Krefelds Werkstätten ziemlich oft mit einem zufriedenen Grinsen Richtung Feierabend gehen.
Die Optikbranche verändert sich gerade spürbar. Stichworte: 3D-Scan, individualisierte Glasformen, smarte Materialien. Krefeld ist kein Silicon Valley, aber die Nähe zum Ruhrgebiet und zu Düsseldorf sorgt für frischen Wind. Kleinere Betriebe setzen inzwischen verstärkt auf Spezialisierung: Re-Design alter Fassungen, Nachhaltigkeit bei Materialien, Express-Service für zerbrochene Lieblingsbrillen. Manches davon Create-your-own-Glasses-Charme, manches pure Notwendigkeit, um Kundenbindung herzustellen. Wer heute einsteigt, muss offen sein für Weiterbildung – keine Frage. Lokale Fachakademien und überbetriebliche Kurse bieten die Chance, Neues zu lernen, ohne dass der Kopf raucht. Und mal ehrlich: Wer Lust hat, sich weiterzuentwickeln, findet hier einen Nährboden – samt traditioneller Werkstattkneipe ums Eck.
Geld ist nicht alles, aber – reden wir nicht drum herum – das Monatsende kommt bestimmt. Einstiegsgehälter im Werkstattbereich liegen in Krefeld meist bei 2.400 € bis 2.700 €, mit etwas Erfahrung und Spezialisierung sind 2.800 € bis 3.200 € realistisch. Darf’s mehr sein? Nur, wenn Meistertitel, Zusatzaufgaben oder Schichtdienste dazukommen. Und klar: In inhabergeführten Betrieben zählt oft das Wort mehr als das Protokoll, dafür gibt’s aber auch mal ein ehrliches Schulterklopfen. Wer auf gläserne Decken, aber auch auf menschliche Wärme und Beständigkeit Wert legt – der wird sich hier, zumindest nach meiner Einschätzung, wohler fühlen als im anonymeren Filialbetrieb.
Ich habe den Eindruck, dass viele unterschätzen, was es bedeutet, täglich Menschen besser sehen zu lassen und dabei still im Hintergrund zu werkeln. Ob Meisterbrief oder „nur“ Gesellenstatus: In Krefeld steht handwerkliches Können hoch im Kurs, Technikaffinität sowieso. Vielleicht ist das nichts für Leute, die Hochglanzjobs und Karrieretreppen suchen. Aber wer Freude an cleverer Problemlösung, ehrlicher Arbeit und einem Schuss Altbier nach einem gelungenen Feinschliff hat – dem sei gesagt: Die Werkstatt lebt. Und sie braucht Menschen, die mitdenken, mit anpacken. Ganz ohne Blenderfilter.
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